Mi, 18. Jan. 2012
Aachener Nachrichten – Stadt / Blickpunkt / Seite 2
Koalition ruft nach einer europäischen Ratingagentur
Nach der Entscheidung von Standard & Poor´s: CSU beklagt eine „bewusst gegen Europa gezielte Aktione_SDLq
Berlin. Aus Verärgerung über die jüngsten Entscheidungen der Rating-Agentur Standard & Poor‘s (S&P) wollen die Koalitionsparteien die Gründung einer europäischen Agentur vorantreiben. Bundesaußenminister Guido Westerwelle (FDP) sagte, es sei „höchste Zeit“, den anglo-amerikanischen Agenturen mehr Wettbewerb entgegenzusetzen. Deren Entscheidungen seien auch politisch bedingt. Auch Bayerns Finanzminister Markus Söder (CSU) forderte eine europäische Agentur als Gegengewicht zu den US-dominierten Anbietern. Deren Vorgehen wirke „wie eine ganz bewusst gegen Europa gezielte Aktion“.
Grüne: „Anti-Amerikanismus“
SPD und Grüne nahmen die Rating-Agenturen gegen allzu scharfe Kritik in Schutz. „So viel Anti-Amerikanismus war bei CDU und FDP noch nie“, sagte Grünen-Fraktionschef Jürgen Trittin. Mit Blick auf die Staatsanleihen von Euro-Krisenstaaten sagte er, wenn von den Agenturen „Ramsch als Ramsch bezeichnet wird, dann sollte man das ihnen nicht vorwerfen“.
Auch SPD-Chef Sigmar Gabriel wollte sich der Kritik an den Agenturen nicht anschließen. „Ich glaube nicht an die Verschwörungstheorie, dass die bösen USA Europa ruinieren wollen“, so Gabriel. Auch wenn Rating-Agenturen „viel Schaden“ anrichten könnten, müssten die Bewertungen von S&P „nicht zwangsläufig“ falsch sein. Die Bonität der Euro-Staaten sei auch deshalb so schlecht, weil Angela Merkel ihnen ein „Spardiktat“ auferlege. (afp) |