Die Gegner der Campusbahn machen mobil

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Do, 26. Apr. 2012
Aachener Nachrichten – Stadt / Lokales / Seite 21

Die Gegner der Campusbahn machen mobil

Bürgerinitiative stellt im Brander Stier vor knapp100 Sympathisanten ihre Pläne für ein Bürgerbegehren gegen das Millionenprojekt vor

Von Christopher Gerards

Aachen. Zunächst müsse man mal über den Namen des Projekts sprechen, fand ein Besucher aus Forst. Darüber, warum die Campusbahn eigentlich Campusbahn heißt, und nicht Stadtbahn. Einen Trick der PR-Menschen vermutete er, „damit die Wahrnehmung im Südraum möglichst klein bleibt“ – weil der Campus ja ein gutes Stückchen entfernt liegt, im Aachener Norden.

Nun ist das Projekt trotz vermeintlicher Sprachregelungen in den Aachener Süden durchgedrungen, das wurde am Dienstagabend deutlich: Im Restaurant Brander Stier trafen sich rund 100 Menschen zu einer Infoveranstaltung, die die Bürgerinitiative „Campusbahn – Größenwahn“ aufs Gleis gehoben hatte. Teils emotional wetterte das Publikum gegen die Bahn, Befürworter der High-Tech-Tram waren in der Minderheit. Erreicht die Campusbahn ihre Endstation vor Baubeginn?

Die von der Stadt und einer breiten politischen Mehrheit befürwortete Bahn soll bekanntlich ab 2019 zwischen dem Campus Melaten (Uniklinik) und Brand verkehren. Im ersten Abschnitt soll eine zwölf Kilometer lange Strecke gebaut werden, gesäumt von 20 Haltestellen. Für die Erstinvestition sind Kosten in Höhe von rund 230 Millionen Euro veranschlagt. Ohne Zuschüsse aus Fördertöpfen des Bundes und der EU ist das Projekt nicht zu stemmen – dennoch müsste die Stadt nach Schätzungen der Bürgerinitiative mindestens 110 Millionen Euro beisteuern – hinzu kämen die jährlichen Betriebskosten von 4 bis 6,5 Millionen Euro.

Das sei zu viel, schimpfen die Gegner. „Und wenn die Kosten aus dem Ruder laufen, wird das aus der Stadtkasse bezahlt. Da geht die Stadt ein zu großes Risiko ein“, meinte ein Mann aus dem Publikum.

Man müsse auch an die Einzelhändler an der Trierer Straße denken, sagte ein anderer. Werde die Campusbahn gebaut, würde die eben erst fertiggestellte Straße wieder aufgerissen – und damit die Kundschaft vergrault.

Staus und ihre Folgen

Auch mit Staus müsste verstärkt gerechnet werden, weil die Trierer Straße in jeder Richtung einspurig werde. Wie kommt da die Feuerwehr durch, wollte eine junge Frau wissen. Schon geht die Befürchtung um, dass Autofahrer bei Staus in die Wohngebiete ausweichen könnten, was die Lebensqualität der Anwohner dort senke. „Der Grauenhofer Weg als grauenhafter Weg“, murmelte ein Mann.

Unterdessen gab ein Befürworter der Bahn zu bedenken: „Der Anschluss an Melaten ist doch wichtig für Brand, wegen der Arbeitsplätze, die dort entstehen.“ Aber auch das bezweifelten die Kritiker des Bahn-Projekts: Entstehen da überhaupt so viele Jobs? „Wir können ja eine Trasse nach Avantis bauen. Da arbeiten schon 12 000 Leute“, witzelte einer über das weitgehend brachliegende Gewerbegebiet an der deutsch-niederländischen Grenze.

Als Alternative sprachen sich die meisten Anwesenden für eine Ausweitung des Bussystems aus. Die Busse seien nicht so überfüllt, wie oft behauptet wird.

Daher müsse die Notbremse gezogen werden. Die Bürgerinitiative „Campusbahn – Größenwahn“ um Wortführer Maximilian Slawinski möchte Unterschriften sammeln und das Projekt mittels eines Bürgerbegehrens stoppen. Die Fragestellung lautet: „Soll die Stadt Aachen die Beteiligung an der Finanzierung der Campusbahn unterlassen?“ Kommen 8000 Unterschriften gegen die Campusbahn zusammen, müsste der Rat sich erneut mit dem Thema befassen. Lehnt er das „initiierende Bürgerbegehren“ ab, folgt ein Bürgerentscheid. In diesem Fall müsste sich eine Mehrheit der wahlberechtigten Aachener, mindestens jedoch zehn Prozent, für das Anliegen der Bürgerinitiative aussprechen. Dann wäre die Campusbahn gestoppt.

Noch aber kommt das Bürgerbegehren nicht recht in Gang. Slawinskis Problem: Erst muss eine Kostenschätzung vorliegen, dann erst können Unterschriften gesammelt werden. Schon seit sechs Wochen warte er darauf, sagt Slawinski. „In anderen Städten dauert so etwas zwei Wochen.“ Slawinski fühlt sich ausgebremst und wirft der Verwaltung vor, nicht genug für eine schnelle Bürgerbeteiligung zu tun.

Unterdessen sagt Axel Costard vom Presseamt, dass die Verwaltung eine Kostenschätzung erstellt habe, diese aber noch juristisch geprüft werden müsse. Knifflig sei insbesondere, die Ertragsseite angemessen zu berücksichtigen. Immerhin gehe es auch um positive Effekte für die Umwelt und die Attraktivität der Stadt.

Von einer Verzögerungstaktik könne laut Costard keine Rede sein. „Wir haben keine Angst vor einem Bürgerbegehren. Wir glauben, dass es auch viel Zustimmung für die Campusbahn gibt.“

Weitere Informationen im Netz:

www.campusbahn-
groessenwahn.de

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