Hotelbesitzerin wurde von Polizei gefesselt und abgeführt

Do, 24. Okt. 2013
Aachener Nachrichten – Stadt / Lokaltitel Aachen / Seite 15

Hotelbesitzerin wurde von Polizei gefesselt und abgeführt

Vorfall von 2012 vor Amtsgericht. Doris Schmitz-Kück wehrte sich mit Dienstaufsichtsbeschwerde. Ergebnis: Sie soll 4800 Euro zahlen.

Von Wolfgang Schumacher

Aachen. Die ganze Sache könnte beinahe als eine ärgerliche Justizposse durchgehen, wenn der Fall nicht so gravierend negativ in der Außendarstellung der hiesigen Vollzugsbehörden wäre. Weil die Inhaberin des „Hotels Am Bahnhof“, Doris Schmitz-Kück, im Juli 2012 bei einer lautstarken Auseinandersetzung in und vor dem benachbarten Obdachlosen-Wohnheim eingriff, hat sie jetzt seit Mai dieses Jahres einen Strafbefehl über 4800 Euro auf dem Tisch liegen – angeblich wegen „falscher Beschuldigung“.

Noch deutlich sind die Abdruck-Male an ihren Handgelenken zu sehen, die von ihrer Festnahme herrühren. Denn die Polizei in Gestalt einer jungen Beamtin hatte an diesem Sommernachmittag die Hotelbesitzerin wie eine Diebin in Handschellen abgeführt, in den Streifenwagen verfrachtet und erst am Elisenbrunnen wieder freigelassen. „Sie sind dann sogar ins Hotel zu meinem Mitarbeiter gegangen und haben gedroht, er solle froh sein, dass er nicht gleichfalls einen Platzverweis abbekomme“, berichtete sie noch gestern empört unserer Zeitung.

Wie es zu jener Polizeiaktion kam, können sich sie selbst und diverse Zuschauer bis heute nicht erklären. Und doch muss sich die Frau, die seit 26 Jahren das Hotel am Bahnhof führt, vor dem Amtsgericht gegen die Vorwürfe wehren, seit August wird dort vor Richterin Andrea Rösch wegen dieser vermeintlich „falschen Beschuldigung“ verhandelt.

Gegenstände flogen

Passiert war im letzten Jahr vor dem Obdachlosenheim Folgendes, wie die Geschädigte anwaltlich in der Dienstaufsichtsbeschwerde gegen die Polizistin vortragen ließ: „Am 21.07. 2012“, schrieb Anwalt Peter Schäfer an den Polizeipräsidenten, „bemerkte meine Mandantin, dass in der Bahnhofstraße Gegenstände aus einem Haus auf die Straße geworfen wurden.“ Dort in der Bahnhofstraße vor dem Obdachlosenheim habe es bereits einen Menschenauflauf gegeben. Die resolute Frau stellte sich auf die Straße und regelte zuerst einmal den Verkehr, wie sie berichtete: „Ich warnte einen Lieferwagen vor den fliegenden Teilen“, erzählte sie.

Dann kam es dicke, dann kam nämlich der Ärger mit der Polizei. Als sie die eingetroffene Beamtin gebeten habe, doch umgehend in das Haus zu gehen und einzugreifen, habe diese sie nur „unwirsch zurückgewiesen“, wie sie auch anwaltlich vortragen ließ. Darüber hinaus kam es jedoch noch schlimmer. Als sie der jungen Frau sagte, sie sei eine rechtschaffene und steuerzahlende Bürgerin, da habe diese nur gelacht.

Danach eskalierte die Sache, wie die Hotelbesitzerin gestern berichtete. Sinngemäß aber habe die Polizistin geäußert, dass sie doch wohl niemals in der Lage sei, Steuern zu zahlen. Die Beamtin hatte die Frau anscheinend der Klientel der dortigen Unterkunft zugeordnet. Dann fesselte man ihr die Hände auf dem Rücken und führte sie ab, „meine Mandantin hatte erhebliche Schmerzen und Hämatome“, schrieb der Rechtsanwalt später.

Wie ein Bumerang

Und ab da kam der staatliche Bumerang mit voller Wucht zurück. Nach der Einstellung des Ermittlungsverfahrens gegen die Polizistin leitete die Staatsanwaltschaft ein Verfahren wegen falscher Beschuldigung ein, ob das von der Polizei veranlasst wurde, weiß man jedoch nicht.

So ging zunächst der besagte Strafbefehl hinaus, den die jetzt zum wiederholten Mal von den Behörden ins schlechte Licht gesetzte Bürgerin empört zurückwies. Sie hofft nun auf Gerechtigkeit durch Justitia, die sich in Gestalt von Richterin Andrea Rösch eine Vielzahl von Zeugen angehört hat und noch weitere anhören wird.

Doris Schmitz-Kück gab sich gestern sicher, dass sie am Tag des Urteils (6. November, ab 13 Uhr, Justizzentrum am Adalbertsteinweg, Raum A.2004) endlich aufatmen kann .

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