Spannungen nehmen weiter zu

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Sa, 14. Jan. 2012
Aachener Nachrichten – Stadt / Blickpunkt / Seite 2

Spannungen nehmen weiter zu

Die USA warnen den Iran erneut vor einer Blockade der Straße von Hormus. Das Weiße Haus wählt dazu einen Geheimkanal, um Revolutionsführer Ayatollah Khamenei direkt den Ernst der Lage klar zu machen.

Von Thomas Spang.

Washington. Die Spannungen zwischen dem Iran und den USA drohen nach dem Anschlag auf den iranischen Atomwissenschaftler weiter zu eskalieren. Teheran verspricht Vergeltung für die nicht aufgeklärte Serie an Sabotageakten, Cyberangriffen und Killer-Kommandos auf seine Nuklearexperten, die offenbar darauf abzielen, das Atomprogramm Irans zu verlangsamen. Gleichzeitig droht der Gottesstaat mit einer Blockade der Straße von Hormus im Persischen Golf, falls der Westen weiter an der Sanktionsschraube dreht.

Nachdem die amerikanische Außenministerin Hillary Clinton am Mittwoch kategorisch eine Beteiligung der USA an den Sabotageakten ausgeschlossen hatte, zeigte das Weiße Haus der Führung in Teheran seine Toleranzgrenze auf. Eine Sperrung des Nadelöhrs im Golf, durch das ein Fünftel des weltweiten Öl-Handels abgewickelt wird, werde nicht hingenommen. Entgegen üblicher Gepflogenheiten kommunizierte Präsident Barack Obama die Warnung nicht durch Schweizer Diplomaten, sondern einen Geheimkanal direkt an den obersten geistlichen Führer, Ayatollah Ali Khamenei.

Während die US-Regierung Ende des Jahres die Heimkehr der letzten Truppen aus dem Irak feierte, rüstete das Pentagon im Windschatten die amerikanischen Streitkräfte in Kuweit und im Persischen Golf auf. Mit der USS Carl Vinson und der USS John C. Stennis kreuzen bereits zwei Flugzeugträger und ihre Begleitschiffe in der Krisenregion. Die Army unterhält mit der „Ersten Brigade“ und der „Ersten Kavallerie Division“ größere Kampfeinheiten in Kuweit. Zusätzliche Unterstützung steht durch die Nationalgarde aus Minnesota und eine andere „größere Einheit“ bereit, die in Kürze in den Wüstenstaat verlegt wird. Die USA signalisieren dem Iran damit, eine glaubwürdige Streitmacht vor Ort zu haben, die jederzeit eingreifen kann.

Eine militärische Öffnung der Straße von Hormus sei in relativ kurzer Zeit möglich. Die Schätzungen reichen von einem Tag bis sieben Monate. Michael Connell, der für den „Center of Naval Analysis“ verschiedene Konfliktszenarien durchspielte, sagte der „New York Times“, die iranische Flotte sei kein wirklicher Gegner. „Aber sie können Glück haben und zum Beispiel einen Flugzeugträger außer Gefecht setzen.“

Gefährlicher als die reguläre Marine seien die Schnellbote der Revolutions-Garden, die unabhängig vom iranischen Militärkommando operieren. „Die machen ihr eigenes Ding.“ Bei einem Manöver simulierte die US-Navy 2002 einen Konflikt, bei dem Dutzende wendiger Schnellbote und Raketen, wie in einem Schwarm auf die schwer beweglichen Kriegsschiffe zusteuerten. Die Amerikaner behielten die Oberhand, verloren in diesem Szenario aber 16 Kriegsschiffe.

Washington versucht, das Regime mit einem schmerzhaften Ölembargo zum Einlenken zu zwingen. Obama setzte Ende des Jahres Sanktionen in Kraft, die sich gegen Firmen richten, die mit der iranischen Zentralbank Geschäfte machen. Da Ölkäufe über die Notenbank abgewickelt werden, könnte sich dies als sehr effektiv erweisen. „Wir wollen die Zentralbank lahmlegen“, erklärte ein Mitarbeiter des Weißen Hauses.

Suche nach anderen Quellen

Die Amerikaner machten diese Woche einige Fortschritte. Japan, einer der größten Importeure iranischen Öls, erklärte, es werde sich nach anderen Quellen umschauen. Die Golf-Anrainerstaaten boten China, Indien und Südkorea an, iranische Lieferungen zu ersetzen. Nach Einschätzung von Fachleuten hätten Kuwait, Saudi-Arabien und die Vereinigten Arabischen Emirate die Kapazität zwei Drittel des iranischen Öls durch eine Steigerung der Ölförderung zu kompensieren.

Da sich auch die Europäische Union an dem Embargo beteiligt, könnte sich das Regime in Teheran sehr bald in einer bedrohlichen wirtschaftlichen Lage wiederfinden. Zusammen mit der militärischen Drohkulisse und den Sabotageakten, so die Hoffnung des Westens, sollte dies den iranischen Führern Anreiz genug liefern, das Atomprogramm noch einmal zu überdenken.

Peres verneint eine

Beteiligung Israels

Der israelische Präsident Schimon Peres hat eine Beteiligung seines Landes an dem tödlichen Bombenanschlag auf einen iranischen Atomwissenschaftler verneint. Im spanischsprachigen Programm des US-Senders CNN antwortete er auf die Frage, ob Israel hinter dem Anschlag auf Mostafa Ahmadi Roshan am vergangenen Mittwoch in Teheran stecke: „Meines Wissens nach nicht“. (dpa)

 

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