Drei Maskierte überfallen Aachener Familie

Di, 13. Jan. 2015
Aachener Nachrichten – Stadt / Titel Aachen / Seite 1

Drei Maskierte überfallen Aachener Familie

Aachen. Schwer bewaffnete und maskierte Gangster haben am Freitagabend eine Familie im Aachener Südviertel überfallen. Eine Stunde lang befand sich die Familie in der Hand der Männer, wie die Polizei erst gestern mitteilte. Das Trio hatte den Vater an der Haustür abgepasst und seine Lebensgefährtin und deren Sohn gezwungen, den Tresor aufzuschließen. Dabei wurden die Opfer auch geschlagen und mit einem Hammer malträtiert. Erst als die schwarz gekleideten Räuber zu der Überzeugung kamen, dass nicht mehr Beute zu machen sei, flüchteten sie mit Bargeld und Schmuck im Wert von einigen Tausend Euro. Die mit Sturmhauben maskierten Täter waren mit Pistolen und Maschinenpistolen bewaffnet. Die Polizei leitete sofort eine Großfahndung – auch über die Grenzen hinweg – ein, die aber bis gestern Abend ohne Ergebnis blieb.(hau)  

Blüm zieht noch einmal in die Schlacht

Do, 11. Dez. 2014
Aachener Nachrichten – Stadt / Region AN Titel / Seite 9

Blüm zieht noch einmal in die Schlacht

Der CDU-Altstar führt einen Feldzug gegen die deutsche Justiz. Beim Forum unserer Zeitung gibt er sich unversöhnlich.

Von Marco Rose

Aachen. Nun sitzt er also da und zieht in die Schlacht – als „Dilettant, der es mit den Profis der Justiz aufnimmt“. Unter Berufung auf den Dichter Johann Wolfgang von Goethe und wortwörtlich so, wie er es im Vorwort seines Buches schreibt. Norbert „Nobbi“ Blüm, der Furchtlose: Sein Kopf färbt sich ins Dunkelrot, ihn hält es vor Anspannung kaum noch auf seinem Sessel. Blüm rutscht immer weiter nach vorne, nimmt eine Lauerstellung ein. Dann explodiert er förmlich.

Über weite Strecken ist es ein Heimspiel für den Mann, der über sich selbst schreibt: „Von Justiz verstehe ich zwischen wenig und nichts.“ Norbert Blüm, 79 Jahre alt, CDU-Politiker, langjähriger Arbeitsminister im Kabinett Helmut Kohls, hat sich trotz dieser unwiderlegbaren Tatsache zum obersten Kritiker des deutschen Justizwesens aufgeschwungen. Sein Buch „Einspruch! Wider die Willkür an deutschen Gerichten“ (Westend-Verlag) polarisiert: Vielen Menschen spricht seine Abrechnung mit der Juristerei aus der Seele. Beim Forum unserer Zeitung unter der Moderation von Chefredakteur Bernd Mathieu zeigt sich das schnell. „Meine Polemik soll denen eine Stimme geben, die sich nicht wehren können“, sagt Blüm in Aachen vor teils begeisterten Anhängern. Die Fachwelt aber ist entsetzt.

„Auf Oberlehrer gehe ich nicht ein. So antwortet nur das System“, blafft er einen Richter im Publikum an. „Ich habe ein untrügliches Gefühl für Gerechtigkeit, dafür brauche ich keine juristische Ausbildung“, sagt Blüm. Die Zuhörer im „Pressehaus Kasino“ des Zeitungsverlags Aachen applaudieren.

Stefan Weismann, Präsident des Landgerichts Aachen, nimmt im Streitgespräch zunächst eine vermittelnde Position ein und gibt zu: „Ja, wir stellen in der deutschen Justiz durchaus Fehlentwicklungen fest. Ich kann Ihre Betroffenheit und Empörung deshalb durchaus verstehen.“ Mit anderen Worten: Ja, es werden in Deutschland durchaus Fehlurteile gesprochen – und ja, es gibt sicher auch arrogante Richter und zwielichtige Rechtsanwälte.

Die von Blüm in seinem Buch geschilderten Beispiele seien allerdings krasse Einzelfälle. Der Vorwurf des Topjuristen: „Aus diesen Einzelfällen formulieren Sie eine Pauschalkritik, die der Justiz nicht gerecht wird.“ Blüm ficht dieser Einwand nicht an. Im Gegenteil. Jedes Argument der Gegenseite kontert er mit teils haarsträubenden Zitaten und der Schilderung einzelner Fälle, die in seinen Augen das komplette Versagen des deutschen Gerichtswesens dokumentieren: Von Kachelmann und Hoeneß bis zu Ecclestone reicht das Spektrum.

Blüm gibt dem unguten Gefühl Nahrung, dass vor deutschen Gerichten längst Willkür herrscht, dass man sich dort mit Geld freikaufen kann. Äußerst dünnhäutig reagiert er, als sich die so gescholtenen Juristen aus dem Publikum zu Wort melden. „Sie scheinen nicht erkannt zu haben, welchen Schaden Sie unserem Rechtsstaat mit Ihrem Buch und Ihrem aggressiven Tonfall zufügen. Es strotzt vor falschen Behauptungen, ist anmaßend, beleidigend und verleumderisch“, hält ihm ein erfahrener Strafrichter vor.

Der CDU-Politiker kommt nun so richtig in Fahrt. Auf einen groben Klotz gehöre nun mal ein grober Keil, entgegnet er dem Juristen. Und überhaupt: „Strotzend vor Aggression werde ich gegen ein Recht ohne Moral kämpfen und die öffentliche Meinung dafür nutzen, um die Macht der dritten Gewalt im Staat zu bändigen.“ Da spricht Blüm, der Kämpfer, der Anwalt des kleinen Mannes, den seine Anhänger genau wegen solcher Respektlosigkeiten noch immer lieben. „Herr Blüm, ich danke Ihnen für Ihre Worte und dieses Buch“, sagt ein älterer Mann aus dem Publikum. „Es braucht jemandem von Ihrem Kaliber, damit dieses Thema überhaupt Gehör findet.“

Für Weismann, den Landgerichtspräsidenten, liegt genau darin eine gewisse Tragik : „Sie erweisen Ihrem Anliegen einen Bärendienst, Herr Blüm! Wir haben den besten Rechtsstaat, den es auf deutschem Boden je gab. Und das wissen Sie genau. Ihre generelle Kritik stört mich vor allem deshalb, weil Sie das Vertrauen der Menschen in diesen Rechtsstaat erschüttern.“

Die Rhetorik-Maschine

Blüm indes gleicht noch immer einer gut geölten Rhetorik-Maschine, ihm ist mit einem solchen Appell kaum beizukommen. „Sie können nicht den Überbringer der Botschaft zur Ursache erklären“, entgegnet er unter Applaus. Und weiter: „Komisch, dass in diesem System immer die Manager mit viel Geld davonkommen.“ Erneuter Applaus! Erklärungen fruchten offenbar nicht. Ein Konsens ist so am Dienstagabend nicht mehr herzustellen. Es bleibt das ungute Gefühl, dass Juristen und Nichtjuristen in diesem Land zunehmend aneinander vorbeireden.

„Ich habe ein untrügliches Gefühl für Gerechtigkeit. Dafür brauche ich keine juristische Ausbildung.“

Justiz-Kritiker Norbert Blüm geht in die Offensive

Kommentar: Da scheinen die Herrn Richter und Staatsanwälte wohl deutlich entfernt von der Realität zu sein. Die eindeutig negativen Erfahrungen mit der Justiz (incl. Polizei) liegen bei mir, als überzeugtem konservativem Demokraten, bei deutlich über 50 %. Wenn ich schon allein an den Bereich V II denke, zuständig bei der Aachener Polizei für Waffen, stelle ich fest: Entweder unfähig, ungeschult oder eventuell doch vorsätzlich gesetzesuntreu?

Ein Jahr nach dem „Abziehen“: Anklage gegen die Räuber

Do, 13. Nov. 2014
Aachener Nachrichten – Stadt / Lokaltitel Aachen / Seite 17

Ein Jahr nach dem „Abziehen“: Anklage gegen die Räuber

Zwei Jugendliche bedrohten Kinder und wollten Handys und Bargeld stehlen. Helfer ebenfalls angegangen. Beschwerdebrief.

Von Heiner Hautermans

Aachen. Ein Jahr ist vergangen, seitdem ein Ehepaar vor dem Elisenbrunnen eine brenzlige Situation erkannte und zwei jungen Leuten, die auf der Treppe vor der Sparkasse saßen, beisprang. Die Erwachsenen stellten am 8. November 2013, einem Freitag, gegen 21.15 Uhr fest, dass die beiden von etwas älteren Jugendlichen abgezogen werden sollten. Diese bedrohten die Opfer und forderten sie zur Herausgabe von Handys und Bargeld auf. Der Bankkaufmann und seine Frau mischten sich ein und wurden nun ihrerseits von den verhinderten Räubern bedroht und nach ihren Angaben auch mit einer Flasche Bier beworfen: „Sie suchten erkennbar Streit, und wir wurden beleidigt und beschimpft“, schildert Daniela Derißen die Situation.

„Guten Job gemacht“

Die beiden Täter flüchteten zunächst, worauf das Ehepaar sich selbst auf die Suche nach ihnen machte und die beiden in der Nähe des Bushofs wiederentdeckte, wo es von den Jungganoven noch einmal angepöbelt wurde. „Es darf nicht sein, dass man Freitagsabends nicht mehr unbehelligt in Aachen eine belebte Straße langgehen kann“, so begründeten sie damals ihr Einschreiten, man dürfe nicht wegsehen. Und sie waren froh, dass die Polizei rasch zur Stelle war. Auf der Verfolgungsjagd hatten nämlich der damals 47-Jährige und seine Frau Passanten vergeblich gebeten, die Ordnungshüter herbeizurufen. Daniela Derißen: „Die Polizei hat einen guten Job gemacht. Die waren sehr schnell.“ Die Polizei ihrerseits gab das Kompliment im November letzten Jahres zurück und lobte die Eheleute ob ihres mutigen Vorgehens und ihrer Zivilcourage. Sprecher Paul Kemen: „Das Ehepaar hat sich absolut vorbildlich verhalten.“

Weniger gut fällt die Beurteilung der Behörde durch das Ehepaar ein Jahr danach aus. Daniela Derißen, die Ende November letzten Jahres als Zeugin vernommen worden war, wollte nämlich wissen, was aus dem Fall geworden ist, im Hinterkopf die Ansage der Strafverfolger, gerade derartige Delikte besonders schnell zu ahnden – auch angesichts der Serie von rund 50 gewalttätigen Überfällen ab Ende August dieses Jahres.

Doch eine telefonische Anfrage im Sommer im Polizeipräsidium nach dem Stand des Verfahrens verlief unerquicklich: „Ich wurde recht unwillig an der Telefonzentrale abgewiesen, ich sollte mich an die Staatsanwaltschaft wenden.“ Dort habe sie ebenfalls nachgefragt, ebenfalls keine Auskunft, aber zumindest ein Aktenzeichen erhalten: „Eine angekündigte schriftliche Mitteilung habe ich bis heute nicht erhalten“, schreibt Daniela Derißen in einem Brief an die Polizei und die Staatsanwaltschaft mit Durchschlag an den Oberbürgermeister und die „Nachrichten“. Es dürfe nicht sein, dass die Bürger Zivilcourage zeigen und am Ende nichts passiere.

So sei es auch nicht, erklärt Staatsanwalt Jost Schützeberg auf Anfrage: „Wir haben zwei Personen wegen versuchten Raubes, Beleidigung und Nötigung angeklagt.“ Es handele sich um einen 16-Jährigen aus Aachen und seinen 17-jährigen Komplizen aus Herzogenrath, die sich damals vor den beiden Kindern, die bis heute unbekannt seien, aufgebaut, ihnen den Weg versperrt und sie bedroht hätten. Die Anklage sei bei Gericht eingereicht, dass nun prüfen müsse, ob sie zugelassen werde. Dann könne ein Termin bestimmt werden, so dass in einigen Monaten die Hauptverhandlung stattfinden könne.

„Wir nehmen das ernst“

Bei der Polizei kann man gegenwärtig nur bestätigen, dass der Brief eingegangen ist und an die Beschwerdestelle weitergeleitet wurde. Ob etwas schiefgelaufen sei, könne man aber noch nicht sagen, die Angelegenheit werde jetzt untersucht, und das nehme halt einige Zeit in Anspruch, sagt Sprecherin Sandra Schmitz: „Wir nehmen das ernst. Wir prüfen das und werden uns mit der Frau in Verbindung setzen.“

Zero Tolerance – Freiheit beginnt mit Sicherheit

Nachrichten-Artikel vom 12.11.2014 20:47 Mehr Einbrüche, mehr Überfälle – aber Polizei und Justiz schauen meist nur zu. Wenn sich der Bürger nicht mehr sicher fühlt, entsteht ein explosives Gemisch, das der Politik um die Ohren fliegen wird.

Den Artikel können Sie hier lesen: http://www.welt.de/debatte/kommentare/article134280246/Zero-Tolerance-Freiheit-beginnt-mit-Sicherheit.html

Polizei startet Verbrecherjagd mit Prognose-Software

Nachrichten-Artikel vom 19.10.2014 09:48 Es klingt wie im Film „Minority Report“: Die Polizei wird ein Programm einsetzen, das Einbrüche mit 85 Prozent Präzision vorhersieht. Doch die Bürger haben Angst vor dem totalen Überwachungsstaat.

Den Artikel können Sie hier lesen: http://www.welt.de/regionales/nrw/article133396024/Polizei-startet-Verbrecherjagd-mit-Prognose-Software.html

Bundesweite Aktion: Ermittler fassen zwei mutmaßliche IS-Unterstützer in Aachen

SPIEGEL ONLINE, 18.10.2014

Bei einem großangelegten Polizeieinsatz in mehreren Bundesländern sind insgesamt vier mutmaßliche Unterstützer islamistischer Terrororganisationen festgenommen worden. Zudem wurden Wohnungen weiterer Verdächtiger durchsucht.

Den vollständigen Artikel erreichen Sie im Internet unter der URL http://www.spiegel.de/politik/deutschland/islamischer-staat-mutmassliche-is-unterstuetzer-in-aachen-gefasst-a-997921.html

Machen diese Männer Aachen sicher?

Fr, 17. Okt. 2014
Aachener Nachrichten – Stadt / Region AN Titel / Seite 9

Machen diese Männer Aachen sicher?

Die Raubüberfälle, die Facebook-Initiative, die Probleme: Wie es dazu kommen konnte, dass in unserer Region Bürger Streife laufen

Aachen. Kann die Polizei in Aachen nicht mehr für die Sicherheit der Menschen sorgen? Die Ereignisse der vergangenen Wochen haben zumindest diesen Eindruck bei vielen Aachenern hinterlassen. Nachdem über 50 Menschen Opfer von Raubüberfällen in der Innenstadt wurden, haben viele Menschen Angst, nachts über die Straßen zu gehen. Nun hat sich eine Bürgerstreife gebildet, die nachts in Aachen patrouilliert. Die Meinungen darüber, ob das der richtige Weg ist, die Innenstadt wieder sicherer zu machen, gehen weit auseinander. Wir haben die Entwicklungen der vergangenen Wochen zusammengetragen.

1. Die Raubserie

Bis August haben die Kriminalisten im Aachener Polizeipräsidium halbwegs zufrieden auf ihre Statistik geschaut. 137 Raubüberfälle hatte es bis dahin im Jahr 2014 gegeben. Im Jahr zuvor waren es zum selben Zeitpunkt 184 gewesen, 2012 waren es 166. Anfang August konnte in Aachen also von einer statistisch positiven Entwicklung gesprochen werden – bis die Raubserie begann.

Auf mehr als 50 Delikte innerhalb von rund sechs Wochen schnellt die Zahl hoch. Die Täter waren meist Jugendliche und junge Männer, einer war erst 15 Jahre alt: ein der Polizei bestens bekannter sogenannter Intensivtäter. Gegen ihn wurde Untersuchungshaft verhängt. Die Vorgehensweise der Täter ist meist gleich: Mitten in der Nacht schleichen sie sich von hinten an ihre – oft alkoholisierten – Opfer heran, drücken oder schlagen sie zu Boden, rauben Geld und Handys und entkommen in den meisten Fällen unerkannt.

Ein Überfall stach wegen seiner Brutalität und Rücksichtslosigkeit hervor: Ein 84-jähriger Mann wurde am helllichten Tag auf dem Aachener Westfriedhof hinterrücks überfallen, der Täter ging brutal gegen den sich wehrenden Rentner vor, raubte sein Geld und floh. Die Polizei sprach später von einem „besonders schäbigen Fall“.

2. Die Bürgerstreife

Aufgeschreckt durch die Serie der Raubüberfälle hat sich in den ersten Oktoberwochen unter dem Namen „Wir helfen Aachen“ eine Gruppe von Menschen zusammengefunden. Der Übach-Palenberger Sicherheitsunternehmer Wolfgang Ebel und der Aachener Karsten Rosen haben eine entsprechende Seite bei Facebook eingestellt, die auf große Resonanz gestoßen ist. Nach zwei Treffen für Interessenten haben sich bereits 40 Freiwillige bei Ebel und Rosen gemeldet, die nachts in Aachen Streife gehen wollen.

Die Initiative versteht sich als „Bürgerstreife“, die Freitags- und Samstagsnacht jeweils zwischen 0.30 und 5.30 Uhr durch Aachen laufen will, um auf verdächtige Situationen oder Zwischenfälle zu achten. Nach eigenen Angaben sehen sie sich nicht als Bürgerwehr, die aktiv Konflikte lösen will. Die Initiatoren distanzieren sich auch von Gewalteinsatz oder Rassismus, sie wollen lediglich der Polizei helfen und Auffälliges melden.

3. Die Polizei

Die Aachener Polizei lehnt das Engagement der Initiative „Wir helfen Aachen“ nicht prinzipiell ab. „Wenn die Bürger die Augen und Ohren offen halten und als Zeugen etwa auch in späteren Strafverfahren dienen, begrüßen wir das außerordentlich und freuen uns darüber“, sagte Paul Kemen, Sprecher der Aachener Polizei. Man warne aber dringend davor, Maßnahmen zu treffen, die nur von der Polizei veranlasst werden dürften: „Ungeachtet davon sollte sich niemand in persönliche Gefahr bringen oder sich auf körperliche Auseinandersetzungen einlassen“, sagt Kemen. Das Gewaltmonopol der Polizei müsste unbedingt beachtet werden.

Die Polizei hatte zwischenzeitlich insgesamt neun Straftäter gefasst, zwei davon kamen in Untersuchungshaft. Die Übrigen wurden wieder auf freien Fuß gesetzt, weil die Staatsanwaltschaft in diesen Fällen keinen hinreichenden Grund für einen Haftbefehl gesehen hatte.

4. Die Politik

Die Sicht der Stadt Aachen zu den Bürgerstreifen ähnelt der der Aachener Polizei. „Bürgerschaftliches Engagement ist immer zu begrüßen“, sagt Stadtsprecher Hans Poth, fügt aber hinzu: „Bürger sollten sich jedoch nicht selbst in Gefahr begeben, und sie müssen natürlich wissen und beachten, dass das Gewaltmonopol einzig und alleine bei der Polizei liegt.“ Auf Betreiben von Oberbürgermeister Marcel Philipp, der zurzeit im Urlaub ist, wird sich der Hauptausschuss in einer Sondersitzung nächste Woche mit der Überfallserie befassen.

Die Aachener Kommunalpolitiker hingegen bewerten das Engagement der Initiative eher reserviert. Zwar könnten sie die Verunsicherung der Bürger verstehen, sagten Politiker verschiedener Fraktionen. Aber um für die Sicherheit auf Aachens Straßen zu sorgen, sei einzig die Polizei zuständig.

Das NRW-Innenministerium warnt die Aachener Bürgerstreife ausdrücklich davor, sich in Gefahr zu bringen. „In zweifacher Hinsicht“, wie ein Sprecher des Ministeriums im Gespräch mit unserer Zeitung konkretisiert. Einerseits solle sich niemand in die Gefahr begeben, selbst verletzt zu werden, andererseits solle auch niemand die Gefahr eingehen, selbst straffällig zu werden

5. Die sozialen Netzwerke

Die sozialen Netzwerke spielen bei der Wahrnehmung der Raubüberfälle und der Gründung der Bürgerstreife eine wichtige Rolle. Zum einen hat sich die Initiative „Wir helfen Aachen“ über Facebook gegründet. Seitdem reißt die Unterstützung für die Initiatoren Wolfgang Ebel und Karsten Rose nicht ab. Knapp 4000 „Gefällt mir“-Klicks gab es bis gestern Nachmittag für die Seite – und die Zahl steigt weiter. Der Tenor vieler Kommentare: „Endlich passiert was!“ und „Super Idee!“. „Wir werden gerade überrannt“, sagt Ebel, freut sich aber zugleich über den Zuspruch.

Zum anderen lockt das Internet auch solche Leute auf die Facebook-Seite, die rechtspopulistische Meinungen äußern. Auch Kommentare, die zu körperlicher Gewalt aufrufen, sind darunter. „Das sind nicht wir!“, betont Wolfgang Ebel. „Aber verhindern können wir solche Posts leider nicht.“ Allerdings: Ebel bezieht sich auf seinem privaten Facebook-Profil auch explizit auf den Paragrafen 127 der Strafprozessordnung (Vorläufige Festnahme), wenn es um die Aktivitäten der „Wir helfen Aachen“-Initiative geht. An anderen Stellen betont er unterdessen stets, bei der nächtlichen Bürgerstreife vornehmlich „Augen und Ohren offen“ zu halten.

6. Die rechtliche Situation

Das Verweisen der Initiatoren von „Wir helfen Aachen“ auf den Paragrafen 127 der Strafprozessordnung ist problematisch. Dieser Vorschrift zufolge darf jedermann auch ohne richterliche Anordnung einen Menschen festnehmen, den er bei einer Straftat beobachtet hat. Die Hürden für eine solche Festnahme sind allerdings hoch: „Nur wenn wirklich eine Straftat begangen worden ist, ist die Festnahme zulässig“, schreibt Lutz Meyer-Goßner, früher Richter am Bundesgerichtshof. Ein dringender Tatverdacht genüge hingegen nicht, um jemanden festzunehmen. Wer es trotzdem tut, läuft Gefahr, sich wegen Freiheitsberaubung verantworten zu müssen.

In Gruppen durch Innenstädte zu gehen, ist natürlich nicht verboten. Problematisch wird es, wenn sich „unbefugt bewaffnete Gruppen“ bilden: Dies ist eine Straftat. Per Definition hat eine solche „Gruppe“ eine Mindestgröße von drei Menschen. Als Waffe kann im Zweifel jeder Gegenstand gelten, mit dem andere Menschen verletzt werden können: auch Pfefferspray, Äste oder kleine Taschenmesser. Ziehen also drei oder mehr Menschen, die als Waffe einsetzbare Gegenstände dabei haben, gemeinsam durch die Stadt, gehen Sie das Risiko ein, vorläufig festgenommen zu werden.

7. Die Region

Derzeit gibt es in der Städteregion sowie in den Kreisen Düren und Heinsberg keine ähnlichen Bürgerstreifen wie die in Aachen. Allerdings konnte ähnliches Engagement vor wenigen Wochen in Stolberg verhindert werden. Nach neun Einbrüchen in wenigen Tagen auf der selben Straße, wollten sich auch dort Bürger zusammenschließen. Stolbergs Bürgermeister Tim Grüttemeier (CDU) konnte eine Bürgerstreife jedoch verhindern. Als Gegenleistung versprach er mehr Polizeipräsenz in der betroffenen Gegend.

Im Kreis Euskirchen fühlte sich nach einem Einbruch beim Ortsvorsteher im Dezember 2013 der Junggesellenverein Harzheim dazu beauftragt, während der dunklen Jahreszeit in der Ortschaft auf Streife zu gehen. Einige Bürger aus Mechernich-Harzheim schlossen sich an. (ben/hr/alp/sh/gego)

Die Überfälle, die Bürgerstreife, die Probleme

Fr, 17. Okt. 2014
Aachener Nachrichten – Stadt / Titel Aachen / Seite 1

Die Überfälle, die Bürgerstreife, die Probleme

Aachen. Seit Ende August sind in Aachen mehr als 50 Raubüberfälle in der Innenstadt verübt worden. Weil die Polizei bislang kaum Taten verhindern konnte, hat sich bei Facebook die Initiative „Wir helfen Aachen“ gegründet, eine Art Bürgerwehr, die nachts in der Innenstadt patrouilliert. Politik und Polizei reagierten verhalten auf diesen nahezu beispiellosen Vorgang, der besonders eines dokumentiert: den Verlust des Vertrauens vieler Bürger in den Staat. Wir fassen die Kernaussagen von Polizei, Politik und der Initiative zusammen und erläutern die rechtlichen Schwierigkeiten. (an)  ▶ Region & NRW, Lokales

Der neunte Räuber ist gefasst: 15-Jähriger muss in U-Haft

Fr, 10. Okt. 2014
Aachener Nachrichten – Stadt / Lokaltitel Aachen / Seite 13

 

Intensivtäter raubte Bekanntem Handy und Portemonnaie. Sieben Festgenommene auf freien Fuß gesetzt. „Nicht in Gefahr bringen.“

Aachen. Der Aachener Polizei ist es gelungen, einen weiteren mutmaßlichen jungen Räuber aus dem Verkehr zu ziehen. Die Gesamtzahl gefasster Straftäter ist damit auf neun gestiegen, zwei davon sitzen in Untersuchungshaft, der Rest wurde wieder auf freien Fuß gesetzt. Die Entscheidung, ob die Festgenommenen dem Haftrichter vorgeführt würden, liege bei der Staatsanwaltschaft, erklärt Sprecherin Sandra Schmitz: „Wir haben ja den Verdacht, dass sie für mehr Überfälle in Frage kommen könnten. Die Taten müssen ihnen aber nachgewiesen werden.“

Am Montagabend gegen 20 Uhr hatte ein Jugendlicher einem 19- jährigen Stolberger Geld und Handy in der Nähe des Elisenbrunnens geraubt. Der Täter war dem Opfer vom Sehen bekannt und sprach ihn zunächst an. Dann zückte er ein Messer und verlangte sein Handy und die Geldbörse. Als der 19-Jährige die Wertsachen herausgegeben hatte, verlangte der Räuber noch die Bankkarte, die der Stolberger am folgenden Tag mitbringen sollte. Erst am Dienstagmorgen zeigte der 19-Jährige den Raub bei der Polizei an und erklärte, dass ihn der Bekannte am Nachmittag vermutlich wieder am Tatort erwarten werde.

Die Ermittler legten sich zur vereinbarten Zeit auf die Lauer. Mit Erfolg: Als Tatverdächtiger erwies sich ein 15-Jähriger, ein der Polizei hinlänglich bekannter jugendlicher Intensivtäter aus Aachen. Er wurde vorläufig festgenommen und bestreitet die Tat vom Montag. Jetzt wird geprüft, ob der Jugendliche für weitere Raubdelikte aus der jüngsten Vergangenheit in Frage kommt. Die Aachener Staatsanwaltschaft ordnete die Vorführung des Tatverdächtigen bei einem Haftrichter an. Dieser erließ einen Haftbefehl, so dass zumindest dieser Täter in naher Zukunft keine Raubüberfälle in der Stadt mehr verüben kann.

Mit offenen Augen

Die Polizei ruft in diesem Zusammenhang noch einmal dazu auf, dass sich Opfer und Zeugen von Überfällen möglichst sofort nach dem Geschehen unter der Notrufnummer 110 bei der Polizei melden sollten. Nur so können die Einsatzkräfte zeitnah mit der Fahndung nach den Tätern beginnen und dabei Erfolge erzielen.

Die Ordnungshüter begrüßen auch Initiativen im Internet, die die Bevölkerung sensibilisieren. Schmitz: „Wir wollen, dass die Leute mit offenen Augen durch die Stadt gehen und verdächtige Personen zeitnah melden.“ Allerdings warne man davor, selbst als Bürgerwehr auf Streife zu gehen, möglicherweise auch noch bewaffnet, und sich selbst in Gefahr zu bringen: „Das wollen wir nicht.“(hau)

Intensivtäter gefasst

Fr, 10. Okt. 2014
Aachener Nachrichten – Stadt / Titel Aachen / Seite 1

Raubserie in Aachen: 15-Jähriger sitzt in U-Haft

Aachen. Im Kampf gegen die Serie von brutalen Raubüberfällen ist der Polizei ein weiterer Erfolg gelungen: Ein 15-Jähriger wurde jetzt festgenommen, weil er einem vier Jahre älteren Bekannten mit vorgehaltenem Messer zur Herausgabe von Handy und Portemonnaie gezwungen hatte. Der Intensivtäter wurde dem Haftrichter vorgeführt und in U-Haft genommen. Damit sind bisher neun mutmaßliche Räuber gefasst worden, sieben wurden allerdings wieder auf freien Fuß gesetzt. Da die meisten nichts aussagten und es sich nicht um eine feste Personengruppe handele, sei es schwierig, sie zu überführen, sagt Polizeisprecherin Sandra Schmitz. (hau)  ▶ Lokales