Wer an der Demokratie rührt, bekommt es mit ihm zu tun

Mo, 9. Dez. 2013
Aachener Nachrichten – Stadt / AN Politik / Seite 6

Wer an der Demokratie rührt, bekommt es mit ihm zu tun

Der Schriftsteller Ralph Giordano wird von der Deutsch-Israelischen Gesellschaft Aachen mit dem Ehrenpreis ausgezeichnet

Von Valerie Barsig

Aachen. Unbequem ist das, was er sagt, sicherlich für so einige. Er hat seine Ecken und Kanten und den Hanseaten hört man noch immer in seiner Stimme, auch wenn er mittlerweile in Köln lebt: Ralph
Giordano. All die Kritik, die der Schriftsteller und Journalist formuliert, ist für ihn vor allem eines, nämlich der Kampf mit den Worten gegen diejenige, die die Demokratie und den Verfassungsstaat angreifen. „Beide sind etwas Kostbares, auf das sich mein ganzes Dasein stützt“, sagt Giordano. „Wer daran rührt, kriegt es mit mir zu tun, dem geh ich an die Kehle, der hat mich am Hals!“

Für sein Engagement in den deutsch-israelischen Beziehungen, für seinen Einsatz für das Existenzrecht Israels und seinen Kampf gegen Antisemitismus, Rassismus und Extremismus wurde er nun mit dem Ehrenpreis 2013 der Deutsch-Israelischen-Gesellschaft Aachen e.V. geehrt. Eine Überraschungslaudatio hielt der Preisträger 2011, der Journalist Henryk M. Broder. Zwischen den beiden habe sich eine „temporäre Liebe mit Platz für Meinungsverschiedenheiten gebildet“, so Broder. Einig sei man sich darin, dass Israel etwas sei, für das es sich zu kämpfen lohne – vor allem vor dem Hintergrund verkappter Israelkritik in der Bundesrepublik, vor der auch Giordano warnt: Er kritisierte die „grenzenlos einseitige Schuldzuweisung“ durch Deutschland an Israel für den Nahostkonflikt als „empfindungsloses Hinwegsetzen über israelische Gegenwehr“. Im letzten Jahrzehnt seien tausende Israelis durch Anschläge umgekommen oder verletzt worden Die Si edlungspolitik im Land sei verfehlt, aber dennoch müsse Israel präventiv die Bevölkerung gegen Anschläge arabischer Terroristen schützen. Nicht der jüdische Staat sei es, der einen Schatten auf das 21. Jahrhundert werfe, sondern die 22 arabischen Länder seien es, die sich nicht an die Moderne anpassten. Giordanos Kritik richtete sich auch an die Medien: „Ich rate ihnen, anzuerkennen, dass Israel auch ihre Freiheit verteidigt.“

Zudem mahnte er in Sachen NSU-Affäre: „Wie sollte ich beruhigt sein, wenn der Todfeind von gestern in einer neuen Generation auftaucht?“ Die Erfahrungen des Nationalsozialismus könnten und sollten vor einem solchen Hintergrund nicht vergessen werden. Durch die Affäre fühle er sich tief alarmiert: Es drohe ein Bollwerk der Demokratie angetastet zu werden. „Deshalb erneuere ich nun den Kriegszustand in dem ich mich seit 80 Jahren mit dem Nationalsozialismus befinde.“

Laudator Jacov Hadas-Handelsman, Botschafter Israels in Deutschland dankte Giordano für seine Solidarität und Freundschaft dem Land gegenüber. „Bitte mischen sie sich weiter ein“, forderte Hadas-Handelsman. „Bis sie 120 sind!“

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