Eine Chronologie des Terrors und des Schreckens

Mo, 16. Nov. 2015
Aachener Nachrichten – Stadt / Spezial / Seite 6

Eine Chronologie des Terrors und des Schreckens

Um 21.20 Uhr beginnt am Freitag mit der ersten Explosion in Paris eine Serie von Attentaten – gleichzeitig an verschiedenen Orten. Ein Protokoll.

Paris. Ab 21.20 Uhr ist alles anders in Paris, als am Freitag die erste Explosion zu hören ist. Terroristen schlagen gezielt nahezu gleichzeitig an verschiedenen Orten zu. Die Ereignisse im Überblick:

Freitag, 13. November

▶ 21.05 Uhr: Etwa fünf Minuten nach Anpfiff des Spiels Deutschland gegen Frankreich soll einer der Attentäter im Sektor Ost, der andere im Sektor Nord vergeblich versuchen, in den Stadionbereich zu kommen. Es ist unklar, ob sie Tickets hatten oder nicht. Die Ordner lassen sie nicht rein.

▶ 21.20 Uhr: Es gibt eine erste Explosion in der Nähe des Stade de France im Pariser Vorort Saint-Denis. Dort spielt die deutsche Fußball-Nationalmannschaft vor 80 000 Zuschauern gegen Frankreich. In der Nähe des Eingangs D des Stadions zündet ein Selbstmordattentäter seinen Sprengstoffgürtel und reißt einen Passanten mit in den Tod.

▶ 21.25 Uhr: Im 10. Arrondissement, im Pariser Osten am Canal Saint Martin, schießen Täter auf Gäste der Bar „Le Carillon“ und des asiatischen Restaurants „Le Petit Cambodge“. Mindestens 15 Menschen werden getötet, zehn Opfer bleiben sehr schwer verletzt zurück.

▶ 21.30 Uhr: Eine zweite Explosion ereignet sich nahe dem Eingang H des Stade de France. Ermittler finden dort die Leiche eines Mannes mit Sprengstoffgürtel.

▶ 21.30 Uhr: Frankreichs Präsident François Hollande verlässt seinen Platz auf der Tribüne des Stade de France und bespricht sich noch vor Ort mit Innenminister Bernard Cazeneuve. Danach wird er zu einer Krisensitzung ins Innenministerium gebracht.

▶ 21.32 Uhr: Es gibt eine weitere Schießerei vor der Bar „A la Bonne Bière“ und der gegenüberliegenden Pizzeria „Casa Nostra“ im 11. Arrondissement, nicht weit entfernt von der ersten Schießerei. Fünf Menschen sterben, acht werden schwer verletzt.

▶ 21.36 Uhr: In der weiter südlich gelegenen Rue de Charonne attackieren Attentäter die Bar „La Belle Equipe“. Auf der Terrasse der Bar werden mindestens 19 Menschen getötet. Wie auch bei den Angriffen auf „Le Petit Cambodge“, „Le Carillon“ und „Bonne Bière“ fahren die Angreifer vermutlich einen schwarzen Seat.

▶ 21.40 Uhr: Im Restaurant „Comptoir Voltaire“ etwas weiter südöstlich sprengt sich ein Selbstmord-Attentäter in die Luft. Ein Mensch wird dabei schwer, weitere Opfer leicht verletzt.

▶ 21.40 Uhr: Ein schwarzer Wagen hält vor dem Musikclub „Bata-clan“. Drei Personen mit Sturmgewehren dringen ein und schießen in die Menge, die dort zu einem Konzert der Band „Eagles of Death Metal“ vor rund 1500 Zuschauern zusammengekommen ist. Sie nehmen Geiseln.

▶ 21.53 Uhr: 400 Meter vom Stade de France entfernt gibt es eine dritte Explosion. Der Körper eines Selbstmord-Attentäters wird dort wenig später gefunden.

▶ 22.45 Uhr: Das Freundschaftsspiel Frankreich gegen Deutschland endet mit einem 2:0-Sieg der Franzosen. Im Stade de France ist der Terror zu spüren. Im Stadion herrscht eine gedrückte Stimmung. Viele Fans haben die grausamen Nachrichten längst mitbekommen. Sie wissen, dass auch das

Stadion im Visier der Terroristen steht. Als Ordner nach dem Abpfiff

die Spielfeldbegrenzung öffnen, strömen viele Zuschauer auf den Platz. Ein Sprecher kündigt an, wegen „Vorfällen im Umfeld des Stadions“ müssten die Zuschauer die Arena nach und nach verlassen.

Die Spieler der deutschen Nationalmannschaft harren stundenlang nach den Bombenanschlägen in den Katakomben des Stadions aus. Ein Verlassen des Stade de France gilt als zu gefährlich. Auch die französischen Nationalspieler verbringen die Nacht im Stadion. Erst am Samstagmorgen bringt der schwarze DFB-Mannschaftsbus die Spieler mit Polizei-Eskorte zum Flughafen.

▶ Mitternacht: Präsident Hollande spricht im Fernsehen von mehreren Dutzend Toten, vielen Verletzten. Er kündigt den Ausnahmezustand an. Die Pariser Krankenhäuser werden in den Ausnahmezustand versetzt.

Samstag, 14. November

▶ 00.15 Uhr: Das Kabinett trifft sich zu einer Sondersitzung.

▶ 00.20 Uhr: Die französische Polizei stürmt den Musikclub „Bata-clan“. Die Operation dauert eine halbe Stunde. Drei Terroristen sterben. Einer wird erschossen, die anderen beiden zünden ihre Sprengstoffgürtel. Im Bataclan gibt es 89 Tote und zahlreiche Verletzte.

In goldfarbenen Wärmefolien stehen Überlebende in einem Bus neben dem „Bataclan“. Notärzte betreuen die Überlebenden in dem bereitstehenden Bus. Viele der Konzertbesucher wissen nicht, ob ihre Freunde und Verwandten das Massaker überlebt haben.

▶ ab 00.30 Uhr: Mehrere Parteien, darunter die Sozialisten und der rechtsextreme Front National, setzen ihren Wahlkampf für die Regionalwahlen aus.

Schulen und Universitäten bleiben am Samstag geschlossen, kündigen die Pariser Behörden an. Alle Schulausflüge an diesem Wochenende fallen aus, teilt das Bildungsministerium mit.

Präsident Hollande und Premier Manuel Valls begeben sich gemeinsam mit dem französischen Innenminister Cazeneuve und Justizministerin Christiane Taubira zum „Bataclan“.

▶ 11.00 Uhr: Hollande nennt die Angriffe einen „Kriegsakt“ und schreibt sie der Terrormiliz Islamischer Staat (IS) zu. Er kündigt eine dreitägige Staatstrauer an. Heute will er vor beiden Kammern des französischen Parlaments, dem Kongress, sprechen.

Die Terrormiliz Islamischer Staat bekennt sich zu den Angriffen.

▶ 19.00 Uhr: Der für Terrorismus zuständige Staatsanwalt François Molins berichtet von 129 Todesopfern und 352 Verletzten.

Vater und Bruder des als einer der Terroristen im „Bataclan“ identifizierten werden in Gewahrsam genommen, am Samstag auch noch andere Familienmitglieder.

Sonntag, 15. November

▶ Im Vorort Montreuil östlich von Paris wird ein weiteres Auto der Terroristen gefunden. In dem Fahrzeug entdecken Ermittler auch Sturmgewehre vom Typ Kalaschnikow wie sie bei den Anschlägen verwendet wurden.(dpa/afp)

Aktion: Millionen Menschen melden bei Facebook, wie es ihnen geht

Mehr als fünf Millionen Menschen haben nach den Attentaten ein Spezialangebot des sozialen Netzwerks Facebook genutzt, um Freunde und Angehörigen darüber zu informieren, dass sie in Sicherheit seien. 5,4 Millionen Nutzer bedienten sich laut Facebook des „Safety Check Up“.

Es wurde eingerichtet, um alle Facebook-Kontakte eines Nutzers in Sekundenschnelle mit der Botschaft zu erreichen, dass sich der Betroffene in Sicherheit befinde.

Der „Safety Check Up“ wurde ursprünglich für den Fall von Naturkatastrophen entwickelt. Facebook sorgt dafür, dass die Nutzer im Umfeld eines Katastrophengebietes auf die Möglichkeit einer derartigen Kurznachricht hingewiesen werden. Solche Hinweise wurden an alle Facebook-Nutzer in Paris geschickt.

Rund 1200 französische Helfer waren im Fußballstadion, die nach dem Germanwings-Absturz im März im Einsatz waren. „Für sie war es natürlich eine besondere Tragik“, dass so viele Menschen bei Attentaten starben, sagte Bundesaußenminister Frank-Walter Steinmeier (SPD).

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