Wieder Tote an Grenze von Israel und Syrien

Mo, 31. Mär. 2014
Aachener Nachrichten – Stadt / AN Politik / Seite 4

Wieder Tote an Grenze von Israel und Syrien

Tel Aviv. Die bewaffneten Zwischenfälle zwischen Israel und Syrien auf den Golanhöhen häufen sich. Israelische Soldaten feuerten jetzt am Sperrzaun zu Syrien auf zwei Bewaffnete. Die Körper der beiden seien zwar weder aus der Nähe untersucht noch geborgen worden, aber es gebe keine Zweifel, dass sie tödlich getroffen worden seien, sagte eine Armeesprecherin in Tel Aviv am Samstag. Die Eindringlinge hätten sich in der Nacht an Anlagen zur Sicherung des israelisch kontrollierten Territoriums zu schaffen gemacht.

In der 1967 von Israel im Krieg mit Syrien eroberten Region war es seit dem Jom-Kippur-Krieg 1973 jahrelang relativ ruhig gewesen. Die Annexion durch Israel ist international nicht anerkannt. Syrien fordert das Gebiet zurück.

Syrien: USA erwägen Einsatz von Cyberwaffen

Do, 27. Feb. 2014
Aachener Nachrichten – Stadt / Blickpunkt / Seite 2

Syrien: USA erwägen Einsatz von Cyberwaffen

Barack Obamas Experten diskutieren hinter verschlossenen Türen über die Erfolgschancen einer Attacke

Von Thomas Spang

Washington. Das Bombardieren der Kommandozentren des syrischen Regimes ließe sich nicht verstecken. Ohne jeden Zweifel als militärische Einmischung der Supermacht würde auch die Zerstörung von Radaranlagen oder Raketenwerfern gewertet. Was aber passierte, wenn die Supermacht ihre für viele Milliarden Dollar entwickelten Cyber-Kapazitäten nutzte, um die syrische Luftwaffe daran zu hindern, die Zivilbevölkerung anzugreifen? Dies müsste nicht einmal offen geschehen, sondern könnte wie im Fall der Stuxnet-Attacke auf das iranische Atomprogramm als verdeckte Operation angelegt sein.

Diese und andere Fragen werden angesichts der prekären humanitären Lage in dem Bürgerkriegsland zurzeit im Nationalen Sicherheitsrat (NSC) des Präsidenten mit neuem Nachdruck abgewogen.

NSC-Sprecherin Caitlin Hayden lehnt es ab, auf die internen Diskussionen einzugehen, bestreitet aber nicht, dass die Regierung ernsthaft darüber nachdenkt. „Wir haben eine Bandbreite an Instrumenten zur Verfügung unsere nationale Sicherheit zu schützen, einschließlich Cyberwaffen“, bestätigt Hyden gegenüber der „New York Times“. „Der Präsident hat eine Richtlinie unterschrieben, die Prinzipen und Verfahren festlegt, wie unsere Cyberwerkzeuge voll integriert werden.“

Das Thema ist brisant. Experten vergleichen den Einsatz von Cyberwaffen mit dem erstmaligen Gebrauch von Flugzeugen für militärische Zwecke im Ersten Weltkrieg. Mangels Erfahrung lassen sich die Konsequenzen nur schwer abschätzen. Der über die vergangenen acht Jahre für die Entwicklung der Cyberkapazitäten zuständige NSA-Chef Keith Alexander sagte kürzlich in einem Interview, die neuen Waffen seien vielleicht fünf Mal eingesetzt worden.

Während einige Sicherheitspolitiker argumentieren, die Kriegsführung durch eine Armee an Hackern habe im Vergleich zum Einsatz konventioneller Waffen einen weniger eskalierenden Charakter, kann dies bei dem Ziel der Angriffe ganz anders wahrgenommen werden. Wenn in Syrien sprichwörtlich die Lichter ausgehen und die Flugleitsysteme nicht mehr funktionieren, ist offensichtlich, was vor sich geht. Genau das ist Teil der Diskussionen innerhalb des Weißen Hauses, das im Frühjahr 2011 schon einmal über einen Plan beraten hatte, den Pentagon- und NSA-Strategen für eine Intervention in dem Bürgerkriegsland erarbeiteten.

Präsident Obama hat sich anders als offenkundig im Fall der Stuxnet-Attacke auf Iran bisher nicht dazu durchringen können, „grünes Licht“ für den Gebrauch des Cyberarsenals in Syrien zu geben. Die Bedenken haben dem Vernehmen nach mit der Sorge zu tun, ein Fehlschlag oder eine zu begrenzte oder eine zu wenig zielgerichtete Kampagne könnte die Situation für die Zivilbevölkerung nur verschlimmern.

Kaum Potenzial für Vergeltung

Hinzu kommt das Potential für Vergeltung, das den Amerikanern mit Blick auf die syrischen Kapazitäten nicht wirklich Sorge bereitet. Sehr viel ernster wird es, wenn dies Russland oder Iran dazu bewegte, Damaskus zur Seite zu springen. Die vermutlich vom iranischen Geheimdienst betriebene „Syrian Electronic Army“ wies im vergangenen Jahr mit Angriffen auf „New York Times“ und andere Medienseiten nach, dass auch sie ein paar Instrumente im Werkzeugkasten der Cyberkriegsführung hat.

In Nahost naht die Stunde der Wahrheit

Sa, 4. Jan. 2014
Aachener Nachrichten – Stadt / AN Politik / Seite 4

In Nahost naht die Stunde der Wahrheit

US-Außenministerr Kerry erhöht den Druck auf beide Seiten. Eckpunkte einer Friedensregelung.

Von Jan-Uwe Ronneburger

Jerusalem/Ramallah. US-Außenminister John Kerry treibt Israelis und Palästinenser bei seinen Bemühungen um einen Nahost-Frieden langsam aber sicher in Richtung einer Entscheidung. Kaum war er zu seiner zehnten Vermittlungsmission in weniger als einem Jahr in Jerusalem angekommen, erhöhte er den Druck auf beide Seiten. In den kommenden Wochen hätten Israels Regierungschef Benjamin Netanjahu und Palästinenserpräsident Mahmud Abbas schwere Entscheidungen zu treffen, sagte Kerry.

Der Druck auf Netanjahu und Abbas ist enorm. Von ihnen hänge es ab, ob ein historischer Durchbruch Richtung Frieden möglich werde oder aber ein Scheitern mit einer gefährlichen explosiven Lage der Region drohe, kommentiert die liberale israelische Zeitung „Haaretz“. Kerry will beide Seiten zunächst auf die Eckpunkte einer künftigen Friedensregelung festlegen. Dann könnten die Details auch nach Ende April besprochen werden, wenn die ursprünglich vereinbarte Neun-Monats-Frist für die Gespräche abläuft.

Die Rahmenvereinbarung müs- se Leitlinien für die Lösung aller grundsätzlichen Streitpunkte zwischen beiden Parteien enthalten: Grenzen, Sicherheit, Flüchtlinge, Jerusalem, gegenseitige Anerkennung und ein Ende des Konflikts sowie aller gegenseitigen Ansprüche. Davor liege noch viel Arbeit, sagte Kerry. „Aber die Einigung auf einen Verhandlungsrahmen wäre ein bedeutsamer Durchbruch.“

„Ausschlag und Migräne“

Netanjahu und Abbas haben gute Gründe, sich zu fürchten. „Sie bekommen Ausschlag und Migräne, wenn sie an den Inhalt von Kerrys Rahmenabkommen und die Entscheidungen, die ihnen dafür abverlangt werden, denken“, schreibt „Haaretz“. Es ist völlig unklar, ob beide Politiker überhaupt in der Lage wären, die schmerzlichen Kompromisse im jeweils eigenen Lager durchzusetzen.

Netanjahus siedlerfreundliche Koalition dürfte die Räumung Dutzender Siedlungen kaum überstehen. Und die Aufgabe Ost-Jerusalems, das die Palästinenser als ihre Hauptstadt fordern, stößt in Israel auf weitverbreitete Ablehnung. Dort liegt die Klagemauer, einer der heiligsten Orte für Juden. Und Abbas würde zu große Nachgiebigkeit schnell als lebensgefährlicher „Verrat“ an der palästinensischen Sache angelastet. Ganz zu schweigen von radikalen Palästinensern, die jeder Friedensregelung mit Terroranschlägen gegen Israelis ein jähes Ende bereiten könnten.

Im Februar werden sich voraussichtlich auch Bundeskanzlerin Angela Merkel und der britische Premierminister David Cameron direkt in die Friedensbemühungen einschalten. Nach dem Motto Zuckerbrot und Peitsche hat die EU Israel und Palästinensern für den Fall eines Friedensschlusses großzügige Hilfen und besonders enge Beziehungen in Aussicht gestellt.

Bei einem Scheitern aber werde die EU die Hilfen für die palästinensische Autonomiebehörde von Abbas eventuell sogar einstellen. Das wäre das Ende der Selbstverwaltung und von Abbas. Israel wäre dann nicht nur mit der zornigen Verzweiflung der Palästinenser konfrontiert, sondern auch mit den Kosten der Verwaltung der besetzten Gebiete.

Spannung zwischen Libanon und Syrien

Do, 2. Jan. 2014
Aachener Nachrichten – Stadt / AN Politik / Seite 4

Spannung zwischen Libanon und Syrien

In Luftraum eingedrungen: Tote nach Angriff von Kampfhubschraubern

Arsal/Aleppo/Beirut. Ein tödlicher Angriff syrischer Kampfhubschrauber im Norden des Libanons hat die Spannungen zwischen beiden Ländern erhöht. Bei dem Angriff bei Arsal kam eine dort als Flüchtling lebende Syrerin ums Leben. Mindestens neun weitere Menschen erlitten Verletzungen. Das bestätigten libanesische Sicherheitskreise am Mittwoch in Beirut.

Mindestens zwei Geschosse seien in der Nähe der Grenzstadt Arsal eingeschlagen. In Syrien selbst tötete eine Artilleriegranate in Aleppo zehn Menschen, als sie einen Autobus traf.

Erst zwei Tage vor dem Hubschrauberangriff hatte die libanesische Luftabwehr auf eingedrungene syrische Kampfflugzeuge geschossen. Es war zum ersten Mal seit Ausbruch des Bürgerkriegs in Syrien vor mehr als zwei Jahren, dass syrische Kampfjets im libanesischen Luftraum unter Feuer gerieten. Auch israelische Flugzeuge dringen regelmäßig zu Kontrollflügen in den libanesischen Luftraum ein. In Arsal leben 30 000 syrische Flüchtlinge, die seit 2011 vor den Truppen des dortigen Machthabers Baschar al-Assad geflohen sind.

Der geplante Abtransport der giftigsten Chemiewaffen aus Syrien konnte – wie erwartet – nicht bis zum Jahresende abgeschlossen werden. Eine norwegische Fregatte, die beim Abtransport helfen sollte, kehrte um und steuerte zurück zum Hafen in Limassol auf Zypern. Die Fregatte habe von den syrischen Behörden noch keine Erlaubnis erhalten, in syrische Gewässer einzufahren, erklärte ein Sprecher des Schiffs. (dpa)

„Der Westen hat in Syrien versagt“

Do, 21. Nov. 2013
Aachener Nachrichten – Stadt / Blickpunkt / Seite 2

„Der Westen hat in Syrien versagt“

Jörg Armbruster war für die ARD lange im Bürgerkriegsgebiet unterwegs – bis er schwer verletzt wurde. Der Nahost-Experte beklagt den wachsenden Einfluss von radikalen Islamisten auf die syrische Opposition.

Von Joachim Zinsen

Aachen. Der Karfreitag 2013 hat das Leben von Jörg Armbruster verändert. Wieder einmal auf Recherche in Syrien unterwegs, geriet der ARD-Korrespondent in Aleppo zwischen die Fronten der Bürgerkriegsparteien und wurde durch einen Heckenschützen schwer verwundet. Die Zeit der Genesung hat er dazu genutzt, ein Buch zu schreiben. In ihm schildert er seine Erlebnisse in Syrien und analysiert die Lage des Landes. Ein Gespräch mit dem Fernsehjournalisten.

Herr Armbruster, vor einem Jahr war Tenor der Syrien-Berichterstattung, dass der Sturz von Baschar al-Assad unmittelbar bevorstehe. Heute ist Assad immer noch an der Macht. Wie kam es zu der Fehleinschätzung?

Armbruster: Assad war damals tatsächlich auf dem Rückzug. Er musste heftige Schläge durch die Rebellen einstecken. Geändert hat sich das erst durch das Eingreifen des Irans und der libanesischen Hisbollah-Miliz. Der Iran hat Assad weiter aufgerüstet, die Hisbollah unterstützt ihn seit Monaten mit Kämpfern. Gleichzeitig zeigte sich, dass die Opposition völlig zerstritten ist. Die Rebellen kämpfen inzwischen heftiger untereinander als gegen Assad. Deshalb ist Assad heute wieder auf dem Vormarsch.

Wie stark ist der Rückhalt des Assad-Regimes in der syrischen Bevölkerung?

Armbruster: Das lässt sich so gut wie gar nicht beurteilen. Zum einen gibt es natürlich keine Umfragen. Zum anderen bekommen Journalisten, die in Damaskus mit der Bevölkerung reden, kaum ehrliche Antworten, weil bei den Gesprächen ständig ein Aufpasser des Regimes anwesend ist. Aber Assad hat sicherlich noch Anhänger.

Welche Bevölkerungsgruppen stehen hinter ihm?

Armbruster: Vor allem die religiösen Minderheiten. Die meisten Christen sind sicherlich keine glühenden Assad-Anhänger. Aber ihnen ist der wachsende Einfluss von radikal-islamistischen Dschihadisten auf der Rebellenseite unheimlich. Ähnlich sieht das die alawitische Minderheit, zu der ja auch Assad gehört. Selbst unter wohlhabenderen Sunniten finden sich Anhänger des Regimes. Im Grunde genommen suchen alle, die der Radikalisierung des Aufstandes ablehnend gegenüber stehen, eher ihr Heil bei Assad.

In ihrem gerade erschienenen Buch „Brennpunkt Nahost“ werfen sie dem Westen Versagen vor und machen ihn mitverantwortlich für die Zerstörung Syriens? Worin liegt in ihren Augen konkret das Versagen?

Armbruster: Der Westen hat zu lange auf die falsche Opposition gesetzt, nämlich auf die Exilopposition. Sie ist in Syrien inzwischen ohne jeden Einfluss. Zudem hat sich der Westen im UN-Sicherheitsrat die ganze Zeit hinter dem Veto der Russen versteckt und keine eigene Politik betrieben. Sicherlich ist es problematisch, sich über den Sicherheitsrat einfach hinwegzusetzen. Aber im Fall des Iraks ist das geschehen. Die Amerikaner haben dort gegen den Willen der UN eine Flugverbotszone durchgesetzt.

Wäre eine Flugverbotszone auch in Syrien machbar und sinnvoll gewesen?

Armbruster: Sinnvoll wäre zumindest eine große humanitäre Offensive des Westens im Norden Syriens gewesen. Er hätte dort Korridore für Flüchtlinge einrichten können, die durch eine Flugverbotszone hätten abgesichert werden müssen. Eine Flugverbotszone über dem gesamten Gebiet von Syrien wäre sicherlich eine sehr riskante Entscheidung gewesen. Der Westen hätte zudem zu Beginn des Aufstandes stärker über Waffenlieferungen an die gemäßigten Rebellengruppen nachdenken müssen. Jetzt ist es dafür zu spät.

Weil inzwischen islamistischen Organisationen wie der Al-Nusra-Front eine immer stärkere Rolle in der bewaffneten Opposition zufällt?

Armbruster: Ja. Es scheint tatsächlich so zu sein, dass im Norden Syriens die Al-Nusra-Front und andere, noch radikalere, der Al-Kaida nahe stehende Gruppen, das Sagen haben. Selbst der Kommandant der Freien Syrischen Armee in Aleppo, einer gemäßigten Rebellengruppe, hat das Gebiet inzwischen verlassen, weil es ihm zu gefährlich geworden ist.

Der Aufstand gegen Assad begann mit Demonstrationen von friedlichen Oppositionsgruppen. Ist diese Bewegung mittlerweile zwischen den Fronten aufgerieben worden?

Armbruster: Es wird zwar über diese Bewegung kaum berichtet, aber es gibt sie noch. Die Richtung ihrer Demonstrationen hat sich allerdings geändert. Die Proteste richten sich nicht mehr allein gegen Assad, sondern auch gegen Al-Kaida. Nur fürchte ich, dass die Bewegung inzwischen keine große Rolle mehr spielt.

Ist der Syrien-Konflikt überhaupt auf dem Schlachtfeld zu lösen?

Armbruster: Auf keinen Fall. Deshalb ist die geplante, aber immer wieder verschobene Syrien-Konferenz in Genf so wichtig. Ich glaube zwar nicht, dass dort direkt die große Lösung für den Konflikt gefunden wird. Aber vielleicht ist sie ein Ansatz, überhaupt einmal nach einer diplomatischen Lösung zu suchen.

Warum sind Sie so skeptisch?

Armbruster: Weil die Opposition in sich völlig zerstritten ist. Die innersyrische Opposition verweigert bisher kategorisch die Teilnahme an der Konferenz und betrachtet jeden, der nach Genf gehen will, als Verräter. Die Exilopposition hat ihre Bereitschaft zu Gesprächen signalisiert, verlangt aber, Assad auszuschließen. Dabei ist klar: Wenn eine Lösung des Konflikts gefunden werden soll, dann muss nicht nur Assad, dann muss auch der Iran an der Konferenz teilnehmen.

Sollte die Konferenz platzen, wie sieht dann die Zukunft Syriens aus? Wird der Staat zerfallen?

Armbruster: Diese Gefahr besteht. Möglicherweise wird Syrien in einzelne Kantone zerfallen, die sich gegenseitig bekämpfen. Bei meinem letzten Aufenthalt in Syrien hat mir ein Islamistenführer erklärt, man werde nach dem Sturz von Assad den Krieg gegen die Alawiten weiterführen. Mehrere Massaker in Alawiten-Dörfern, die es den vergangenen Monaten gab, haben angedeutet, dass dies nicht einfach nur dahingesagt war.

Bei ihrem letzten Aufenthalt in Syrien sind Sie Karfreitag 2013 mit Ihrem Kamerateam zwischen die Fronten geraten und schwer verletzt worden. Werden Sie trotzdem versuchen, wieder aus Syrien zu berichten?

Armbruster: Nein, auf keinen Fall. Ich habe nicht vor, mein Leben nochmals zu riskieren. Das will ich auch meiner Frau nicht antun. Im Augenblick geht kein Journalist ins syrische Rebellengebiet. Dort ist es durch die Dominanz der Al-Kaida-Gruppen viel zu gefährlich geworden.

Hat die schwere Verwundung Ihren Blick auf den Syrien-Konflikt verändert?

Armbruster: Nein, aber den Blick auf mich selbst.

Armbruster stellt in Aachen sein Syrien-Buch vor

Jörg Armbruster war jahrelang Korrespondent der ARD für den Nahen und Mittleren Osten. Mehrfach hat der 65-Jährige in dieser Zeit das syrische Bürgerkriegsgebiet bereist und dort Reportagen gedreht. Inzwischen hat er auch ein Buch über den Konflikt geschrieben. „Brennpunkt Nahost – Die Zerstörung Syriens und das Versagen des Westens“ ist vor wenigen Tagen im Westend-Verlag (Frankfurt) erschienen.

Aus seinem Buch liest Armbruster am Freitag, 22. November, in Aachen. Anschließend stellt er sich der Diskussion. Die Veranstaltung beginnt um 19 Uhr im Forum (Raum 241) der Volkshochschule, Peterstr. 21 – 25. Der Eintritt ist frei. (jozi)

Kommentar: Das Versagen des Westens ist nicht zuletzt auf den schlechtesten Außenminister Deutschlands seit 1945, Herrn Westerwelle, zurück zu führen.

Menschenrechtlerin: Malalas Buch wird aus Schulen in Pakistan verbannt

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Menschenrechtlerin: Malalas Buch wird aus Schulen in Pakistan verbannt

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Malalas Einsatz für ein Recht auf Bildung machte sie zur Ikone, doch im Schulunterricht in Pakistan soll sie nicht vorkommen. Offizielle haben ihre Autobiografie aus den Lehrveranstaltungen verbannt. Die 16-Jährige habe sich zum Werkzeug des Westens gemacht, heißt es zur Begründung.

Den vollständigen Artikel erreichen Sie im Internet unter der URL http://www.spiegel.de/politik/ausland/0,1518,932825,00.html

Kommentar: Soviel zum Thema liberaler Islam!

„Es fehlen charismatische Figuren“

Do, 7. Nov. 2013
Aachener Nachrichten – Stadt / Blickpunkt / Seite 2

„Es fehlen charismatische Figuren“

Der Nahost-Experte Michael Lüders erklärt, warum sich die Demokratiebewegungen in der arabischen Welt so schwertun und warum er von den israelisch-palästinensischen Gesprächen wenig erwartet

Von Joachim Zinsen

Aachen/Berlin. Michael Lüders , einer der profundesten deutschen Nahost-Experten, plädiert für Geduld. Seiner Ansicht nach braucht die arabische Welt noch mindestens 20 Jahre, bis sich dort stabile Demokratien etabliert haben. Gleichzeitig zeigt Lüders wenig Hoffnung, dass die israelisch-palästinensischen Gespräche zu konkreten Ergebnissen führen werden und so der Friedensprozess wieder in Gang kommt. Ein Gespräch mit dem 54-jährigen Publizisten und Politikberater.

Herr Lüders, vor gut drei Jahren schien die arabische Welt vor einem demokratischen Aufbruch zu stehen. Inzwischen tobt in Syrien ein Bürgerkrieg, in Ägypten hat es einen Putsch gegeben, Libyen ist ein zerfallender Staat. Warum ist aus dem arabischen Frühling ein arabischer Alptraum geworden?

Lüders: Bei all unseren Urteilen über die arabische Welt sollten wir eines nicht aus den Augen verlieren: Auch in Europa haben revolutionäre Veränderungen ihre Zeit gebraucht. Auch hier hat sich die Feudalgesellschaft nicht von heute auf morgen zu einer Industriegesellschaft entwickelt. Auch hier ist aus einem mittelalterlichen Staat nicht innerhalb weniger Jahre ein moderner Staat geworden. In der arabischen Welt sind in jüngster Zeit zwar einige alte Herrscher gestürzt worden. Aber eine neue politische Ordnung kündigt sich dort erst in Umrissen an.

Bei aller Unterschiedlichkeit der arabischen Länder: Gibt es Probleme, die diesen Gesellschaften gemeinsam sind?

Lüders: In allen Ländern verfügen die politischen Akteure bisher nur über relativ wenig Erfahrung. Gleichzeitig fehlen dort charismatische Führungsfiguren vom Schlage eines Willy Brandt oder eines Konrad Adenauer, die bereit sind, über die Grenzen des eigenen Horizonts hinauszudenken. Politik bedeutet in den arabischen Ländern in erster Linie die Verteidigung der eigenen Macht. Jede Gruppe, die sie errungen hat, verteidigt sie um jeden Preis – selbst wenn dadurch das eigene Land zerstört wird. Es gibt einfach kaum einen Dialog zwischen den verschiedenen politischen Lagern.

Ist es deshalb bisher in keinem der arabischen Länder gelungen, stabile demokratische Strukturen aufzubauen?

Lüders: Ja. Wir haben es von Marokko bis zum Irak immer noch mit Clan- und Stammesgesellschaften zu tun. Diese Länder sind zwar sehr verschieden. Aber überall fehlt eine große, die Gesellschaft prägende Mittelschicht, die den Umbruch gestalten könnte.

Im Westen ist der Eindruck verbreitet, die Bevölkerung in den arabischen Staaten sei gar nicht reif für eine Demokratie.

Lüders: Dass die Menschen dort womöglich auch auf Grund ihrer Religion unfähig zur Demokratie sind, diese Vorstellung ist falsch. Man muss wirklich genau hinschauen, wie in den Ländern die sozialen und gesellschaftlichen Verhältnisse sind. Wir finden dort überall eine kleine Schicht, die sehr reich ist. Auf der anderen Seite gibt es Armut, Unwissenheit und Perspektivlosigkeit im Überfluss. Rund 60 Prozent der Bevölkerung lebt von der Hand in den Mund. Selbst ein Hochschullehrer verdient in Ägypten gerade einmal 500 Euro monatlich. Zudem wird kaum in Infrastruktur, in Bildung oder in Zukunftstechnologien investiert. Vor diesem Hintergrund fällt es radikalen Gruppierungen sehr leicht, immer neue Anhänger zu finden.

Das ist eine ernüchternde Bilanz. Wie viel Zeit braucht die arabische Welt, um eine Transformation zu schaffen?

Lüders: Ich rechne mit mindestens 20 bis 30 Jahren. Es gibt Untersuchungen, die belegen, dass beispielsweise Süd-Korea und Ägypten Anfang der 50er Jahre wirtschaftlich auf gleicher Höhe lagen. Beides waren Entwicklungsländer mit niedrigem Einkommens- und Bildungsniveau. Inzwischen ist Süd-Korea eine führende Wirtschaftsmacht. Ägypten droht hingegen der Absturz von der Dritten in die Vierte Welt. Grund für die unterschiedliche Entwicklung war: In Korea haben die gesellschaftlichen Eliten eine nationalstaatliche Agenda verfolgt. In Ägypten und in anderen arabischen Ländern sind weiterhin ethnische und religiöse Zugehörigkeiten von überragender Bedeutung. Kein Sunnit würde dort einen Christen wählen, kein Alawit eine von Drusen dominierte Partei. Doch erst wenn das Denken nicht mehr von Stammes- und Clanloyalitäten dominiert wird, kann der Umbruch gelingen.

Wie soll sich der Westen verhalten? Kann er die Demokratiebestrebungen in den arabischen Ländern überhaupt unterstützen?

Lüders: Die Frage muss für jedes Land gesondert beantwortet werden. Wenn der Westen beispielsweise wegen des Militärputsches die wirtschaftliche Zusammenarbeit mit Ägypten einstellen würde, stünden sofort die Golfstaaten bereit, um die finanzielle Lücke zu schließen – allen voran das reaktionäre Regime von Saudi-Arabien. Wollen wir das? In Syrien ist die Lage völlig verfahren. Dort verfolgen zu viele auswärtige Mächte ihre eigenen Interessen und geostrategischen Ziele. Russland und der Iran wollen Baschar al-Assad unbedingt an der Macht halten. Der Westen und die Golfstaaten versuchen sein Regime zu stürzen. Zwischen diesen Fronten verbluten die Syrer. Helfen kann der Westen den Demokratiebewegungen nur, wenn die Bevölkerung in den einzelnen Ländern das tatsächlich auch wünscht. Die Hilfe sollte sich aber vor allem auf kleinere Schritte konzentrieren.

Und die wären?

Lüders: Der Westen könnte bei der Stärkung des Rechtsstaates helfen. Beispielsweise durch die Ausbildung von Polizisten und Richtern.

Die Israelis verfolgen den Aufruhr in der arabischen Welt mit großer Skepsis. Befürchten sie, durch demokratische Regierungen in arabischen Ländern stärker unter Druck zu geraten, die besetzten palästinensischen Gebiete zu räumen?

Lüders: Vor allem fürchtet man sich in Israel vor Staatszerfall und Chaos in den Nachbarstaaten. Aus diesem Grund lässt die israelische Regierung gerade Betonmauern entlang der ägyptischen und jordanischen Grenze bauen. Die israelische Politik gegenüber den Palästinensern setzt weiterhin auf Härte.

Seit einigen Monaten reden Israelis und Palästinenser zumindest wieder direkt miteinander. Bisher ist nichts über mögliche Ergebnisse der Treffen bekannt. Ist überhaupt irgendein konkreter Fortschritt von diesen Gesprächen zu erwarten?

Lüders: Nein. US-Außenminister John Kerry hat zwar gerade verkündet, im kommenden Januar werde man einen Durchbruch erzielen. Aber diese optimistische Meldung hat keinerlei reale Grundlage. Im Gegenteil: Durch die israelischen Siedlungsaktivitäten in der Westbank gibt es immer weniger Land, auf dem ein palästinensischer Staat entstehen könnte. In den ersten sechs Monaten des laufenden Jahres haben sie sich im Vergleich zum gleichen Zeitraum des Vorjahres um 70 Prozent erhöht. Die Zahl der Siedler ist in den vergangenen zwölf Monaten um 20 Prozent gestiegen. Die Regierung von Benjamin Netanjahu schafft ständig neue Fakten. Die Friedensgespräche begreift sie nur als lästiges Übel. Weil der Westen darauf lediglich mit Mahnungen reagiert, sieht Netanjahu keinerlei Veranlassung, seine Politik zu ändern.

Wie sollen sich die Palästinenser verhalten?

Lüders: Im Grunde genommen sind sie in einer ausweglosen Lage. Wenden Palästinenser Gewalt an, gelten sie als Terroristen. Versuchen sie ihr Recht friedlich und demokratisch wahrzunehmen, laufen sie gegen eine Wand. Die israelische Regierung lässt die Palästinenser permanent spüren, dass sie nicht gewillt ist, ihnen das Westjordanland zu überlassen. Der Siedlungskolonialismus wird weitergehen, bis eine dritte Intifada ausbricht.

Davor haben sehr viele Israelis Angst. Wie lässt sich ein weiterer blutiger Palästinenseraufstand verhindern?

Lüders: Eigentlich wissen das längst alle politischen Akteure. Es muss einen palästinensischen Staat in den 1967 von Israel eroberten Gebieten geben. Dazu aber muss sich die israelische Mehrheitsgesellschaft endlich von dem Gedanken verabschieden, das besetzte Westjordanland gehöre als das biblische Judäa und Samaria zu Erez Israel wie etwa Bayern zu Deutschland.

Michael Lüders ist am 8. November in Aachen

Michael Lüders war von 1993 bis 2002 Nahost-Korrespondent der Wochenzeitschrift „Die Zeit.“ Seither ist der promovierte Islam- und Politikwissenschaftler als Publizist und Politikberater tätig.

Am Freitag, 8. November, kommt Lüders nach Aachen. Auf der Veranstaltung „Pulverfass Naher Osten – Analysen, Einschätzungen, Schlussfolgerungen“ will er den Krisenbogen zwischen dem Konflikt in Syrien und der Arabischen Revolution beschreiben.

An seiner Seite Ghaleb Natour: Der arabische Israeli mit deutschem Pass ist Gründer des „Vereins zur Förderung des Friedens in Israel und Palästina“. Er berichtet über die historischen Ursprünge des israelisch-arabischen Konfliktes.

Im Anschluss an die beiden Vorträge gibt es eine Podiumsdiskussion. Die Veranstaltung findet im Haus der Evangelischen Kirche, Frère-Roger-Straße 8-10, statt. Beginn: 18 Uhr. Die Teilnahmegebühr beträgt fünf Euro (ermäßigt: drei Euro).

„Die Regierung von Benjamin Netanjahu schafft ständig neue Fakten. Die Friedensgespräche begreift sie nur als lästiges Übel.“

Michael Lüders

Schutz vor Angriff: Teheran erlaubt syrische Kampfjets im Iran

FOCUS Online, 06.10.2013, 10:29

Schutz vor Angriff: Teheran erlaubt syrische Kampfjets im Iran

Syrien und Iran kooperieren: Teheran erlaubt Syriens Diktator Assad seine Kampfjets dort zu stationieren. Durch die neuen Rückzugsgebiete ist die Luftwaffe Syrien vor einem möglichen Angriff des Westens geschützt.

Den vollständigen Artikel erreichen Sie unter der URL http://www.focus.de/politik/ausland/krise-in-der-arabischen-welt/syrien/schutz-vor-angriff-teheran-erlaubt-syrische-kampfjets-im-iran-_aid_1121511.html

Uno-Bericht: Spur des Giftgases führt zu Assads Berg

SPIEGEL ONLINE, 18.09.2013

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Uno-Bericht: Spur des Giftgases führt zu Assads Berg

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Der Uno-Bericht über die Giftgasattacke in Damaskus gibt einige Hinweise auf die mutmaßlichen Täter: So ist die genaue Flugbahn einiger Raketen aufgelistet, sie wurden offenbar vom Kassiun-Berg aus abgeschossen. Dort befindet sich das Hauptquartier von Assads Elite-Einheit.

Von Raniah Salloum

Den vollständigen Artikel erreichen Sie im Internet unter der URL http://www.spiegel.de/politik/ausland/a-922948.html

Konflikt in Syrien: Assad-Kommandeure drängten massiv auf Giftgas-Angriffe

SPIEGEL ONLINE, 08.09.2013

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Konflikt in Syrien: Assad-Kommandeure drängten massiv auf Giftgas-Angriffe

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Deutsche Abhörspezialisten haben brisante Funksprüche aus Syrien

abgehört: Laut einem Zeitungsbericht sollen syrische Militäroffiziere Machthaber Assad seit Monaten zum Einsatz von Giftgas gedrängt haben.

Den vollständigen Artikel erreichen Sie im Internet unter der URL http://www.spiegel.de/politik/ausland/0,1518,921020,00.html