Couven hält die Erinnerung wach an Fredy Hirsch

Mo, 15. Feb. 2016
Aachener Nachrichten – Stadtausgabe / Lokales / Seite 25

Couven hält die Erinnerung wach an Fredy Hirsch

Bewegender Festakt in der Aula, die nun nach einem besonderen Menschen benannt ist. In Auschwitz hat Hirsch weiterhin Nächstenliebe praktiziert.

Von Nina Krüsmann

Aachen. Mit einem großen Festakt ist am Freitag die Aula des Couven-Gymnasiums umbenannt worden, die damit ein Gedenkplatz für den am 11. Februar 1916 in Aachen geborenen ehemaligen Schüler Fredy Hirsch wurde. Hirsch fand am 8. März 1944 im Konzentrationslager Auschwitz-Birkenau den Tod. Er besuchte von 1926 bis 1931 die Oberrealschule Hindenburgschule, die seit 1945 den Namen Couven-Gymnasium trägt. Er war gemeinsam mit seinem Bruder ein führendes Mitglied des jüdischen Pfadfinderbundes, wirkte als Funktionär, Sportlehrer, Jugenderzieher und setzte sich als Häftling im Vernichtungslager Auschwitz-Birkenau für die Betreuung und das Überleben von jüdischen Kindern aus dem Ghetto Theresienstadt ein.

Drei Schulleiter auf der Bühne machten deutlich, um welch besonderen Tag es sich handelte: Der ehemalige Schulleiter Günther Sonnen, maßgeblicher Initiator der Umbenennung, die kommissarische Schulleiterin Alexandra Tiesarzik und Nachfolger Michael Göbbels begrüßten die Festgäste, unter denen viele aus Politik und Gesellschaft waren. „Fredy Hirsch war eine Persönlichkeit, die Werte vermittelt hat, für die eine Schule auch heute stehen sollte. Werte verbinden uns und wir sollten diese heute hochhalten, vor allem Toleranz gepaart mit Stärke, wie sie Fredy Hirsch verkörpert hat“, betonte Michael Göbbels.

Günther Sonnen stellte fest, dass dieser Aachener, der die Lebensumstände sehr vieler jüdischer Kinder in der Zeit der nationalsozialistischen Verfolgung verbesserte und Leben rettete, allzu lange vergessen worden sei. „Die Stadt ist gerade dabei, die Bedeutung des Bürgers Fredy Hirsch zu erkennen“, freute sich Sonnen. Auch Bürgermeisterin Margarethe Schmeer unterstrich diese Feststellung.

Die Geschichtslehrer der Schule hatten im Vorfeld ihre Klassen befragt. Die Ergebnisse wurden in Form von Zitaten auf einer Leinwand über der Bühne eingeblendet. Die Texte machten deutlich, welch besonderer Mensch Fredy Hirsch war. Nach Ansicht der Jugendlichen habe Hirsch unter anderem gezeigt, dass Nächstenliebe auch an Orten des Hasses vorhanden ist. „Fredy Hirsch hat eine Schutzzone für Kinder geschaffen“, betonte Sonnen.

Im Rahmen des Gedenkbuchprojektes für die Opfer der Shoah aus Aachen hatten Schülerinnen und Schüler des Couven-Gymnasiums Zeitzeugen befragt. Die Gesprächsrunde mit diesen hoch betagten Rednern wurde zu einem besonders beeindruckenden Moment der von Klezmer-Musik begleiteten Abendveranstaltung.

Tagsüber hatte – wie berichtet – bereits Schulministerin Sylvia Löhrmann die Schule besucht und das Fredy-Hirsch-Projekt als wichtigen Beitrag zu der von ihr initiierten Kampagne einer Erinnerungskultur gewürdigt. Das Couven-Gymnasium wurde zur „Schule ohne Rassismus – Schule mit Courage“ erklärt. Beide Veranstaltungen sind für Günther Sonnen „ein Symbol von Hoffnung und Menschlichkeit“.

„Fredy Hirsch war eine Persönlichkeit, die Werte vermittelt hat, für die eine Schule auch heute stehen sollte.“

Michael Göbbels,

designierter Schulleiter

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Bewegender Festakt in der vollbesetzten Aula des Couven-Gymnasiums, die nun den Namen Fredy-Hirsch-Forum trägt und damit an einen Menschen mit Vorbildcharakter erinnert.Foto: Ralf Roeger

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