USA wollen wieder selber abheben

Do, 18. Sep. 2014
Aachener Nachrichten – Stadt / Aus aller Welt / Seite 5

USA wollen wieder selber abheben

Die USA nehmen die bemannte Raumfahrt wieder auf. Die Nasa erteilte Boeing und SpaceX den Auftrag, bis 2017 wieder Astronauten aus den Vereinigten Staaten in den Weltraum zu transportieren.

Von Thomas Spang

Washington. Der gebürtige Südafrikaner Elon Musk (43) verfolgt seit Jahren hartnäckig den Traum, eines Tages andere Planeten zu besiedeln. Der mit dem Bezahldienst Paypal in jungen Jahren zum Milliardär gewordene Erfinder investierte seinen Reichtum dafür auch in die Entwicklung eines eigenen Raumgefährts, das verspricht, die exorbitanten Kosten bemannter Sternen-Missionen dramatisch zu denken. Ein wesentlicher Grund, der die staatliche Nasa 2011 dazu zwang, ihr 30 Jahre altes Shuttle-Programm einzustellen.

Ein Jahr zuvor hatte Musk mit seinem in Kalifornien gegründeten Unternehmen SpaceX Geschichte geschrieben. Er schickte die erste privat finanzierte Weltraumkapsel ins All und holte sie sicher wieder auf die Erde zurück. Seitdem entwickelte der Raumfahrt-Newcomer das an Bord einer Falcon-9-Rakete in den Weltraum beförderte Gefährt weiter. Die 2.0-Version bietet nun Platz für bis zu sieben Astronauten.

2,6 Milliarden für SpaceX

Die Innovationen der elf Jahre jungen Firma haben bei der Nasa Eindruck hinterlassen. Genügend jedenfalls, die staatliche Weltraumagentur zu veranlassen, SpaceX als einen von zwei Vertragspartnern auszuwählen, der US-Astronauten ab 2017 zur Internationalen Raumstation ISS befördern soll. Das Unternehmen erhält dafür 2,6 Milliarden Dollar aus der Staatskasse.

Die Nasa geht bei ihrer Entscheidung für die Rückkehr zur bemannten Raumfahrt auf Nummer sicher, indem sie den anderen Teil der Mittel an den erfahrenen Luftfahrt-Riesen Boeing vergibt. Ein Konzern, der seit Beginn der US-Raumfahrt am Bau der Sternengefährte beteiligt war. Boeing bekommt für das parallele „CST-100“-Projekt satte 4,2 Milliarden Dollar. Anders als die Space-Dragon-Kapsel lässt sich der von Boeing entwickelte Transporter nicht wiederverwenden. Er wird wie in den Tagen der „Apollo“-Missionen ins All katapultiert und landet bei seiner Rückkehr an einem Fallschirm im Meer.

Der andere große Unterschied ist ein politischer. Die von Boeing eingesetzte Atlas-5-Träger-Rakete wird standardmäßig von einem russischen RD-180-Triebwerk beschleunigt. Angesichts der Spannungen mit Moskau passt das nicht so recht in die Landschaft. Zumal ein Ziel des Nasa-Projekts darin besteht, die Abhängigkeit von Russland bei der bemannten Raumfahrt zu beenden. Die Amerikaner zahlen den Russen seit Ende der Shuttle-Flüge 2011 für jeden Sitz an Bord einer Sojus-Kapsel 71 Millionen US-Dollar.

Seitenhiebe auf den Mitbewerber

SpaceX-Gründer Musk konnte sich in der Bewerbungsphase um die lukrativen Nasa-Aufträge Seitenhiebe gegen den Wettbewerber aus Seattle nicht verkneifen. Dabei dürfte ihm auch nicht entgangen sein, dass Boeing mit seinem Freund und Amazon-Gründer Jeff Bezos an einem Rückfall-Fall-Plan bastelte. Dass Jeff Bezos Raumfahrt-Start-up „Blue Origin“ für Boeing die Alternative zum russischen Antrieb liefern könnte, ist bei Analysten fast noch eine größere Überraschung als die Vergabe an SpaceX.

In jedem Fall beschreitet die Nasa bei ihrer Rückkehr zur bemannten Raumfahrt neue Wege, indem sie die Astronauten-Plätze von privaten Anbietern anmietet. Für den Nasa-Chef Charles Bolden kann seine Behörde nur gewinnen. „Das erlaubt uns den Fokus auf ambitionierte Missionen wie die Marsfahrt zu richten.“

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