„Kameradschaft“ im Visier der Ermittler

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Sa, 25. Feb. 2012
Aachener Nachrichten – Stadt / Euregio / Seite 7

„Kameradschaft“ im Visier der Ermittler

Sammelbecken für Neonazis aus der Region ist gut vernetzt. Kontakte zu rechten Rockern aus München sind besonders brisant.

Von Marco Rose
und Michael Klarmann

Aachen/Stolberg. Das Ziel der Aachener Polizei ist klar definiert: Rechtsradikale sollen die Grenzregion nicht ungestört als Aufmarschgebiet nutzen können. „Mit allen rechtlichen Mitteln“ will die neue Sonderkommission „Remok“ (Rechts motivierte Kriminalität) deshalb den Bewegungsspielraum der Neonazis einschränken, wie es gestern bei der Vorstellung durch Polizeipräsident Klaus Oelze in Stolberg hieß.

Doch wie will die Polizei das erreichen? Bereits im Vorfeld möglicher Straftaten werde nun ermittelt, erklärte Kriminaldirektor Helmut Wälter, Chef der Aachener Kripo. So soll die Soko den Neonazis mit Methoden zu Leibe rücken, die sonst bei der Bekämpfung von Organisierter Kriminalität zum Einsatz kommen: Telefonüberwachungen, aufwendige Observierungen bis hin zu Hausdurchsuchungen und Razzien in der Szene. „Insgesamt werden wir den Kon­trolldruck massiv erhöhen“, kündigte Soko-Leiter Stephan Zenker an. Künftig werde jeder Neonazi seinen eigenen „Betreuer“ bei der Polizei erhalten. „Die Kollegen kennen ihre Pappenheimer in- und auswendig, ihr Umfeld, ihre Pläne, kennen ihre Handschrift.“

Besonders im Visier der Ermittler: Die „Kameradschaft Aachener Land“ (KAL), das Sammelbecken für rechtsextreme Kräfte in der Region. Die Neonazi-Gruppe vernetzt sich zunehmend mit anderen radikalen Gruppen im In- und Ausland, wird dadurch noch gefährlicher. So bestätigte die Polizei gestern Recherchen unserer Zeitung, wonach die KAL Verbindungen zu militanten Neonazis in München unterhält. Hierfür ist laut Zenker vor allem ein Neonazi verantwortlich, der Anfang 2011 in Aachen wegen des Baus von Sprengkörpern zu einer Bewährungsstrafe verurteilt worden war. Er lebt nach Recherchen unserer Zeitung inzwischen zeitweise in München und ist in der dortigen Szene aktiv geworden.

Kontakte dieses Neonazis hatten zur Folge, dass im Dezember Neonazis aus dem Raum Aachen mit süddeutschen „Kameraden“ an einem Naziaufmarsch nahe der schwedischen Hauptstadt Stockholm teilnahmen. Aachener Ex­tremisten besuchten wiederum im Januar einen Neonazi-Aufmarsch in München, bei dem die Veranstalter die Melodie zum Film Paulchen Panther abspielten. Die rechte Terrorzelle „Nationalsozialistischer Untergrund“ hatte die Trickfilmfigur Paulchen Panther in ihrem Bekennervideo genutzt.

Bei dem Termin in München filmten die Aachener Neonazis zudem eine Szene mit „Kameraden“ der neonazistischen Münchener Rocker-Vereinigung „Jagdstaffel Deutsch – Stolz – Treu“ mit Grüßen an die KAL. Dieser Kontakt dürfte besonders brisant sein. Nach Recherchen von „Report München“ sind Mitglieder der „Jagdstaffel“ schon wegen Waffenbesitzes mit dem Gesetz in Konflikt geraten. In Tschechien sollen sie auf einem Schießstand nahe der Grenze mit scharfen Waffen Schießübungen abhalten.

„Wir sind sicher, dass die uns bekannten Extremisten aus der Region nicht über legale Waffen verfügen“, betonte Oelze gestern. Seine Fahnder sollen dafür sorgen, dass auch keine illegalen Waffen ihren Weg in die Hände Aachener Neonazis finden. „Diese Leute sollen wissen, dass wir sie kennen“, sagte Soko-Chef Zenker drohend.

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