Deutsche und der Antisemitismus

Haben sich die Deutschen sich in Sachen Antisemitismus seit 1945 positiv weiterentwickelt?

Bis vor ein paar Monaten habe ich dies, auch in Israel, noch bejaht, nun bin ich mir da nicht mehr so sicher.
Kaum berichtet man von seinem kurz zurück liegenden Besuch in Israel, muss der deutsche Gesprächspartner in der Regel erste einmal ungefragt klar stellen, dass die Juden ja Landräuber seien. Abgesehen davon, das große Teile des 1948 gegründeten Staates Israel schon in jüdischem Besitz waren, und daher diese Aussage schlicht falsch ist, frage ich mich, warum man diese Aussage unbedingt los werden muss?
Über die USA beispielsweise habe ich solches noch nicht gehört. Zirka 15 % der dortigen Bevölkerung sind deutscher Abstammung, wohlgemerkt, und dort stellt sich die Frage, wer wem welches Land genommen hat, wohl kaum. Begrüßt man einen US-Amerikaner auch mit der Aussage, er habe das Land, auf dem er lebt, geraubt? Ich habe dies noch nicht erlebt.
Die Kritik an Israel richtet sich selbstverständlich nur gegen die Regierung, gegen Juden habe man ja nichts, wie die meisten betonen. „Und die Juden zögen aus dem Holocaust eh nur ihre Vorteile“, erklärte mir eine deutsche Tischnachbarin, verheiratet mit einem Iraner, vor ein paar Tagen. Nach einem Beispiel gefragt, wurde es still, warum nur? War da die Zunge schneller als der Kopf? Auch hier wieder: Die Juden wollen sich nur bereichern, ach ja, sie meinte ja nur die israelische Regierung.
Auch könne Sie nicht verstehen, warum die Juden nach 1933 in Deutschland geblieben seien. Es wussten ja alle Juden, wie auch alle Deutschen, dass Sie vergast würden. Was wollte mir besagte „Dame“ damit sagen: Die Juden sind zumindest teilweise selber schuld, dass Sie vergast wurden?
Ich frage mich, welche ethische Grundlagen diese Personen haben, die Opfer nun noch für ihr Schicksal zumindest mitverantwortlich machen, wenn nicht sogar zu Mit-Tätern machen wollen.
Meine Entgegnung, dass die Bevölkerung und auch die Juden nicht wussten, was die Shoa war, entgegnete diese, das wüsste Sie von vielen alten Deutschen. Es stellt sich die Frage, woher diese Deutschen es angeblich wussten? Aus dem Internet, von der freien Presse, aus dem Stürmer? Soviel dreiste Lügerei hat selbst bei mir Sprachlosigkeit erzeugt.
Ein paar Tage später auf dem Schiesstand, ja ich gehe gerne Pistolenschiessen.
Man unterhält sich über den Sport, dass man in Israel schießen war, und … ja da kam es wieder, ungefragt, wie das „guten Tag“, wenn man sich begrüßt:“ Israel ist ja eh eine illegale Staatsgründung. Die haben da nichts zu suchen“. Der Verweis, dass dies ein UNO Beschluss war, wird beantwortet mit der Aussage, aber die Briten hätten doch …! Von Völkerbunds Mandat und UNO Verwaltung noch nie was gehört. Interessant, der mir gegenüber redet über Dinge, die er gar nicht kennt. 1947, 2 Staaten Beschluss der UNO, von Israel anerkannt, nur von den Arabern abgelehnt, schon mal gehört? Mein gegenüber: Aber ich bleibe bei meiner Meinung.
Woher kommt dieser Hass, frage ich mich immer wieder?
Liegt die Erklärung u.a. wirklich in dem Satz begründet: „Und die Deutschen werden den Juden Ausschwitz nie verzeihen“? Warum können so viele Deutsche nicht akzeptieren, dass dort in deutschen Namen etwas geschah, was ein Verbrechen war? Und in dieses Verbrechen waren wie auch immer die Generation unserer Großväter und Urgroßväter mehr oder minder verstrickt. Ist die Akzeptanz dieser Tatsache so schwer? Und wenn, warum? Ich bin Deutscher, ich bin Patriot, und kann auch mit diesem Kapitel deutscher Geschichte leben.
Wie ich sie hasse, diese antisemitischen und braunen Dummschwätzer, die von nichts eine Ahnung haben, aber den Antisemitismus des 3. Reiches nahtlos weiter leben, glauben und predigen.
Hat sich das Bewusstsein vieler Deutscher positiv geändert?
Ich zweifle immer mehr daran.

Ein Gedanke zu „Deutsche und der Antisemitismus

  1. Hast schon recht – hat sich nicht viel verändert. Interessante Homepage!

    Übrigens , rein völkerrechtlich ist die Gründung eines jüdischen Staates nicht erst von der UNO, sondern bereits im April 1920 bei den Verhandlungen von San Remo beschlossen worden und vom Völkerbund erklärt worden.

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