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Sa, 15. Sep. 2012 Nach dem Gebet lodern die Flammen auf Sudan: Tausende greifen deutsche Botschaft an. Weil die Diplomaten gewarnt sind, wird niemand verletzt. Neue Proteste für Sonntag angekündigt. Von Carola Frentzen Addis Abeba/Berlin. Schwarzer Rauch steigt über der deutschen Botschaft in Khartum auf. Nach Tod und Verwüstung vor Vertretungen der USA erreichen die Proteste gegen das islamfeindliche Video „Innocence of Muslims“ erstmals auch eine deutsche Auslandsvertretung. Tausende in Weiß gekleidete Muslime stürmen die deutsche Botschaft in der sudanesischen Hauptstadt und zerreißen die schwarz-rot-goldene Flagge. Die Regierung des umstrittenen Präsidenten Omar al-Baschir hat den zur Wochenmitte bei YouTube aufgetauchten Film heftig kritisiert. Das Video sei eine „aggressive Aktion, um Muslime zu provozieren und ungerechtfertigte Feindseligkeiten zwischen den Gläubigen der verschiedenen Religionen anzuzetteln“, erklärte der Ministerrat. Radikale Islamisten heizten daraufhin die Stimmung an und riefen ihre Landsleute zur Teilnahme an Massenprotesten nach dem Freitagsgebet auf. 70 Prozent aller Sudanesen sind sunnitische Muslime. Ungehört blieben die Forderungen gemäßigter Kräfte, die eine friedliche Demonstration gefordert hatten, wie es in der Zeitung „Sudan Tribune“ hieß. Warum am Freitag Deutschland ins Visier geriet, blieb zunächst unklar. Angeblich sollen in Berlin Mohammed-Cartoons an der Wand einer Moschee aufgetaucht sein, verlautete die wichtigste islamische Behörde des Landes mit. Aber es wäre nicht das erste Mal, dass solche Proteste eskalieren – das war schon nach den dänischen Mohammed-Karikaturen im Jahr 2006 so. In Khartum wurden auch die Botschaften Großbritanniens und der USA attackiert. Vor der US-Vertretung eskalieren die Zusammenstöße. Ein Demonstrant kam ums Leben, wie arabische Nachrichtensender berichteten. Für den deutschen Botschafter Rolf Welberts und seine knapp zwei Dutzend Mitarbeiter sind die Proteste allerdings keine Überraschung. Die Ausschreitungen kamen ja gewissermaßen mit Ankündigung. Die deutsche Vertretung in Khartum hat – wie in anderen islamischen Ländern auch – freitags ihren Ruhetag. Sicherheitshalber bekamen die Mitarbeiter aber zusätzlich noch die Anweisung, auf jeden Fall zu Hause zu bleiben. Auch Welberts hielt sich dem Büro fern. In Berlin wurde der sudanesische Botschafter ins Auswärtige Amt gebeten. Ihm wurde klar gemacht, welch Bedeutung die Bundesregierung dem Schutz ihrer diplomatischen Vertretung beimisst. Glimpflicher Ausgang Das half allerdings nicht viel. Außenminister Guido Westerwelle (FDP) ließ sich pausenlos über das Geschehen in Khartum unterrichten. Am Nachmittag bestätigte er, dass die Botschaft gestürmt und teilweise in Brand gesetzt worden sei. Für die Diplomaten ging es glimpflich aus. „Glücklicherweise ist kein Personenschaden entstanden“, sagte Westerwelle nach einem Telefonat mit Welberts erleichtert. „Unsere Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sind in Sicherheit.“ Offen ist aber noch, wann die Botschaft den normalen Betrieb wieder aufnimmt. Für Sonntag jedenfalls sind neue Proteste angekündigt. Deutschland: Muslime bleiben besonnen In Deutschland blieben die Muslime besonnene: Rund um die Freitagsgebete in Moscheen ist es gestern ruhig geblieben. In vielen Städten riefen Imame die Gläubigen zu Besonnenheit auf, während in viele islamischen Ländern wütende Proteste tobten. Bundesinnenminister Hans-Peter Friedrich (CSU) warnte davor, Muslime durch eine Aufführung des Mohammed-Schmähfilms anzustacheln. (dpa) Kommentar: Ist das der friedliebende Islam? |