Di, 8. Jul. 2014
Aachener Nachrichten – Stadt / Lokales / Seite 17
Rechter Angriff nach WM-Spiel löst Kritik aus
Vertreter des linken Spektrums von Hooligans auf dem Synagogenplatz attackiert und verletzt. Kneipe demoliert. AZ beklagt: „Unter den Augen der Polizei.“
Aachen. Die Schlägerei zwischen „Fußballfans“ nach dem WM-Spiel der deutschen Nationalelf gegen Frankreich am vergangenen Freitag wird die Aachener Polizei wohl noch eine Weile beschäftigen. Die Ermittlungsgruppe „Remok“ – spezialisiert auf rechtsmotivierte Kriminalität – soll das Geschehen auf dem Synagogenplatz aufklären. Im Raum stehen die Delikte Landfriedensbruch, Körperverletzung und Volksverhetzung. In einer Stellungnahme des links orientierten Autonomen Zentrums (AZ) ist von „Naziangriffen“ die Rede, die Piraten-Fraktion im Stadtrat verurteilt die „jüngste Gewalt von Rechts“.
Nach Angaben der Polizei hatten etwa 50 Personen nach dem Viertelfinal-Spiel auf dem Synagogenplatz Bengalos gezündet. Darunter waren laut Polizei auch „mehrere Personen, die der rechten Szene zugeordnet werden“. Die naheliegende Gaststätte, aus der sie kamen, bezeichnet das Autonome Zentrum in seiner Stellungnahme als „einschlägig bekannte rechte Hooligankneipe“.
Auf dem Platz hätten rechte Hooligans und Neonazis aus dem Umfeld der Fanszene von Alemannia Aachen ihre Verbundenheit mit einem „Kameraden“ bekundet, der nach einem Unfall im Krankenhaus liege. Dabei wurde nach Darstellung des AZ auch der Hitlergruß gezeigt und eine Reichskriegsflagge geschwenkt. Eine vor der Synagoge platzierte Polizeistreife habe diesem Treiben „tatenlos zugesehen“, monieren die Vertreter des linken Spektrums. Als einer der Ihren den Platz überquerte, um die Beamten auf den Hitlergruß aufmerksam zu machen, sei er „unvermittelt aus der Gruppe heraus angegriffen“ worden.
Nach Angaben der Polizei habe der 58-Jährige „aus dem hiesigen linken Spektrum“ die Gruppe auf ihr Verhalten angesprochen, über die „Art und Weise des Ansprechens wie auch zum nachfolgenden Geschehenablauf“ gebe es „unterschiedliche Angaben“. Klar ist, dass der 58-Jährige von Personen aus der Gruppe verfolgt wurde und in eine nahegelegene Gaststätte flüchtete.
Dort ging es dann weiter zur Sache. Nicht nur der 58-Jährige, sondern auch eine weitere Person trugen laut Polizei leichte Verletzungen davon, auch ging diverses Mobiliar zu Bruch. Nach AZ-Darstellung dauerte es 15 Minuten, bis die Polizei vor Ort erschien. Die Angreifer hätten sich dann „unbehelligt“ in ihre Hooligan-Kneipe zurückziehen können. Die Polizei verweist hingegen darauf, dass die Beamten ihnen in die Gaststätte gefolgt seien und die Personalien festgestellt hätten.
Während die Remok-Ermittler nun der Sache nachgehen, will die Piratenpartei den Vorfall beim nächsten „Runden Tisch gegen Rechts“ zur Sprache bringen. (wb)