Mi, 23. Sep. 2015
Aachener Nachrichten – Stadt / AN Politik / Seite 4
Maaßen beobachtet Anwerbungsversuche von Islamisten „mit großer Sorge“
Berlin. Der Verfassungsschutz befürchtet eine mögliche Radikalisierung junger Flüchtlinge in Deutschland. Mit „großer Sorge“ verfolge er die Versuche von Islamisten, Asylbewerber in Deutschland für ihre radikale Weltanschauung zu rekrutieren, erklärte der Präsident des Bundesamts für Verfassungsschutz, Hans-Georg Maaßen, gestern. Seine Behörde sehe hier ein „erhebliches Radikalisierungspotenzial“, fuhr er fort. „Unser Augenmerk liegt besonders auf jugendlichen unbegleiteten Flüchtlingen, die eine leichte Beute der Islamisten sein könnten“. Bislang gebe es allerdings „keine belastbaren Erkenntnisse“, dass radikalislamische Gruppen in Syrien unter dem Deckmantel der Flüchtlingsbewegung gezielt potenzielle Gewalttäter nach Deutschland einschleusten, erklärte Maaßen. In Einzelfällen habe seine Behörde aber entsprechende Hinweise, denen nachgegange n werde.
Das Bürgerkriegsland Syrien übt nach Erkenntnissen des Verfassungsschutzes ungebrochene Anziehungskraft auf deutsche Islamisten aus. In den vergangenen sechs Monaten seien noch einmal knapp hundert Islamisten aus Deutschland nach Syrien oder in den Irak ausgereist, teilte Maaßen mit. Insgesamt seien seiner Behörde 740 Fälle solcher Ausreisen bekannt. Bei rund 120 der Ausgereisten gebe es Hinweise, dass sie in Syrien oder im Irak ums Leben gekommen seien. Ein besonderes Risiko sind nach Erkenntnissen der Verfassungsschützer jene rund 250 nach Deutschland zurückgekehrten Salafisten. Bei 70 von ihnen sei bekannt, dass sie dort Kampferfahrung gesammelt hätten. (afp)