Scheibenstraße: Bunker steht zum Verkauf

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http://www.aachener-nachrichten.de/lokales/aachen/scheibenstrasse-bunker-steht-zum-verkauf-1.1198177

Scheibenstraße: Bunker steht zum Verkauf
Von: Heiner Hautermans
Letzte Aktualisierung: 8. Oktober 2015, 19:02 Uhr
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Durch die Gemälde der Schüler aus der Aretzstraße ist der Bunker an der Ecke

Scheibenstraße/Hein-Janssen-Straße in den letzten Jahren ins öffentliche Bewusstsein

gerückt. Sie sind zumindest urheberrechtlich, aber nicht denkmalgeschützt. Foto: Harald Krömer

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Eine Verkleidung der Außenwände war für die Bunker der zweiten Welle nicht mehr

vorgesehen, ein Zeichen für den wachsenden Zeitdruck 1941.
Aachen. Wer über genügend Spielraum im Dispo verfügt, kann derzeit ein Immobilien-Schnäppchen machen: den Bunker an der Ecke Scheibenstraße/Hein-Janssen-Straße – ein besonders dickes Betongold. 1,1 Million Euro stellt sich die Bundesanstalt für Immobilienaufgaben (Bima) als Kaufpreis vor,

Dafür erhält der Käufer ein 1105 Quadratmeter großes Grundstück in einigermaßen guter Lage, eingebettet in einem viergeschossiges Wohngebiet und nicht weit von Stadtzentrum und Europaplatz entfernt. Das Verfahren ist bereits eröffnet, ein erster Besichtigungstermin hat bereits stattgefunden.
Es handele sich nicht um eine Versteigerung, sondern um ein stilles Gebotsverfahren, das noch bis zum 24. November gehe, teilt Andreas Paltvoetz mit, stellvertretender Abteilungsleiter des Bima-Verkaufsteams Köln. „Erst danach öffnen wir die Umschläge.“ Ein formelles Angebot sei noch nicht eingegangen, man habe aber schon einige Anfragen über das Internet bekommen und etwa 100 Interessenten angeschrieben, die grundsätzlich auf Bunker aus seien.
Aachen ist – wegen der Grenzlage – immer noch eine bunkerreiche Stadt, 15 Hochbunker befinden sich immer noch innerhalb der Stadtgrenzen. 1940 wurde ein Eilprogramm zum Schutz der Zivilbevölkerung aufgelegt, Aachen wurde aufgrund seiner geografischen Lage als besonders gefährdet eingestuft. Das viergeschossige Gebäude an der Scheibenstraße wurden zwischen 1941 und 1943 erbaut, unter anderem durch Kriegsgefangene. Ursprünglich bot der Koloss Platz 1014 Liege- und 113 Sitzplätze, nach dem Krieg wurde er als Notunterkunft genutzt, 1946 waren dort 87 Familien untergebracht, außerdem wurde ein Raum als Kindergarten eingerichtet.
Erst 1956 zogen die letzten Bewohner aus, in den 1980er Jahren wurde das Gebäude für Zivilschutzzwecke hergerichtet, dabei wurde die Haustechnik erneuert. Auf die Nachkriegsnutzungen weisen noch bunte Anstriche, Schablonenmalereien und Tapeten hin, der Kindergartenraum ist in Hellgelb gehalten, mit einer umlaufenden Bordüre mit Pflanzendarstellungen.
Das Gebäude steht unter Denkmalschutz, im Gegensatz zu dem Hochbunker zwischen Rütscher Straße und Försterstraße, dem Hauptquartier des letzten Stadtkommandanten Aachens vor der Übergabe an die Amerikaner. Gegen dessen Abriss hatte sich heftiger Widerstand gebildet, die Bürgerinitiative konnte sich aber nicht durchsetzen. Der Bunker an der Scheibenstraße ist deshalb geschützt, weil er „sowohl bedeutend für die Geschichte des Menschen und der Stadt ist als auch städtebauliche und wissenschaftliche (hier architektur- und militärgeschichtliche) Gründe für seine Erhaltung und Nutzung vorliegen“, heißt es im entsprechenden Gutachten der Bezirksregierung Köln. Hervorgehoben wird die historisierende Gestaltung einzelner Architekturelemente ebenso wie die Prinzipien, nach denen der Grundriss entworfen wurde, etwa „Personenströme geordnet zu verteilen“.
Das gewaltige Gebäude steht unter Denkmalschutz, nicht aber die Wandmalereien, die im Laufe viele Jahre von Schülern der Schule Aretzstraße unter Anleitung des Künstlers Gerd Lebjedzinski im Rahmen des Euregio-Projekts Frieden auf der Fassade gemalt worden sind und sich mit stadtgeschichtlichen Themen beschäftigen. Dennoch kann ein potenzieller Erwerber damit nicht tun und lassen, was er will. „Der Käufer erwirbt alle Rechte und Pflichten an dem Kunstwerk mit dem Tag des Besitz- und Lastenwechsels“, heißt es dazu im Exposé der Bima.
„Diskussion müssen wir führen“
„Ein öffentliches Interesse an den Malereien ist vorhanden, weil sie von Kindern der Schule Aretzstraße gestaltet worden sind“, findet auch Monika Krücken, Leiterin der städtischen Denkmalpflege. Sie verweist auch auf das Urheberrecht: „Das ist ein Stück der Aachener Stadtgeschichte. Diese Diskussion müssen wir führen.“ Am liebsten wäre ihr, wenn der Bunker weitgehend so bliebe, wie er ist, etwa als Lager genutzt würde und oben in die Höhe gebaut würde. Eine Aufstockung mit einem Voll- und einem Staffelgeschoss mit mehr als 1000 Quadratmeter Geschossfläche ist laut Bima grundsätzlich denkbar und wird im Rahmen einer Bauvoranfrage geprüft.

Leserkommentare

Der Luftschutzbunker steht – so zu lesen in verschiedenen Unterlagen –

unter Denkmalschutz, aber was geschieht nach dem Verkauf des Bunkers

mit den einmaligen Wandmalereien?

Inge und Dieter Wernet

Militärhistorische Studien

St. Vith / Belgien

Neues Denkmal?

Sehr geehrte Damen und Herren,

sollte das unten dargestellte Beispiel, oder Ähnliches die tatsächliche Vorstellung der Verantwortlichen von Aachen sein?

Möchte man wirklich so etwas zum 70. Jahrestag Menschen anbieten, die ursprünglich in diesem geschichtsträchtigen Bunker Schutz fanden?

Veteranen werden voraussichtlich am 21. Oktober 2014 vor einer Baustelle (Baugrube) stehen.

Wie stellt man sich das vor, den Leuten, die diese schlimme Zeit miterlebt haben, nur ein nichtssagendes „Denkmal“ zu präsentieren?

Glaubt man wirklich, damit den zwingenden Erfordernissen des Denkmalschutzes Genüge getan zu haben?

Wie kann die Stadt Aachen und deren verantwortlichen Bürger nur so mit ihrer neuesten Geschichte umgehen?

Mit freundlichen Grüßen aus Belgien

Inge und Dieter Wernet Dipl.-Ing.

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1.438 UNTERSTÜTZER aus dem In- und Ausland (19 Länder) haben sich für den Erhalt

des Luftschutzbunkers in Aachen in der Rütscher- / Försterstraße,

und gegen den Abriss ausgesprochen, also deutlich mehr wie nur die Bürger der Stadt Aachen.

Zu lesen in der Petition von Herrn Patrice Wijnands, die wir seit einem dreiviertel Jahr unterstützen.

Petition:

https://www.change.org/de/Petitionen/stadt-aachen-landschaftsverband-rheinland-lousberg-h%C3%B6fe-gmbh-der-hochbunker-f%C3%B6rsterstr-in-aachen-soll-nicht-f%C3%BCr-stadtwohnungen-weichen

Unser Eintrag in die Petition:

Wann bekennt sich Deutschland endlich zu seiner Geschichte? Schutzbauten haben in den unsäglichen Bombennächten zahllosen Menschen das Leben gerettet. Sie sind ein wichtiger Bestandteil unserer Vergangenheit und unersetzliche Zeitzeugen für spätere Generationen.

Die wenigen noch erhaltenen Bauwerke sind daher schützenswert und sollten Denkmalschutz erhalten. Sie dürfen keinesfalls rein finanziellen Aspekten geopfert werden.

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Bunker repräsentieren Aachener Bürger

Mi, 15. Jan. 2014
Aachener Nachrichten – Stadt / Lokales / Seite 16

Bunker repräsentieren Aachener Bürger

In New York lebende Musiker Christian Fabian Bausch meldet sich in der Diskussion um den Bunker Rütscher Straße zu Wort:

Ich lebe seit 18 Jahren in den USA und bin in Aachen aufgewachsen. Meine Eltern halten mich bezüglich Aachen auf den laufenden, unter anderem was die Zukunft der Aachener Bunker, vor allem am Lousberg, anbetrifft. Ich bin mit den Bunkern in Aachen aufgewachsen und habe in und um sie herum gespielt, erst als Kind und dann als angehender professioneller Musiker. Sie sind mir aus vielen Gründen ans Herz gewachsen. Viel hat sich für mich verändert aus der Ferne und die gesamte deutsche Geschichte steht jetzt in einem anderem Licht. Seitdem ich in den USA wohne, habe ich viele Deutsche kennen gelernt, persönlich, beruflich und in deutschen Clubs, die ja hier in den USA zahlreich vorhanden sind. Meine anfängliche Zurückhaltung den Deutschen gegenüber hier in den USA hat sich zu einer warmen Herzlichkeit gewandelt. Deutsche sind warmherzig, freundlich und aufgeschlossen und die Deutschen wissen, wie man mit Freude feiern kann und schließen alle miteina nder ein, egal wo sie aus der Welt herkommen. Dieses ist meine Erfahrung und ich bin nach Jahren wirklich stolz, ein Deutscher zu sein.

Leider wissen wir gar nichts darüber, was die deutschen Normalbürger in Aachen in der Kriegszeit erlebt haben. Politisch wissen wir alles aus Geschichtsbüchern und Medien. Ob Marlene Dietrich jetzt mit den amerikanischen Truppen dabei war oder nicht, die Familien, Großeltern und Kinder, die in den Bunkern um das nackte Überleben gezittert haben, würde das überhaupt nicht interessieren. Sie wussten noch nicht mal, ob ihr Haus noch steht, Nachbarn noch leben oder sie selber überleben werden. Die Bunker repräsentieren Aachener Bürger und sollten für diese in Ehren gehalten werden. Ich würde gerne Bilder aus den Archiven sehen, Geschichten lesen, und Familien kennenlernen die diese Zeit überlebt haben. Es hat sich viel in diesen Bunkern abgespielt, Tränen sind im Überfluss geflossen. Mit dem weiterem Abriss der Aachener Bunker radieren wir die Geschichte der Aachener Normalbürger total aus. Da diese Geschichte(n) in keiner Schule und i n keinem Unterricht erzählt wird, ist es den Personen in Verantwortung überlassen, dieses zu tun, oder den großen Bauinvestoren, es nicht zu tun.

Bürgerstiftung erinnert an 70 Jahre Frieden

Mi, 15. Jan. 2014
Aachener Nachrichten – Stadt / Lokales / Seite 15

Bürgerstiftung erinnert an 70 Jahre Frieden

Ein großes Projekt wird initiiert, um an das Ende des Zweiten Weltkriegs in Aachen zu erinnern. Zeitzeugen werden interviewt und erzählen von ihren Erinnerungen. Auch Schüler sollen mitmachen. Ebenso US-Veteranen.

Von Georg Dünnwald
und Jana Hilgers

Aachen. Neun Zeitzeugen haben Martin Borgmann schon Rede und Antwort gestanden. Sie kramten in ihren Erinnerungen an den 21. Oktober 1944. Das war der Tag, an dem die ehemalige Kaiserstadt von den Amerikanern erobert wurde. Damit hatte der Zweite Weltkrieg in Aachen ein Ende. In diesem Jahr jährt sich die Aachener Kapitulation zum 70. Mal. Deshalb will die „Bürgerstiftung Lebensraum Aachen“ ein großes Projekt anstoßen, um an diese Zeit zu erinnern. „Aachen war der kleine Teil in Deutschland, der als erstes befriedet wurde“, sagt Hans-Joachim Geupel, der Vorsitzende der Stiftung.

Angestoßen vom Abriss des Bunkers Rütscher Straße am Lousberg, der inzwischen unter Protest der Bürgerinitiative Lousberg-Bunker begonnen hat, möchte er den Aachenern mit seinem Projekt bewusst machen, dass sie bereits 70 Jahre in Frieden und Freiheit leben dürfen. Geupel ist es wichtig, dass sie dies wertschätzen und durch das Projekt am Vergessen gehindert werden.

Ein wichtiger Baustein seines Projektes sind die von dem Sozialwissenschaftler Martin Borgmann geführten Interviews mit Zeitzeugen. Seit November vorigen Jahres engagiert sich Borgmann ehrenamtlich in der Stiftung. Bisher hatte er die Möglichkeit mit vier Frauen und fünf Männern im Alter von 77 bis 99 Jahren über ihre Erinnerungen an die Zeit von September 1944 bis Mai 1945 zu sprechen. „Mir laufen Schauer über den Rücken, wenn ich die Geschichten höre“, beschreibt Borgmann. „Die Menschen erzählen sehr emotional. Aber ich spüre ihren Willen, etwas zu hinterlassen. Sie wünschen sich, dass ihre Geschichten nicht vergessen werden und haben das Bedürfnis sich zu öffnen“, sagt er weiter.

Frei erzählen

In den etwa dreistündigen Gesprächen, die Martin Borgmann mit den Zeitzeugen führt, lässt er sie frei erzählen. Jeder einzelne Bericht ist dabei individuell anders. „Die 99 Jahre alte Dame war zum Zeitpunkt der Aachener Kapitulation hochschwanger. Sie wusste nicht, in welche Richtung sie sich orientieren sollte“, berichtet Borgmann. Einer der Interviewten war „Nachrichten“-Fotograf Martin Ratajczak. Nicht nur er, sondern auch alle anderen Interviewten, bekannten sich zur Angst. Angst vor der Rückkehr der „Braunen“. „Bemerkenswert ist, keiner sagte Nazis, alle sprachen nur von den Braunen“, erinnert sich Borgmann. „Die Dankbarkeit der Zeitzeugen gegenüber den Amerikanern war in den Gesprächen unübersehbar. Sie fühlten sich erleichtert und befreit. Doch trotzdem war ihre Angst vor einem eventuell wiederkehrenden Terror der Deutschen größer denn je“, weiß Borgmann.

Neben den Interviews, für die noch Zeitzeugen gesucht werden, sind jedoch auch die modernen Medien ein wichtiger Stützpunkt des Projektes. Die Internetseite www.freeaachen44.de soll demnächst mit Berichten und Bildern zum Thema Aufarbeitung der Kapitulation Aachens gefüllt werden. Um auch die Jugendlichen zu erreichen, soll von Juni 2014 bis zum 8. Mai 2015 (Gedenktag der bedingungslosen Kapitulation der Wehrmacht) täglich ein kurzer Satz zu diesem Thema auf Twitter gepostet werden. Desweiteren wird gemeinsam mit der Volkshochschule ein Schülerprojekt ins Leben gerufen. Ebenfalls der Aachener Geschichtsverein zeigt Interesse an einer Beteiligung. Im Rahmen von Projektarbeiten oder -wochen sollen sich Schüler mit dem Thema Frieden und Freiheit befassen. Außerdem beschäftigt sich das Projekt damit, einen neuen Erinnerungsort zu schaffen. Darüber machen sich zurzeit RWTH-Professor Michael Schulze und seine Studenten Gedanken.

US-Generalkonsul nimmt teil

Wichtig sind Geupel auch die Erinnerungen amerikanischer Soldaten an die Kapitulation Aachens, die erhalten bleiben sollen. Daher hat der US-Generalkonsul Stephen A. Hubler sofort zugesagt, amerikanische Veteranenverbände zu kontaktieren und am 21. Oktober 2014 zur abschließenden Veranstaltung des Projekts in den Ballsaal des Alten Kurhauses zu kommen. „So kann nach und nach aus verschiedenen Mosaiksteinen ein Gesamtbild dieser Zeit entstehen“, fasst Geupel das Projekt zusammen. Auch amerikanische Schüler sind eingeladen, mitzumachen. e_SClB

„Ich spüre ihren Willen, etwas zu hinterlassen.“

Martin Borgmann über die Interviews mit den Zeitzeugen

Bunker-Abriss: Schon kommt aus der Nachbarschaft Protest

Mi, 20. Nov. 2013
Aachener Nachrichten – Stadt / Lokaltitel Aachen / Seite 13

Bunker-Abriss: Schon kommt aus der Nachbarschaft Protest

Sehr hohe Lärmwerte am ersten Tag. 1000 Lkw-Fuhren über Rütscher Straße.

Aachen. Das war zu erwarten: Kurze Zeit, nachdem am Montagmorgen ein Bagger in der Rütscher Straße angerückt war, um mit dem Abbruch des Hochbunkers zu beginnen, erhebt sich erster Protest aus der Nachbarschaft: „Der Abbruchmeißel ist zu laut. Dies hat auch das Umweltamt nach der Ortsbesichtigung bestätigt“, teilte gestern Prof. Christoph Schulten von der Bürgerinitiative Lousberg-Bunker, die sich von der Heftigkeit und Eile der Maßnahmen überrascht zeigt, mit. Messungen am Vormittag hätten 95 Dezibel ergeben, viel höher als die in Wohngebieten erlaubten 55 beziehungsweise 65 als Ausnahmen bei Baulärm: „Es besteht für alle Anwohner Gefahr für die Gesundheit.“

Die ist allerdings schon wieder vorbei, wie eine Anfrage der „Nachrichten“ bei der Stadt ergab. Harald Beckers vom Presseamt: „Der Bagger mit dem Bohrmeißel arbeitet jetzt innen.“ Er habe ein großes Loch in die Außenwand geschlagen, um in den Betonkoloss zu gelangen. Das Loch werde provisorisch wieder verschlossen, so dass die Bunkerwände als Schallschutz dienten. Einen Monat lang werde nun das Innere des ursprünglichen Luftschutzgebäudes ausgebaut, das Anfang der 1940er Jahre in aller Eile errichtet worden war. Ab 1959 war der Bunker vom Werkzeugmaschinenlabor genutzt worden, das dort Labore, Prüfstände und Büros einrichtete. Die ursprüngliche Ausstattung wurde dabei komplett entfernt – das Hauptkriterium des Landschaftsverbandes, das Kriegsrelikt nicht unter Denkmalschutz zu stellen.

26 000 Kubikmeter

Vier bis fünf Monate wird es dauern, bis die Fläche im Frühjahr 2014 freigeräumt ist, berichtet Architektin Anais Cosneau von der Landmarken AG. 26 000 Kubikmeter Stahlbeton müssen abtransportiert werden, die 1000 Lkw-Fuhren werden über die Rütscher Straße gehen. Jedes Haus in der Umgebung soll durch einen Gutachter besichtigt werden, zwecks Beweissicherungsverfahren. Denn Vibrationen werde es geben, sagt auch Sprecher Beckers, natürlich auch weiteren Baulärm, aber in wesentlich geringerem Ausmaß: „Man wird wahrnehmen, dass dort gearbeitet wird, aber nicht mehr so störend wie in den ersten eineinhalb Tagen.“

Errichtet werden dort 40 hochwertige Eigentumswohnungen zwischen 70 und 120 Quadratmetern und vier bis fünf Stadthäuser an der Försterstraße, dazu eine zweigeschossige Tiefgarage mit 60 Plätzen. Für beides gebe es schon viele Interessenten. Ein erstes Konzept, das keinerlei Begeisterung beim Architektenbeirat ausgelöst hatte, werde derzeit überarbeitet. Anfang 2014 werde ein zweiter Entwurf vorgelegt. Architektin Cosneau: „Wir wollen etwas Tolles dahin setzen.“ (hau)

Lousberg-Bunker: Abriss beginnt nun am Montag

Sa, 16. Nov. 2013
Aachener Nachrichten – Stadt / Lokales / Seite 21

Lousberg-Bunker: Abriss beginnt nun am Montag

Bürgerinitiative legt zuvor aber am Volkstrauertag noch einen Kranz nieder. Anwohnern werden Autowäschen finanziert, nur an Werktagen wird gearbeitet. Bürgerstiftung will den 70. Jahrestag der Kapitulation 2014 würdig gestalten.

Von Heiner Hautermans

Aachen. Jetzt geht es schnell: Am kommenden Montag beginnt der Abriss des Bunkers Rütscher Straße/Förster Straße. Zuvor wird am Sonntag (Volkstrauertag) um 12 Uhr von der Bürgerinitiative, die vehement, aber vergeblich für die Erhaltung gekämpft hatte, dort noch ein Kranz niedergelegt. Sprecher Dietmar Kottmann: „Die Veranstaltung soll die Erschütterung und Trauer widerspiegeln, die vor allem viele Ältere noch in Erinnerung an den Krieg empfinden. In den letzten Monaten erfuhr die Bürgerinitiative, dass durchaus noch mehrere Dutzend Personen leben, die die Schrecken des Krieges als Kinder in dem Bunker erlebt haben.“

Wie die Lousberg Höfe GmbH als Eigentümer mitteilt, sind im Vorfeld mehrere Gutachten zu den Themen wie Standsicherheit, Geologie, Immissionsschutz sowie Erschütterungen erstellt worden, die wiederum von der Bauaufsicht der Stadt Aachen geprüft und auch ergänzt wurden – alles nachzulesen auf der Seite www.leben-am-lousberg.de. Die Anregungen vieler Anwohner aus einer Informationsveranstaltung, zu der die Firma eingeladen hatte, sind in das Gesamtvorhaben eingeflossen. So werden die Abbrucharbeiten nur an den Werktagen, montags bis freitags jeweils von 7.30 bis 16.30 Uhr, durchgeführt – eine einstündige Mittagspause wird ebenfalls eingehalten.

Zum Schutz der Anwohner werden zunächst die inneren Wände des Bunkers abgebrochen, so dass die Außenwände als Schallschutz dienen. Beim Abbruch wird nach Möglichkeit eine Abbruchzange statt eines Felsmeißels verwendet. Zum Schutz vor Staubimmissionen werden die Arbeiten mit Sprühwasser begleitet. Außerdem wird dafür gesorgt, dass der Straßenbereich von groben Verunreinigungen freigehalten und regelmäßig gereinigt wird. Die Anwohner bekommen darüber hinaus regelmäßige Autowäschen finanziert (Meldung über die Homepage). In der Planung befindet sich zudem der Einsatz von Fensterputzern auf Kosten der Eigentümergemeinschaft.

Veteranen und Zeitzeugen

Gemeinsam und unter Leitung der Bürgerstiftung Lebensraum Aachen wird die Lousberg Höfe GmbH eine Dokumentation der Geschichte des Bunkers und eine Konzeption für eine Gedenkstätte entwickeln und so dem Wunsch des Bürgerforums gerecht werden.

Die Bürgerstiftung Aachen legt dabei den Fokus auf den Neubeginn in Aachen. Vorsitzender Hans-Joachim Geupel: „Am 21. Oktober 2014 wird es 70 Jahre her sein, dass amerikanische Truppen die Kapitulation der Deutschen Wehrmacht in unserer Region herbeiführten.“ Dieses Ereignis wolle man in die Erinnerung der Aachener zurückrufen und den Befreiern danken, dabei wolle man durchaus auch die Bürgerinitiative Lousberg-Bunker einbeziehen. Genauso sucht man aber auch amerikanische Veteranen und Zeitzeugen, will mit Lehrern, die das Thema interessiert, Kontakt aufnehmen und Historiker und Germanisten finden, die sich zum diesem Nullpunkt von Frieden und Freiheit in Aachen äußern. Und natürlich: An diesem Oktobertag soll die Gedenkstätte mit einer würdigen Veranstaltung eingeweiht werden. Vielleicht fänden sich ja auch Aachener Künstler, die diesen Ort gestalten wollten.

Mehr Informationen zur Bürgerstiftung, die auch Menschen in Aachen und den nachhaltigen Umgang mit der Natur fördert, unter www.buergerstiftung-aachen.de.

Bunker: Bürger geben sich nicht geschlagen

Mo, 4. Nov. 2013
Aachener Nachrichten – Stadt / Lokaltitel Aachen / Seite 23

Bunker: Bürger geben sich nicht geschlagen

Am 12. November Thema im Bürgerforum. Verwaltung und Landschaftsverband lehnen Unterschutzstellung als Denkmal erneut ab.

Von Heiner Hautermans

Aachen. Der Zwiespalt besteht fort: Während die Obrigkeit und der Investor nach wie vor davon ausgehen, dass die Tage des umstrittenen Lousberg-Bunkers gezählt sind, hofft die Bürgerinitiative darauf, den Abriss des Kriegs-Relikts doch noch stoppen zu können, insbesondere im Hinblick auf seine zeithistorische Bedeutung.

Wortführer Hermann Tücks fasst das in einem Rundbrief noch einmal so zusammen: „An diesem Ort wurde die Entscheidung getroffen, die Kampfhandlungen einzustellen, der Gefechtsstand aufgelöst, die Anlagen zur Kommunikation zerstört, die notwendigen Befehle an die eigenen Truppen erteilt und von hier aus der Kontakt mit Vertretern der US-Armee aufgenommen. Hier wehte das Symbol der Weißen Fahne und das ist das Entscheidende!“ Eben dieser Gesichtspunkt sei bei der bisherigen Abwägung und der Frage der Unterschutzstellung als Denkmal im Jahre 2005 nicht oder zu wenig berücksichtigt worden.

In die Prüfung mit einbezogen

Die Behörden sehen das jedoch anders. Auf den erneuten Antrag der Unterschutzstellung durch die Bürgerinitiative haben Stadtverwaltung und Landschaftsverband diesen Aspekt noch einmal geprüft. In einem Schreiben an die Stadt gesteht Hauptkonservatorin Dr. Angelika Schyma zu, dass die zeitgeschichtlichen Gründe im Zusammenhang mit der Kapitulation Aachen „erheblich und bemerkenswert“ seien, aber auch schon 2005 bekannt und in die Prüfung einbezogen worden seien.

Im Innern sei der Luftschutzbunker stark verändert worden, allenfalls die äußeren Kampfspuren könnten als substanzielles Zeugnis des Kampfes um Aachen dienen. Sie seien aber zu unspezifisch und auch nach an vielen anderen Gebäuden und Objekten zu finden. Insgesamt stellten die „erneut angeführten, argumentativ noch einmal verdichteten zeitgeschichtlichen Gründe“ jedoch keine neuen Erkenntnisse dar, die damalige Entscheidung und die geschaffenen rechtlichen Fakten als denkmalrechtlich falsch und rücknahmebedürftig einzustufen.

Zum gleichen Ergebnis kommt die Stadtverwaltung, die für die Sitzung des Bürgerforums am 12. November (17 Uhr im Sitzungssaal des Rates) eine Vorlage erstellt hat. Die Bürgerinitiative hatte bekanntlich zu dem Thema einen Bürgerantrag gestellt, der nach Ansicht des federführenden Fachbereichs Stadtentwicklung und Verkehrsanlagen abschlägig beschieden werden sollte.

Die historische Bedeutung des Denkmalwerts sei auch 2005 bekannt gewesen, der Anfang der 1940er Jahre als Luftschutzraum für 1450 Personen errichtete Hochbunker aber durch die Nutzung als Institutsgebäude der RWTH innen so stark verändert worden, dass „die ursprüngliche Nutzung nicht mehr ablesbar war“ und der historische Zeugniswert „als nicht mehr ausreichend beurteilt wurde“. Deshalb sehe man keinen Anlass für eine erneute Einleitung eines Verfahrens zur Unterschutzstellung. „Die Aktivitäten vieler Bürger zeigen jedoch ein großes öffentliches Interesse an der Bedeutung des Bunkers für die Ortsgeschichte. Diesem Interesse wollen Verwaltung und Investor Rechnung tragen. Der Investor ist bereit, die Erinnerungen an den Ort und die historischen Ereignisse zu würdigen. Angeboten wurden bereits eine Dokumentation des Bunkers sowie die Schaffung eines Erinnerungsortes“, heißt es abschließend in der Vorlage, die darauf hinweist, dass fünf Hochbunker (Goffartstraße, Junkerstraße, Kasinostraße, Scheibenstraße, Wittekindstraße) unter Denkmalschutz stehen.

Petition im Landtag

Abzuwarten bleibt, wie sich die Kommunalpolitik zu dem Punkt stellen wird. Die Bürgerinitiative hat noch zwei weitere Eisen im Feuer: die Aufhebung der Abrissgenehmigung durch die Stadt und eine Eingabe beim Petitionsausschuss des Landtages. Tücks: „Wir sind noch nicht am Ende.“

Vortrag macht Freunden des Bunkers Hoffnung

Mi, 23. Okt. 2013
Aachener Nachrichten – Stadt / Lokales / Seite 15

Vortrag macht Freunden des Bunkers Hoffnung

Dietmar Kottmann erinnert an die „Schlacht von Aachen“ vor 69 Jahren und die Kapitulation, die am 21. Oktober 1944 im Bunker an der Rütscher Straße unterzeichnet wurde. Referat stößt auf riesiges Interesse. Mehr als 100 Zuhörer.

Von Werner Czempas

Aachen. Kann in letzter Minute doch noch verhindert werden, dass der Lousberg-Bunker abgerissen wird? Kann er entgegen bisherigen Entscheidungen doch noch zum Denkmal erklärt werden?

Für alle, die sich seit Monaten dafür einsetzen, dass der Bunker zwischen Rütscher Straße und Försterstraße erhalten bleibt, kommt Hoffnung auf. „Der Bunker ist ein Denkmal. Er muss in die Denkmalliste. Die Weigerung, ihn in die Liste aufzunehmen, ist rechtswidrig.“ Diese Auffassung jedenfalls vertritt Dietmar Kottmann, pensionierter früherer Rechtsdirektor der Stadt Aachen. In seiner damaligen Tätigkeit war er auch zuständig für das Denkmalrecht. Als Vorsitzender der Laurensberger Heimatfreunde hielt Kottmann genau am Tag der Kapitulation Aachens vor 69 Jahren einen Vortrag: „Die Schlacht um Aachen (12.09. – 21.10. 1944)“.

Der Lousberg-Bunker steht nach einem Entscheid aus dem Jahr 2007 nicht unter Denkmalschutz. Er wurde vor Monaten vom Eigentümer Bund an den Aachener Investor Norbert Hermanns verkauft. Hermanns will den scheußlichen Betonklotz abreißen und dort elegante Stadtwohnungen bauen lassen. Die Stadt hat nach dem Ja des Planungsausschusses den Abriss genehmigt (die „Nachrichten“ berichteten).

Am Lousberg-Bunker kapitulierte am 21. Oktober 1944 Oberst Wilck, der letzte Kampfkommandant Aachens. Wie groß das Interesse am damaligen Geschehen und am weiteren Schicksal des Bunkers ist, zeigte der Publikumsandrang zum Vortrag. Mehr als 100 Bürger drängten in das für diesen unerwarteten Ansturm viel zu kleine Vereinsheim der St.Laurentius-Schützen in der Laurensberger Rathausstraße. Kottmann versprach, sein Referat andernorts zu wiederholen.

Der Vortrag geriet zur brillanten Geschichtsstunde. Um die „Schlacht um Aachen“ historisch einordnen zu können, holte Dietmar Kottmann aus bis zur Invasion der Alliierten am 2. Juni 1944 in der Normandie. Unterlegt mit zumeist amerikanischen Dokumenten, Filmen und Zeitungen skizzierte er die strategische Planung der schnell auf das Deutsche Reich vorrückenden Alliierten. Zwar standen die Spitzen der amerikanischen Verbände schon in der Nacht vom 12. auf den 13. September im Aachener Stadtwald, doch konzentrierten sich die Alliierten zunächst auf die Operation „Market Garden“. Mit der wollten sie weit nördlich von Aachen die Brücken über die großen Flüsse und Kanäle in Besitz nehmen und so einen freien Weg durch die norddeutsche Tiefebene Richtung Berlin bekommen. Erst nach dem schweren Fehlschlag im Kampf um Arnheim wandten sich die Alliierten wieder Aachen zu.

Die Stadt wurde Kriegsziel. Ab dem 1. Oktober spitzten sich die Kämpfe zu. Nach besonders schweren Gefechten im Raum Bardenberg und Würselen schloss sich der Ring um Aachen. Während des Kottmann-Vortrags wurde ein angesengtes Exemplar jenes Flugblatts hochgehalten, das die Amerikaner damals mit über der Stadt zerplatzenden Granaten zigtausendfach auf Aachen regnen ließen: „Aachen ist eingeschlossen, von amerikanischen Truppen umzingelt. Aachener! Es gibt nur eine Wahl: Sofortige ehrenvolle Uebergabe oder völlige Zerstörung.“

Doch Adolf Hitler hatte befohlen, Aachen „bis zum letzten Mann, bis zur letzten Patrone“ zu halten. Das Ultimatum der Alliierten vom 10. Oktober verstrich und „Aachen wurde in den letzten Tagen total umgepflügt“ (Kottmann). 360 Bomber warfen in tagelangen Wellen ihre tödliche Fracht, stündlich krachten 5000 Salven in die Stadt. Das Ende kam am Lousberg-Bunker: Am 21. Oktober, 12.05 Uhr, war die „Schlacht um Aachen“ geschlagen, als Oberst Wilck dort die Kapitulation unterschrieb.

„Aachen war militärisch bedeutungslos“, resümierte Dietmar Kottmann, „hatte aber für die Alliierten hohe symbolische Bedeutung. Der Fall Aachens war ein wichtiger psychologischer Vorteil, der der ganzen Welt zeigen sollte: Seht her, wir zwingen den Feind zur Aufgabe der ersten Großstadt auf deutschem Boden.“ Im internationalen „Zeitungskrieg“ sei Aachen deshalb viel wichtiger gewesen als das militärische Geschehen. Kottmann zeigte das legendäre Foto, auf dem sich ein massiger Sherman-Panzer den Weg durch den schmalen Fußgängertunnel Bahnhof Rothe Erde bricht und mit dem die alliierte Presse weltweit vom zerbrochenen „Tor des Dritten Reichs“ triumphierte. Eine französische Zeitschrift nannte Aachen das „Stalingrad im Westen“.

Starker Applaus

Der starke Applaus bewies, dass Dietmar Kottmanns Plädoyer für den Erhalt des Bunkers als historisches Denkmal bestens angekommen war. „Solange der Bunker steht, kann er noch in die Denkmalliste aufgenommen werden“, drängte Kottmann zu entschlossenem Tun. Er verwies auf eine Petition an den nordrhein-westfälischen Landtag über das Internet. Mehr als 1300 Personen haben sich schon unter www.change.org/de eingetragen. Auch die Bürgerinitiative Lousberg-Bunker hat beantragt, den Bunker unter Denkmalschutz zu stellen. Das Bürgerforum wird sich mit dem Antrag in der Sitzung am 12. November (17 Uhr, Sitzungssaal Rathaus) beschäftigen.

Weitere Informationen: www. aachener-geschichtsverein.de

„Der Bunker ist ein Denkmal. Er muss in die Denkmalliste. Die Weigerung, ihn in die Liste aufzunehmen, ist rechtswidrig.“

Dietmar Kottmann, Ehemaliger Rechtsdirektor der Stadt Aachen