Rechtsextreme tarnen sich

Mi, 10. Jul. 2013
Aachener Nachrichten – Stadt / Titel Aachen / Seite 1

Rechtsextreme tarnen sich

Die Szene nutzt intensiv das Internet. Studie gibt Aufschluss über Strategien.

Von Werner Kolhoff

Berlin. Inhaltlich sind sie zwar von vorvorgestern, aber in ihren Kommunikationsstrategien ganz modern. Rechtsextreme Gruppen haben einen Großteil ihrer Werbung und auch internen Verständigung ins Internet verlagert und versuchen dort gezielt, Jugendliche anzusprechen. „Jugendschutz.net“, eine von den Ländern gegründete Stelle, untersucht alljährlich die neuesten Entwicklungen. Hier die wichtigsten Fragen und Antworten über die Erkenntnisse für 2012.

Wie haben sich rechtsextreme Webangebote zahlenmäßig entwickelt?

Gegenüber 2011 wurde eine Zunahme um ein Drittel verzeichnet, von 5400 auf 7000. Bemerkenswert ist dabei eine Verlagerung in die interaktiven Plattformen wie Facebook, Youtube oder Twitter. Hier gab es 5500 Beiträge, ein Zuwachs von fast 50 Prozent.

Welche neuen Trends gibt es?

Stark weiterentwickelt wurde die Masche, sich als unverdächtig zu tarnen. So werben die sogenannten „Identitären“ auf Facebook teilweise sogar mit scheinbaren Anti-Naziparolen, etwa dem Satz: „100 Prozent Identitär, null Prozent Rassismus“. Oder sie kopieren das Aussehen der antifaschistischen Aktion „Gesicht zeigen“ grafisch und nennen sie „Gewissen zeigen“. Die Hauptaussage der Gruppe richtet sich gegen die angebliche Islamisierung Europas. Neu sind auch Blogs mit unverfänglichen Namen wie „Mauerblümchen“, die sehr modern gestaltet sind. Es gibt auch rechtsex-treme „Apps“ mit denen man zum Beispiel schnell per Handy auf rechte Online-Radios zugreifen kann.

Gibt es auch klare strafbare Inhalte?

Ja, die Zahl ist hoch. 1673 Angebote waren 2012 direkt jugendgefährdend, nazistisch oder gewaltverherrlichend.

Was können normale Nutzer tun?

Es gibt eine Online-Beratungsstelle für Menschen, die mit Rechtsextremismus konfrontiert werden: http://www.online-beratung-gegen-rechtsextremismus.de.

Die ganze Studie im Internet:

http://hass-im-netz.info/s/bericht2012

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