Mo, 4. Nov. 2013
Aachener Nachrichten – Stadt / Lokaltitel Aachen / Seite 23
Bunker: Bürger geben sich nicht geschlagen
Am 12. November Thema im Bürgerforum. Verwaltung und Landschaftsverband lehnen Unterschutzstellung als Denkmal erneut ab.
Von Heiner Hautermans
Aachen. Der Zwiespalt besteht fort: Während die Obrigkeit und der Investor nach wie vor davon ausgehen, dass die Tage des umstrittenen Lousberg-Bunkers gezählt sind, hofft die Bürgerinitiative darauf, den Abriss des Kriegs-Relikts doch noch stoppen zu können, insbesondere im Hinblick auf seine zeithistorische Bedeutung.
Wortführer Hermann Tücks fasst das in einem Rundbrief noch einmal so zusammen: „An diesem Ort wurde die Entscheidung getroffen, die Kampfhandlungen einzustellen, der Gefechtsstand aufgelöst, die Anlagen zur Kommunikation zerstört, die notwendigen Befehle an die eigenen Truppen erteilt und von hier aus der Kontakt mit Vertretern der US-Armee aufgenommen. Hier wehte das Symbol der Weißen Fahne und das ist das Entscheidende!“ Eben dieser Gesichtspunkt sei bei der bisherigen Abwägung und der Frage der Unterschutzstellung als Denkmal im Jahre 2005 nicht oder zu wenig berücksichtigt worden.
In die Prüfung mit einbezogen
Die Behörden sehen das jedoch anders. Auf den erneuten Antrag der Unterschutzstellung durch die Bürgerinitiative haben Stadtverwaltung und Landschaftsverband diesen Aspekt noch einmal geprüft. In einem Schreiben an die Stadt gesteht Hauptkonservatorin Dr. Angelika Schyma zu, dass die zeitgeschichtlichen Gründe im Zusammenhang mit der Kapitulation Aachen „erheblich und bemerkenswert“ seien, aber auch schon 2005 bekannt und in die Prüfung einbezogen worden seien.
Im Innern sei der Luftschutzbunker stark verändert worden, allenfalls die äußeren Kampfspuren könnten als substanzielles Zeugnis des Kampfes um Aachen dienen. Sie seien aber zu unspezifisch und auch nach an vielen anderen Gebäuden und Objekten zu finden. Insgesamt stellten die „erneut angeführten, argumentativ noch einmal verdichteten zeitgeschichtlichen Gründe“ jedoch keine neuen Erkenntnisse dar, die damalige Entscheidung und die geschaffenen rechtlichen Fakten als denkmalrechtlich falsch und rücknahmebedürftig einzustufen.
Zum gleichen Ergebnis kommt die Stadtverwaltung, die für die Sitzung des Bürgerforums am 12. November (17 Uhr im Sitzungssaal des Rates) eine Vorlage erstellt hat. Die Bürgerinitiative hatte bekanntlich zu dem Thema einen Bürgerantrag gestellt, der nach Ansicht des federführenden Fachbereichs Stadtentwicklung und Verkehrsanlagen abschlägig beschieden werden sollte.
Die historische Bedeutung des Denkmalwerts sei auch 2005 bekannt gewesen, der Anfang der 1940er Jahre als Luftschutzraum für 1450 Personen errichtete Hochbunker aber durch die Nutzung als Institutsgebäude der RWTH innen so stark verändert worden, dass „die ursprüngliche Nutzung nicht mehr ablesbar war“ und der historische Zeugniswert „als nicht mehr ausreichend beurteilt wurde“. Deshalb sehe man keinen Anlass für eine erneute Einleitung eines Verfahrens zur Unterschutzstellung. „Die Aktivitäten vieler Bürger zeigen jedoch ein großes öffentliches Interesse an der Bedeutung des Bunkers für die Ortsgeschichte. Diesem Interesse wollen Verwaltung und Investor Rechnung tragen. Der Investor ist bereit, die Erinnerungen an den Ort und die historischen Ereignisse zu würdigen. Angeboten wurden bereits eine Dokumentation des Bunkers sowie die Schaffung eines Erinnerungsortes“, heißt es abschließend in der Vorlage, die darauf hinweist, dass fünf Hochbunker (Goffartstraße, Junkerstraße, Kasinostraße, Scheibenstraße, Wittekindstraße) unter Denkmalschutz stehen.
Petition im Landtag
Abzuwarten bleibt, wie sich die Kommunalpolitik zu dem Punkt stellen wird. Die Bürgerinitiative hat noch zwei weitere Eisen im Feuer: die Aufhebung der Abrissgenehmigung durch die Stadt und eine Eingabe beim Petitionsausschuss des Landtages. Tücks: „Wir sind noch nicht am Ende.“