Zwei Studien befeuern Affäre um russische Wahlhilfe für Trump

Interessanter Artikel der Aachener Nachrichten – Stadt

Zwei Studien befeuern Affäre um russische Wahlhilfe für Trump
<p>Im Auftrag des Geheimdienst-Ausschusses des US-Senats haben zwei Institute Millionen Datensätze von Sozialen Netzwerken ausgewertet</p>

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18.12.2018

Zwei Studien befeuern Affäre um russische Wahlhilfe für Trump

Im Auftrag des Geheimdienst-Ausschusses des US-Senats haben zwei Institute Millionen Datensätze von Sozialen Netzwerken ausgewertet

Von Thomas Spang

Washington Die Trolle der russischen Propagandamaschine haben sich nicht bloß auf Facebook und Twitter getummelt. Sie versuchten auf allen relevanten Kanälen in Sozialen Netzwerken, erst die Vorwahlen und schließlich die US-Präsidentschaftswahlen am 8. November 2016 zu manipulieren. Das ist eines der Ergebnisse, zu dem zwei Analysen im Auftrag des Geheimdienst-Ausschusses des US-Senats gelangt ist.

Die eine, von einem Projekt der Universität im englischen Oxford zusammen mit der Firma Graphika erstellte Studie wurde bereits vor ihrer offiziellen Veröffentlichung durch den Senat an die „Washington Post“ durchgesteckt. Die zweite Analyse der Firma „New Knowledge“ im texanischen Austin fand ihren Weg vorab in die „New York Times“. Beide Studien beruhen auf Millionen Datensätzen, die Facebook, Twitter, Google, Instagram, YouTube, Reddit, Tumblr und Pinterest auf Drängen des Senats zur Verfügung gestellt hatten.

Dabei handelt es sich um Material, das aus der „Internet Research Agency“ im russischen St. Petersburg stammt und über die Sozialen Netzwerke verbreitet worden war. Die Mitarbeiter der russischen Trollfabrik haben demnach kontroverse Themen wie Religion, Rasse oder das Waffenrecht benutzt, um vorhandene Gegensätze in der US-Gesellschaft zu verschärfen und für ihre Zwecke auszunutzen. Dazu seien etwa Facebook- und Internetseiten geschaffen worden, die den Eindruck erweckten von amerikanischen Bürgern zu stammen.

Die russische Trollfabrik gehört dem Geschäftsmann Yevgeny V. Prigozhin, der enge Beziehungen zum russischen Präsidenten Wladimir Putin unterhält. Prigozhin und zwölf seiner Mitarbeiter waren im Februar vom Sonderermittler in der Russland-Affäre, Robert Mueller, angeklagt worden.

Die Oxford-Studie kommt zu dem Schluss, dass „alle Botschaften eindeutig darauf abzielten, der republikanischen Partei zu nutzen – insbesondere Donald Trump.“ Dieser werde in den an rechte Wähler gerichteten Kampagnen am meisten genannt. „Die Hauptgruppen, die Trump herausfordern könnten, erhielten Nachrichten, die darauf angelegt waren, diese zu verwirren, abzulenken und letztlich vom Wählen abzuhalten.“

Instagram bislang unterschätzt

Die „New Knowledge“-Studie hebt hervor, dass die russische Trollfabrik hauptsächlich Afro-Amerikaner ins Visier nahm, deren Wahlbeteiligung 2016 erstmals seit Jahren rückläufig war. Dies sei eine Taktik aus Sowjetzeiten, die darauf abzielte sehr reale Verwerfungen in der US-Gesellschaft propagandistisch auszubeuten. „Die Internet Research Agency hat die Nachrichten nicht selbst erzeugt. Sie hat sie nur benutzt“, heißt es in dem Bericht.

Von 81 Facebook-Seiten der IRA richteten sich 30 mit Titeln wie „BlackMatters US“ an schwarze US-Bürger. Sie mobilisierten damit 1,2 Millionen Anhänger, die den Seiten im Wahlkampf folgten. Im Vergleich dazu richteten sich 25 Seiten gezielt an Wähler am rechten Rand und sieben an Anhänger von Bernie Sanders und der grünen Kandidatin Jill Stein.

„New Knowledge“ hebt hervor, dass die Propaganda-Kampagne auf Instagram bisher massiv unterschätzt worden ist. Mit 187 Millionen Nutzer-Interaktionen sei Instagram sehr viel erfolgreicher als Facebook mit 76,5 Millionen Interaktionen gewesen. Die Oxford-Studie weist ihrerseits auf die Rolle von YouTube hin, die bisher ebenfalls kaum in den Blick geraten war. Beide Studien setzen sich obendrein kritisch mit der Verantwortung der Anbieter der Sozialen Medien auseinander, die zu wenig getan hätten, um die Bürger vor Manipulationen zu schützen.

Bisher ist unklar, ob die Republikaner im Geheimdienst-Ausschuss des Senats die Befunde akzeptieren und daraus weitere Konsequenzen ziehen werden. Die Veröffentlichung der Ergebnisse war für frühestens diesen Montag geplant.

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