Rehe fallen freilaufenden Hunden zum Opfer

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10.07.2019

Rehe fallen freilaufenden Hunden zum Opfer

Stadtjäger Sascha Ehrt und Wolfsberater Hermann Carl beklagen mangelnde Einsicht bei einigen Hundebesitzern

Von Sarah-Lena Gombert

Aachen Ein schwer verletztes Reh liegt am Brüsseler Ring. Nicht etwa, weil es von einem Autofahrer angefahren worden ist. Das etwa anderthalbjährige Tier hat Bissspuren an Vorder- wie Hinterläufen. Stadtjäger Sascha Ehrt, der das Reh töten musste, um es von seinem Leiden zu erlösen, ist sich sicher: Das war ein Hund.

Es war am frühen Montagmorgen, als Stadtjäger Sascha Ehrt von der Aachener Polizei darüber informiert wurde, dass ein verletztes Reh auf einer Wiese am Brüsseler Ring lag. Bei Eintreffen konnte Ehrt das Tier mit Hilfe eines Passanten schnell finden. „Das Reh lebte noch, aber hatte schwerste Verletzungen an den Vorder- und Hinterläufen“, erzählt Ehrt. Der etwa anderthalb Jahre alte Bock sei so schwer verletzt gewesen, dass Ehrt ihn von seinem Leid erlösen musste.

Für Sascha Ehrt war das in diesem Jahr nicht der erste Einsatz dieser Art. Bereits vier Mal sei er in diesem Jahr von Polizei oder vom städtischen Forstamt kontaktiert worden, um sich um Rehe zu kümmern, die von Hunden gehetzt und verletzt wurden.

„Der Rehbock am Brüsseler Ring muss große Schmerzen gehabt haben und sich damit schon einige Zeit gequält haben“, schätzt der Fachmann. Die Verletzungen ließen, so Ehrt, klar darauf schließen, dass das Reh von einem Hund verletzt worden ist. Füchse würden so massive Tiere – immerhin wog der Rehbock 16 bis 17 Kilogramm – nicht angreifen. Und ein Wolf sei das auf keinen Fall gewesen, ist Ehrt sich sicher.

Das sieht auch Hermann Carl, Wolfsbeauftragter aus der Eifel, so: Anders als Hunde würden erfahrene Wölfe nicht einfach nach den Läufen schnappen, sondern ihre Beutetiere direkt in die Kehle beißen. Auch hält er es für unwahrscheinlich, dass der vor einigen Wochen in der Eifel aufgetauchte Wolf sich in die Aachener Stadt vorwagt. „Es kann höchstens mal vorkommen, dass junge Wölfe, die sich von ihrem Rudel trennen, sich auf der Durchreise in die Nähe einer Stadt wagen. Die Jungtiere sind etwas neugieriger“, so Carl.

Zwar kann Ehrt nicht sagen, welche Hunderasse im aktuellen Fall infrage kommt, aber „in jedem Hund ist auch ein kleiner Wolf und somit auch der Jagdtrieb. Dieser ist in vielen Hunden verankert und das sollten die Hundebesitzer wissen“, betont er und appelliert: „Leinen Sie Ihren Hund an, damit schützen Sie nicht nur unser Wild sondern auch Ihren Hund!“ Denn nicht immer treffen die Hunde auf harmlose Rehe, die bloß weglaufen. Denn sollte ein Hund an ein Wildschwein geraten, so endet dies meist tödlich für den Hund.

Ein Problem in der Stadt

Hermann Carl schätzt, dass das Hetzen von Rehen durch Hunde ein Problem ist, dass in Städten häufiger vorkommt als auf dem Land: „Viele Städter machen sich einfach keine Gedanken darüber, dass Rehe auch in Städten vorkommen“, sagt er. Das Reh sei nämlich kein Wald-, sondern vor allem ein Feldtier. „Es reichen ganz kleine Waldstücke, damit sich die Tiere mal zurückziehen können. Ansonsten sind die eher in der offenen Landschaft unterwegs.“ Auch Carl fordert Hundebesitzer auf, verstärkt darauf zu achten, ihre Tiere angeleint zu lassen.

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