Vorurteile: Israel? Da war doch was!

SPIEGEL ONLINE, 13.02.2016

Über die Probleme der Juden weiß der normale, uninteressierte Fernsehzuschauer und Zeitungsleser nichts. Außer dass sie natürlich für die politische Situation in Israel verantwortlich sind. Fällt Ihnen was auf?

Eine Kolumne von Sibylle Berg

Den vollständigen Artikel erreichen Sie im Internet unter der URL http://www.spiegel.de/kultur/gesellschaft/israel-da-war-doch-was-kolumne-a-1076824.html

 

Sehr geehrte Frau Sibylle,

vorweg: Ich bin Katholik, 56 Jhre alt, habe ca. 14 Jugendaustausche zwischen Aachen und Ramat Gan / Tel Aviv organisiert und betrachte Israel als meine zweite Heimat. Das bei mir Juden ein und ausgehen ist so normal, wie das morgentliche Wechseln meiner Unterwäsche. Wer meine Wohnung betritt, wird automatisch auf jüdische und israelische Gegenstände stoßen. Woher jemand kommt, welche Religion er hat, ist mir völlig egal. Für mich zählt nur, dass er die Werte vertritt, die zu einer westlichen kultivierten humanitären Gesellschaft gehören. In meinem Haus haben zweitweise Christen, Moslems und Juden unter einem Dach gewohnt, ohne Probleme.

Wer mit mir redet, wird spätestens nach einer Stunde wissen, wo ich stehe.

Die Frage, warum die Presse mehrheitlich so klar anti-israelisch / jüdisch berichtet, ist mir völlig unklar, es sei denn, ich unterstelle vorsätzlichen Hass.

Den jeweiligen Reporten auch im Siegel sind mindestens dieselben Quellen zugänglich wie mir, woher kommt daher die schlicht objektiv falsche Berichterstattung oder noch besser nicht vorhandene Berichterstattung?

Aktuelles Beispiel: Die Hamas repariert ihre Angriffstunnel gegen Israel mit dem selbst erklärten Ziel, Israel anzugreifen, möglichst viele Juden zu töten (nicht nur Soldaten) und möglichst viele in den Gazastreifen zu verschleppen. Wer es nicht glaubt, kann sich die Hamas Berichte ansehen. Hier bereitet die Hamas einen Angriffskrieg vor! Und wer berichtet darüber? Wo ist der Aufschrei all derer, die angeblich gegen Krieg sind? Wo sind die, die 1991 Fasching absagten wegen des Kuweitkrieges?

Und wenn sich der ein oder andere Antisemit zu erkennen gibt, dann ist dieser selbstverständlich nach eigenem Bekunden kein Antisemit. Er kritisiert nur Israel oder die Regierung. Wer von all denen, die da so frei weg reden, war denn jemals in Israel? Wer weiß denn, wie es sich lebt, wenn man durch messerstechende palästinensische Teenager beim Einkaufen bedroht wird? Oder wenn jede Bushaltestelle ein Bunker ist, weil man bei den regelmäßigen Raketenangriffen nur ca. 15 Sekunden Zeit hat, in einen Fluchtraum zu gelangen (Sderot)? All die, die gegen den Zaun an der Westbank protestieren, wissen diese Personen, wie es ist, Bus zu fahren mit dem Wissen, dass bis zu 3 zivile Bussen pro Woche von Palästinensern gesprengt werde? Ich weiß, wovon ich rede, ich bin Bus gefahren, ich war in Sderot, ich kenne Jerusalem und auch die Westbank!

Und wenn ich bei Diskussionen z.B. über die Entstehung Israels höre, wie viel Nichtwissen / Lügen erzählt werden, kann ich es nicht glauben. Besonders interessant wird es, wenn ich gefragt werde, ob ich Jude sei. Die Antwort darauf gebe ich nicht mehr!

All dies wollen große Teile der deutschen Bevölkerung nicht wahrhaben. Es gibt den bösen Satz: Und die Deutschen werden den Juden Ausschwitz nie verzeihen. Ja, ich habe zunehmend das Gefühl, dass großen Teilen der deutschen Bevölkerung die Wahrheit völlig egal ist, dass sie sogar aus Rache für die Shoa Israel und die Juden bekämpfen.

Und man findet dies auch in der Politik, seit Jahrzehnten. Wer kennt nicht die Bilder von Willy Brandt und seinem Kniefall vor der Gedenkstätte des jüdischen Warschauer Gettos 1970. Als Israel 1973 von Ägypten und Syrien mit massiver Hilfe Moskaus überfallen wurde und in den ersten Tagen kurz vor dem Zusammenbruch stand, hat der Friedensnobelpreisträger Willy Brandt den angegriffene überlebenden der Shoa die Hilfe verweigert, obwohl Deutschland bis zu diesem Zeitpunkt ein Hauptlieferant für Waffen war. Über dieses Kapital wird bei den Berichten über Brandt nicht gesprochen. Warum wohl?

Oder nehmen wir einmal die historische Berichterstattung. Wenn man in Phoenix sich den mehrfach gezeigten Rückblick der letzten 100 Jahre ansieht, und man sieht dort den Bericht über den Jom Kippur Krieg 1973, kann man nur staunen. Die wichtigen Dinge werden weg gelassen. Warum? Israel kesselte auf dem Sinai die 3. Ägyptische Armee ein. Russland drohte Israel mit einem Atomschlag. Die USA aktivierten ihre Atombomberflotte. Es gab Nato Alarm. Die US- Truppen in Deutschland fuhren aufmunitioniert in die Bereitstellungsräume. Der 3. Weltkrieg stand bevor. Die Lage war so gespannt wie Kuba 1962, wie Ihnen jeder Offizier sagt, der damals diente. Und was sieht man in Phoenix?

Mittlerweile geht man in Sachen Israel aber viel subtiler vor. Man berichtet nicht mehr falsch, man schweigt einfach. Aus dem Gaza werde regelmäßig Raketen auf Israel abgefeuert, und wer berichtet? Wenn eines unserer Nachbarländer dies auf uns täte, würden wir dann auch schweigen? Die Hamas testet 2 Mal pro Woche neue Raketen, wer berichtet? Woher kommt das Material für diese Raketen? Es werde im Gaza regelmäßig Menschen von der Hamas ohne ordentliches Gerichtsverfahren hingerichtet? Über jede Hinrichtung in den USA wird berichtet, über Hinrichtungen im Gaza liest man in Deutschland fast nichts. Bundestagsabgeordnete der Linken unterstützen die Hamas im Gaza politisch und mit Hilfstransporten. Und wenn diese Linken Abgeordneten handeln, dann wird über diese berichtet, sonst nicht!

Israel wird wegen der Abriegelung des Gaza kritisiert. Was ist das für eine Abriegelung, an dem pro Tag 900 LKW in den Gaza fahren, über Israel. War da nicht noch eine 2. Grenze mit Ägypten? Was kommt denn von da? Wie ist denn dort der Grenzverkehr? Was passiert denn dort gerade? Wetten, Sie wissen es nicht? Wo bleibt denn dort die Berichterstattung? Wo ist die Berichterstattung darüber, dass in Gazas Krankenhäusern IS Terroristen aus dem Sinai versorgt werden? Die Organisation, die die russische Verkehrsmaschine vor ein paar Monaten zum Absturz brachten!

Als in Deutschland die Shoa begann, gab es keine ausreichenden Möglichkeiten, dass sich die Presse oder die Bevölkerung unumstößlich, umfänglich und objektiv von dem Massenmord überzeugen und / oder berichten konnte.

Heute ist dies anders.

Weiten Teilen der Presse werfe ich als deutscher Patriot vor, mit ihrer Berichterstattung vorsätzlich und bewusst ein falsches Bild über Israel und die Juden zu verbreiten, damit den unterschwelligen Antisemitismus zu unterstützen. Dies ist zum Schaden u.a. Deutschlands!

Und die, die dies tun, die verwerflich handeln, werden sich in der Geschichte nicht damit heraus reden können, sie hätten es nicht wissen können. Sie sind schuldig!

Sie können dies gerne veröffentlichen, aber bitte korrigieren Sie die vorhandene Rechtschreibefehler 🙂

Mit freundlichen Grüßen

A. E. Weyermann

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