Aachen zählt zu ärmsten Regionen

Interessanter Artikel der Aachener Nachrichten – Stadt

Einkommen und Kaufkraft liegen laut Studien des Instituts der Deutschen Wirtschaft und des Paritätischen Wohlfahrtsverbandes deutlich unter dem Bundesdurchschnitt . Ein Grund ist die hohe Arbeitslosigkeit.

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03.03.2017

Aachen zählt zu ärmsten Regionen

Einkommen und Kaufkraft liegen laut Studien des Instituts der Deutschen Wirtschaft und des Paritätischen Wohlfahrtsverbandes deutlich unter dem Bundesdurchschnitt . Ein Grund ist die hohe Arbeitslosigkeit.

Von Jutta Geese

Aachen. Die Region Aachen, und hier insbesondere die Städteregion, gehört zu den ärmsten Regionen Deutschlands. Laut einer aktuellen Studie des Instituts der Deutschen Wirtschaft (IW) Köln liegt hier nicht nur das Einkommen der Menschen deutlich unter dem Bundesschnitt, sondern auch die Kaufkraft. Bundesweit liegt die Städteregion bei der „Kaufkraftarmut“ laut IW an zwölftletzter Stelle – noch hinter den Landkreisen Vorpommern-Rügen und Vorpommern-Greifswald. Schlusslicht bei der „Kaufkraftarmut“ ist Bremerhaven vor Gelsenkirchen und Köln.

Als einkommensarm gilt, wer netto über weniger als 60 Prozent des mittleren Einkommens verfügt, inklusive Wohn- und Kindergeld oder sonstiger Sozialleistungen. Bei der Berechnung der „Kaufkraftarmut“ haben die Kölner Forscher in ihrer Studie „Regionale Armut in Deutschland, Risikogruppen erkennen, Politik neu ausrichten“ das regional unterschiedliche Preisniveau bei Mieten, öffentlichem Personennahverkehr, Energiekosten und Lebensmitteln berücksichtigt und kommen so zum Teil zu einer anderen Armutsverteilung in Deutschland als gemeinhin angenommen wird. Die Vorstellung, dass in den östlichen Bundesländern die Gefahr, arm zu werden, größer sei als in den westlichen, wird durch die IW-Studie widerlegt. Zwar seien die Einkommen im Osten tatsächlich niedriger als im Westen, doch seien die Lebenshaltungskosten dort auch niedriger als im Westen. So sei die Kaufkraft in Nordrhein-Westfalen schwächer als in Thüringen.

Armut ist laut IW insbesondere ein Problem der großen Städte, weniger des ländlichen Raumes. So seien unter den bundesweit 15 Regionen mit der höchsten „Kaufkraftarmutsquote“ 13 rein urbane Gebiete. Nur die Städteregion mit der Stadt Aachen und der östliche Teil Mecklenburg-Vorpommerns gehören als „ländliche und teilurbane Räume in diese Liste“.

Dass die Region Aachen zu den armen Regionen im Land gehört, belegt auch der aktuelle Armutsbericht des Paritätischen Wohlfahrtsverbandes und neun weiterer Sozialverbände, der gestern in Berlin vorgestellt wurde. Demnach sind 12,9 Millionen Menschen in Deutschland (einkommens)arm. Das entspricht einem Anteil an der Gesamtbevölkerung von 15,7 Prozent, was ein neuer Höchststand seit der Wiedervereinigung sei, wie der Geschäftsführer des Paritätischen, Ulrich Schneider, gestern sagte. In der Region Aachen liegt die Armutsquote sogar deutlich höher, nämlich bei 18,6 Prozent.

Experten wie die Soziologin Antje Rüter, Sozialplanerin bei der Städteregion Aachen, überraschen diese Zahlen nicht, sie „machen traurig“. „Sowohl die IW-Studie als auch der neue Armutsbericht bestätigen das, was wir seit Jahren beobachten“, sagt sie. „In Aachen, Eschweiler oder Stolberg etwa lebt seit Jahren jedes vierte Kind in Armut.“ Arbeitslosigkeit ist natürlich eine Hauptursache dafür, sagt Rüter. Es fehle an Arbeitsplätzen. Hinzu komme, dass das Lohnniveau in der Städteregion „nicht das höchste ist“.  ▶ Seiten 2, 3

„In Aachen, Eschweiler oder Stolberg etwa lebt seit Jahren jedes vierte Kind in Armut.“

Antje Rüter, Sozialplanerin

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