Kommissar aus Aachen muss sich ab September vor dem Schöffengericht Bitburg verantworten
Drohte Polizist mit Blutbad?
Von Nachrichten-Redakteur Burkhard Giesen
Aachen/Bitburg. Der vom Dienst suspendierte Polizeihauptkommissar Helmut J. vom Linnicher Polizeiinstitut muss sich ab September vor dem Schöffengericht Bitburg verantworten. Der Vorwurf reicht von nationalsozialistischen Äußerungen bis Körperverletzung und Einbruch.
Bereits im April sollte gegen den 50-jährigen Beamten, der in Aachen wohnt, verhandelt werden. Der Prozess musste wegen der großen Zahl von Zeugen – über 30 Personen sollten angehört werden, darunter auch der Direktor des Bitburger Gerichts neu terminiert werden.
Die Liste der Vorwürfe gegen den in Linnich beschäftigten Polizisten ist lang. Zusammen mit seiner Ehefrau besitzt der 50-Jährige mehrere Ferienhäuser in Gaymühle in der Nähe von Bitburg. Die Ferienhäuser hat Helmut J. offensichtlich vorwiegend an Personen mit einer Vorgeschichte vermietet. „Bereits vor der Unterzeichnung des Mietvertrags sagte mir, dass ich vorbestraft bin. Er sagte mir, dass er Einblick in meine Strafakten hatte“, gab eine Zeugin laut einem Zeitungsbericht vor Gericht zu Protokoll.
Auch weitere Zeugen sollen diese ungewöhnliche Praxis bestätigt haben. Damit aber offenbar nicht genug: Der Polizeibeamte soll die so überprüften Mieter unter Druck gesetzt haben. „Wir mussten für ihn arbeiten“, wird eine Zeugin zitiert. Vorgeworfen wird J. zudem, dass er Dienstfahrten genutzt habe, um Mieten einzutreiben. Auch mit nationalsozialistischen Äußerungen soll der Polizist aufgefallen sein.
Als „Gauleiter“ aufgespielt
So soll er sich als „Gauleiter“ aufgespielt. Behinderte als „Asoziale, die zwangssterilisiert werden sollten“, bezeichnet haben. Ermittelt wird aber auch, weil er in einem Fall einen behinderten Jungen geschlagen und gewürgt haben soll. Zeugen, die vor Gericht erscheinen wollten, soll der Polizeibeamte ebenfalls bedroht haben. Eine Zeugin berichtete, J. habe gedroht, „mit einem Maschinengewehr durch den Ort“ zu gehen und ein Blutbad anzurichten.
Wie Hans-Joseph Rademacher, Leiter des Linnicher Ausbildungsinstituts, erklärte, sei der Beamte nach Bekannt werden der Vorwürfe vom Dienst suspendiert worden. Das geschah bereits zur Jahreswende 2000/2001. Rademacher: „Der Beamte war mehr als zehn Jahre bei uns beschäftigt. Er war immer unauffällig. Wir sind alle aus den Wolken gefallen, als wir von den Vorwürfen gehört haben. Er selbst bestreitet das alles.“
Der Leitende Oberstaatsanwalt Horst Roos hält die Vorwürfe für „ausreichend erwiesen“.
Quelle: Aachener Nachrichten 27.08.2003