Der nächste Nahostkrieg hat längst begonnen – im Netz

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Di, 17. Jan. 2012
Aachener Nachrichten – Stadt / Politik / Seite 4

Der nächste Nahostkrieg hat längst begonnen – im Netz

Jüdische und arabische Hacker liefern sich mittels Internet schwere Gefechte. Hamassprecher: Elektronische Front gegen die Besatzer.

Von Gil Yaron

Jerusalem. Das neue Jahr beginnt für Israel mit einer bisher unbekannten Art von Krieg. Seit zwei Wochen werden israelische Webseiten immer wieder Angriffsziele arabischer Hacker. Gestern fielen die Webseiten des Flugunternehmens „El Al“ und der Börse in Tel Aviv für Stunden aus. Eine harmlose Nachricht verkündete: „Wegen Wartungsarbeiten im Augenblick nicht zugänglich“, doch dahinter stand eine Attacke des saudischen Hackers „OxOmar“, der israelische Verbraucher seit Wochen plagt und auch seinen neuesten Angriff im Vorfeld bei israelischen Medien angekündigt hatte.

„OxOmar“ rückte erstmals vor zwei Wochen ins Rampenlicht, als er die Daten von rund 20 000 israelischen Kreditkarten veröffentlichte und Internetnutzer dazu aufforderte, die Konten der ahnungslosen Kunden zu plündern: „Dies ist der Anfang eines Cyberkriegs“, verkündete er damals. „Ihr seid nicht mehr sicher. Wir werden israelische Server für verschiedene Zwecke angreifen, um geheime und heikle Informationen zu veröffentlichen oder um Seiten zu löschen.“ Der finanzielle Schaden soll damals gering gewesen sein, doch es war nur der Auftakt. Nachdem israelische Hacker Revanche übten und die Bankdetails hunderter Saudis preisgaben, schlug Ox-Omar erneut zu.

Expertentruppe für Cyberangriffe

Am Wochenende griffen Hacker aus Gaza die Webseite der israelischen Feuerwehr an, ersetzten sie mit einem verunstalteten Bild des stellvertretenden Außenministers und der Botschaft „Tod für Israel!“. Damit schienen sie einem Aufruf von Hamassprecher Sami Abu Suhri in Gaza gefolgt zu sein, der am Freitag erklärt hatte: „Das Hacken israelischer Webseiten stellt die Eröffnung einer neuen Front des Widerstands dar und den Beginn eines elektronischen Kriegs gegen die israelische Besatzung.“

Dass ihr Staat ausgerechnet von arabischen Hackern angegriffen wird, wurmt viele. Israel gilt als High-Tech Nation mit einer der höchsten Dichten an Patenten und Ingenieuren weltweit. Gern preist man sich mit der technologischen Überlegenheit gegenüber seinen Nachbarn. Dennoch schien Benjamin Netanjahus Regierung Cyberangriffe erwartet zu haben. Schon Mai 2011 richtete sie einen „Stab für Internetkriegsführung“ ein. Der nahm seine Arbeit aber erst zu Jahresbeginn auf und soll noch Monate benötigen, bevor er Israels Infrastruktur vor Cyberangriffen schützen kann. Die Armee rekrutiert verstärkt Computerfachleute, um Spezialeinheiten auf einen Cyberkrieg vorzubereiten.

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