6776 Notrufe kamen in Aachen nicht durch

Sa, 31. Aug. 2013
Aachener Nachrichten – Stadt / Lokales / Seite 20

6776 Notrufe kamen in Aachen nicht durch

Polizei: Quote sehr gering. Verbesserung erst 2015.

Aachen. Die FDP beschwört ein Schreckensszenario: Man wird Opfer eines Verbrechens, wählt den Notruf – und keiner geht dran. Dies sei auch in Aachen traurige Realität. Keine Hilfe unter dieser Nummer: Diese Erkenntnis mussten im letzten Jahr in 6776 Fällen Aachener Bürger machen, die sich mit einem Notruf über die 110 an die Polizei wenden wollten. Dies ergab eine parlamentarische Anfrage des innenpolitischen Sprechers der FDP-Landtagsfraktion Robert Orth an die Landesregierung.

Von den 161 754 Notrufen, die 2012 bei der Aachener Polizei eingegangen sind, sind demnach 6776 Anrufe „verloren gegangen“. Als verloren gegangen gelten Notrufe, wenn ein Anrufer nach mehr als fünf Sekunden Wartezeit wieder auflegt. 3515 Notrufe seien von der Polizei selbst in möglichen dringenden Fällen wie „Täter vor Ort“ oder „Unfall mit Verletzten“ sogar nach 20 Sekunden noch nicht angenommen worden, so dass durch den Anrufer aufgelegt wurde.

Die Aachener Polizei bestreitet die Zahlen nicht, rückt sie aber in die rechte Dimension. Sprecher Paul Kemen: „Wir sprechen von über 161 000 Notrufen und etwa 6700 Notrufen, die nicht angenommen werden können. Das sind 4,2 Prozent, wo die Anrufe tatsächlich nicht angenommen werden können oder aber Menschen, weil es ihnen zu lange dauert, selber auflegen, und das bereits nach etwa fünf Sekunden.“

Die Aachener Ordnungshüterwürden sich natürlich stets auch mit anderen Behörden vergleichen und die Frage stellen, wo man sich im Landesvergleich befinde. „Und da können wir sagen, dass wir noch mit die wenigsten verloren gegangenen Notrufe aufzuweisen haben. In der Notrufbearbeitung haben wir mit durchschnittlich knapp 1,4 Sekunden sogar einen Spitzenwert.“

Dennoch ist FDP-Politiker Orth unzufrieden mit diesem Zustand und fordert schnelle Abhilfe: „Jeder Anruf muss von der Polizei auch angenommen werden.“ Schließlich könne es im Ernstfall bei Über- oder Unfällen um Sekunden gehen, die möglicherweise gar über Leben und Tod entscheiden könnten. Besondere Aufmerksamkeit müsse dem Umstand entgegengebracht werden, dass augenscheinlich ein Teil der verloren gegangenen Notrufe nicht wegen Auslastung aller vorhandener fünf Annahmeplätze der Aachener Leitstelle verloren gingen, sondern weil zu dieser Zeit nach den so genannten Funktionsbesetzungsplänen vorhandene Annahmeplätze unbesetzt waren.

Polizeisprecher Kemen hält dagegen: „Eine andere Lösung gibt es derzeit nicht. Eine Weiterleitung von Notrufen auf andere Notrufleitungen anderer Behörden ist derzeit technisch nicht möglich. Wir raten den Leuten, wenn sie tatsächlich nicht angenommen werden sollten, in ganz dringenden Fällen, wenn die Umstände es zulassen, noch einmal zu wählen oder die 112 anzurufen. Umgekehrt ist es auch so, dass uns Menschen anrufen, wenn sie unter der 112 nicht durchkamen. Wir sind eng vernetzt.“

Sofortlösungen gefordert

Das reicht dem innenpolitischen Sprecher der FDP jedoch nicht. Es müsse betroffen machen, dass eine Modernisierung der Leitstellentechnik nach Auskunft des Innenministers nicht vor 2015 möglich sei. „Hier müssen Sofortlösungen auf den Tisch.“ (hau)

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