Fr, 2. Mär. 2012 Zwischen Broder-Fans und seinen Kritikern brodelt es heftig Michael Jocham aus Aachen signalisiert, nachdem die Deutsch-Israelische Gesellschaft (DIG) Aachen ihren Ehrenpreis an Henryk M. Broder verliehen und das eine hitzige Debatte ausgelöst hat, seine Unterstützung für Aachens Bürgermeisterin Hilde Scheidt, die den Preisträger hart kritisiert: Ich schließe mich voll und ganz der Meinung von Hilde Scheidt zu Broder und ihrer berechtigten Kritik gegenüber der Politik Israels an. Wer mich deswegen einen Antisemiten und Feind Israels schimpft, der soll das tun. Ich muss und kann damit leben. Jürgen Kutsch aus Aachen meint dazu: Der DIG-Vorsitzende Aachen, Axel Holst, hat der DIG einen Bärendienst erwiesen. Mit Henryk M. Broder verteidigt er einen Publizisten, der nicht nur „hier und da über das Ziel hinausschießt“, sondern genau dies zu seiner Maxime macht. Dabei verfestigt sich der Eindruck, dass bei Herrn Broder nicht die israelische Angelegenheit, sondern sein eigenes Ego im Mittelpunkt seiner Betrachtungen steht. Frau Scheidt, die sich beharrlich, unaufgeregt, wohltuend geräuschlos und überaus fruchtbar für die Völkerverständigung einsetzt, antisemitisches Gedankengut zu unterstellen, ist unverschämt und pervers. Norbert Klüppel aus Aachen schreibt zum selben Thema: Die von Henryk M. Broder und seinen ihn ehrenden Bewunderern in der DIG-Aachen geschwungene Antisemitismuskeule hat dieses Mal eindeutig das falsche Opfer getroffen: Die gewählte Bürgermeisterin Aachens, Hilde Scheidt, kennt man als Freundin Israels mit wachem Gespür für alles, was auch nur entfernt als antisemitische Äußerung verstanden werden kann. Horst Neckenig aus Aachen stellt sich vor Hilde Scheidt: Die Anschuldigungen, die gegen Frau Scheidt vorgebracht werden, sind inhaltlich absurd und verbal unerhört. Es muss die Frage erlaubt sein, wer hier eigentlich antisemitische und antiisraelische Ressentiments schürt. Die verbalen Entgleisungen Henryk M. Broders jedenfalls sind denkbar ungeeignet, Sympathie oder Verständnis für Israels Umgang mit seinen Problemen zu erzeugen. Dore Prinz aus Monschau kritisiert die DIG Aachen: Vielleicht sollte DIG-Vorsitzender Holst vor der Vergabe von Ehrenpreisen genauer nachsehen. Hut ab vor Hilde Scheidt! Als aufmerksam und kritisch denkender Mensch behalte ich mir doch bitte vor, wie ich die Politik anderer Länder beurteile. Ich bin noch lange kein Franzosen-Hasser, wenn ich die französische Politik Mist finde, geschweige denn ein Antisemit, wenn ich Israels politische Vorgehensweise in diversen Krisensituationen verurteile. Jürgen Hohlfeld und Ursula Best von der Arbeitsgruppe „Kein Vergessen“ Würselen solidarisieren sich ebenfalls mit Hilde Scheidt: Mit Entsetzen, aber auch mit einem gesunden Zorn haben wir die unsäglichen Angriffe des Herrn Broder gegen die Bürgermeisterin von Aachen zur Kenntnis nehmen müssen. Die Hasstiraden des Herrn Broder haben nichts mehr mit zuspitzender Polemik zu tun, sondern verletzen zutiefst die Menschenwürde von Frau Scheidt. Broder ist ein Brandstifter, der Öl in das Feuer des Palästina-Konfliktes gießt, indem er alle Kritiker der israelischen Politik als Antisemiten verunglimpft, statt sich mit ihnen intellektuell auseinanderzusetzen. Er leistet damit Israel und seinen Bürgerinnen und Bürgern keinen Friedensdienst, sondern vertieft die vorhandenen Gräben weiter. Vor diesen „Freunden“ sollte Israel geschützt werden, auf jeden Fall aber Hilde Scheidt, die sich aufrichtig für Versöhnung und Frieden in dieser Region einsetzt. Heinz Jussen aus Hergenrath findet: Wie hilflos muss sich Axel Holst fühlen, wenn er einerseits „eine sachliche Diskussion, wenn es um Israel und seine Existenz geht“, will, aber auf der anderen Seite eine Kritik an der zum Teil menschenverachtenden Palästinenserpolitik des israelischen Staates in die Nähe zu der beispiellosen Menschenvernichtungspolitik des Dritten Reiches rückt. Natürlich ist das mit der uneingeschränkten Solidarität mit dem von der DIG ausgezeichneten Journalisten und Autor Henryk M. Broder zu erklären. Vielleicht könnte Hilde Scheidt sogar stolz auf die gegen sie gerichtete Attacke sein, da Broder sich einmal in der Form über seine Kritiker äußerte, dass er stolz auf seine Feinde sei. Könnte – kann sie aber nicht, da sie persönlich, aber auch politisch reagieren musste. Und hier kann ich nur sagen, dass sie stolz auf sich sein kann, da sie mutig und konsequent handelte. Roger Lebien aus Aachen sieht das anders: Bei Links und Grün und dem von Broder gemeinten „friedensbewegten Pack“ liegt in Deutschland vermeintlich die Diskurshoheit. Es kommt erst gar nicht zum politischen Diskurs, also zum „Parlieren“, wie es sich in einer parlamentarischen Demokratie gehört, weil Vorgenannte nicht mehr nur „das sachlich-inhaltliche Recht“ alleine auf ihrer Seite wähnen, sondern bereits die vollständige Alleinentscheidungsbefugnis und -kompetenz darüber bei sich verorten, was überhaupt noch diskutiert werden darf. Das nennt man Denk- und Redeverbote. Es muss einleuchten, dass sich tatsächliche – noch schweigende – demokratische Mehrheiten nicht von linken und grünen Minderheiten das Maul verbieten lassen. Ich gestatte es Frau Scheidt nicht, für mich zu denken, sich für mich stellvertretend zu „sorgen“, noch zu sprechen! Das gestatte ich nur den von mir bei freien Wahlen demokratisch gewählten Volksvertretern. |
Interessanterweise fehlen da die Leserbriefe der ‚anderen Seite‘. Neben mir haben vier mir bekannte Personen Leserbriefe geschrieben, die bis heute nicht veröffentlicht wurden. Wo sind die? So kann man den Aachener Medien eigentlich nur Stimmungsmache unterstellen.