Eltern mit „harter Hand“ Die krassen Folgen eines gewalttätigen Erziehungsstils

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Eltern mit „harter Hand“ Die krassen Folgen eines gewalttätigen Erziehungsstils

Von Alice Lanzke | Stand: 11:44 Uhr | Lesedauer: 3 Minuten

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Keine gute Idee, für niemanden: ein gewalttätiger Erziehungsstil

Quelle: Getty Images/Images Bazaar

Sehr strenge und aggressive Erziehung kann nach hinten losgehen: Jugendliche reagieren darauf ganz anders als gewollt. Auch fürs spätere Leben ist die „harte Hand“ keine gute Idee.

Strenge Eltern erreichen mit Härte nicht selten das Gegenteil. Ihr Verhalten führt keineswegs zu guten Leistungen des Sprösslings, sondern fördert eher dessen Versagen in der Schule. Die negativen Folgen setzen sich fort: Der Lebenserfolg des Kindes kann dadurch von vornherein infrage stehen. Das bestätigt eine Studie.

Mit harter Hand erzogene Heranwachsende orientierten sich stärker an Freunden als an ihren Eltern, berichten Forscher im Fachmagazin „Child Development“. Sie gaben an, eher Zeit mit Freunden zu verbringen, statt Hausaufgaben zu machen, oder Regeln zu brechen, um Freunde zu behalten. Als „harte Erziehung“ galten für die Forscher Anschreien, Schlagen und die Androhung von verbalen oder körperlichen Strafen.

Die Forscher um Rochelle Hentges von der Universität Pittsburgh nutzten Daten von 1060 Teilnehmern der Langzeitstudie „Maryland Adolescent Development in Context“ (MADICS). Darin geht es um den Einfluss sozialer Bedingungen auf die akademische und psychosoziale Entwicklung Heranwachsender vom 12. bis 21. Lebensjahr. Erfasst wird, inwiefern die Heranwachsenden verbalen oder körperlichen Attacken ihrer Eltern ausgesetzt waren. Außerdem gibt es Fragen zu Interaktionen mit Gleichaltrigen, zu kriminellem Verhalten und zur Sexualität. Am Ende wird der höchste erreichte Bildungsabschluss abgefragt.

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Das Ergebnis: Kinder, die in der 7. Klasse sehr streng und aggressiv erzogen wurden, sahen zwei Jahre später Gleichaltrige und Freunde oft als wichtiger an als etwa das Befolgen elterlicher Regeln. Dies wiederum führe zu einem riskanteren Verhalten in der 11. Klasse, schreiben die Wissenschaftler.

Während Mädchen früher sexuell aktiv würden, zeigten Jungen einen größeren Hang zu Kriminalität als moderat erzogene Gleichaltrige. Das beeinflusse den schulischen Gesamterfolg und führe zu höheren Abbruchraten in High School oder College.

Ein gewalttätiger Erziehungsstil löse einen „Komplex kaskadenartiger Prozesse“ aus, die gegenwartsorientiertes Verhalten zulasten zukunftsorientierter Bildungsziele förderten, so Hentges. „Jugendliche, deren Bedürfnisse nicht durch ihre primären Bezugspersonen erfüllt werden, können Bestätigung bei Gleichaltrigen suchen.“ Das könne auf ungesunde Weise geschehen und zu gesteigerter Aggression, Kriminalität und frühem Sexualverhalten führen – auf Kosten von Langzeitzielen wie einem höheren Bildungsabschluss.

Gewalt auch in Deutschland noch immer Alltag

Überraschend seien die gefundenen Zusammenhänge nicht, sagt Holger Ziegler von der Universität Bielefeld. Die Studie bestätige klar, „dass sich Beschimpfungen und Körperstrafen nicht gedeihlich auf die Entwicklung junger Menschen auswirken“. Der Erziehungswissenschaftler hatte 2013 mit einer Studie gezeigt, dass Gewalt für viele Heranwachsende in Deutschland noch immer Alltag ist. Fast ein Viertel der Kinder und Jugendlichen wird demnach von Erwachsenen oft oder manchmal geschlagen.

Die Autoren der Studie in „Child Development“ hoffen, dass ihre Ergebnisse zu Präventions- und Interventionsprogrammen führen. „Da insbesondere Kinder, die einer harten oder aggressiven Erziehung ausgesetzt sind, Bildungsziele häufig verfehlen, sollten sie zum Ziel passender Interventionen werden“, so Wang.