|
|
Fr, 31. Aug. 2012 Jüdisches Kolleg rät, besser keine Kippa zu tragen Entsetzen nicht nur in Berlin nach Überfall auf einen Rabbiner. Expertin sieht Gewaltbereitschaft vor allem bei jungen Migranten und Muslimen. Berlin. Nach dem brutalen Überfall auf einen Rabbiner in Berlin werden Warnungen vor zunehmenden Gewalttaten gegen Juden in Deutschland laut. „Es gibt in letzter Zeit mehr körperliche Attacken gegen Juden als in den vergangenen Jahren – vor allem in Ballungsgebieten und Großstädten“, sagte die Vorsitzende der Amadeu-Antonio-Stiftung, Anetta Kahane. „Und leider sind es meist junge Migranten.“ Der Vorsitzende der Jüdischen Gemeinde in Berlin, Gideon Joffe, sieht ein Sicherheitsproblem für Juden in Teilen der Hauptstadt: „Ich würde heute einem Juden nicht empfehlen, in jedem Stadtteil Berlins mit einer Kippa herumzulaufen.“ Das Überfallopfer trug die traditionelle jüdische Kopfbedeckung Kippa. Die vier Täter, nach Angaben der Polizei vermutlich arabischstämmige Jugendliche, hatten es auf den Rabbiner wohl deshalb abgesehen. Der 53-Jährige war am Dienstagabend vor den Augen seiner Tochter im gutbürgerlichen Berliner Stadtteil Friedenau angegriffen worden. Er erlitt einen Jochbeinbruch. Dem kleinen Mädchen drohten die Täter mit dem Tod. Von ihnen fehlte gestern jede Spur. Das jüdische Abraham-Geiger-Kolleg in Potsdam rät seinen Studenten, auf das Tragen der Kippa in der Öffentlichkeit zu verzichten. „Stattdessen sollten sie eine unauffällige Kopfbedeckung wählen“, sagte der Rektor des Kollegs, Walter Homolka, der „Berliner Morgenpost“. „Wenn man als Jude nicht mehr sichtbar ist, ist man sicher.“ Nach seinen Angaben verschärfte das Abraham Geiger Kolleg auch seine Sicherheitsmaßnahmen. An dem Kolleg werden derzeit 28 Rabbiner ausgebildet. Der Berliner Rabbiner Walter Rothschild sprach von einer „neuen Dimension“. Er selber sei bereits angegriffen worden und erhalte beleidigende E-Mails, daher trage er die Kippa nicht in der Öffentlichkeit. Kahane sagte, antisemitische Gewalt gehe eher von jungen Migranten und Muslimen aus, die hasserfüllt auf die Gesellschaft, Deutschland, Israel und Juden seien. Oft hätten sie den Eindruck, dass ihre Umwelt das gar nicht so anders sehe. „Das ist ein wichtiger Aspekt: Sie fühlen sich durch das, was die Mehrheitsgesellschaft denkt, nicht gerade entmutigt.“ Der Zentralrat der Muslime in Deutschland sprach sich für einen vertieften Dialog mit den Juden aus. „Wenn man als Jude nicht mehr sichtbar ist, ist man sicher. “ Walter Homolka, Chef des Abraham-Geiger-Kollegs |