Kostensteigerungen Baumaßnahmen in Aachen

Die Halbwertzeit der Aussagen bezüglich “In aller Regel stimmt die städtische Kostenkalkulation” beträgt 24 Stunden, wenn ich die beiden Artikel lese. Hat die städtische Verwaltung sich ihre Zahlen schön gerechnet ? Es sieht für mich so aus! 

 

Sa, 27. Apr. 2013
Aachener Nachrichten – Stadt / Lokaltitel Aachen / Seite 15

Bauverzögerungen lassen Kosten steigen

Centre Charlemagne schlägt nun schon mit mehr als 18 Millionen Euro zu Buche. Stadt sieht Generalplaner in der Verantwortung.

Von Gerald Eimer

Aachen. Eben erst hat die Stadt dargelegt, dass sie für ihre Bauvorhaben in aller Regel den vorgegebenen Zeit- und Kostenrahmen einhält, schon muss sie zugestehen, dass es auch Ausnahmen gibt. Ausgerechnet für das große Vorzeigeprojekt „Centre Charlemagne“ am Katschhof muss nun nochmals tiefer in die Tasche gegriffen werden. Dies hat das städtische Gebäudemanagement auf Nachfrage der „Nachrichten“ bestätigt.

Eine genaue Summe teilt die Stadt nicht mit, sie spricht lediglich von Kostensteigerungen im sechsstelligen Bereich. Noch müssten Schlussrechnungen und weitere Forderungen abgewartet werden. Nach „Nachrichten“-Informationen soll es jedoch um zusätzliche Kosten von mindestens 900 000 Euro gehen.

Es ist nicht das erste Mal, dass für den Umbau des alten Verwaltungsgebäudes nachgelegt werden muss. Während bei der Vorlage der ersten Pläne im Jahr 2007 noch von rund zehn Millionen Euro die Rede war, liegen die Gesamtkosten nun offenbar schon bei über 18 Millionen Euro.

Zugleich musste der Fertigstellungstermin immer weiter nach hinten verschoben werden. Inzwischen muss die Stadt einen Verzug um mindestens ein Jahr vermelden. Allerdings befinde sich der Umbau jetzt in der Endphase, teilte die Stadt gestern mit. Die Restarbeiten an der Fassade und im Innenausbau seien in Kürze fertiggestellt. Die technischen Anlagen sollen bis zum Spätsommer installiert werden.

Insbesondere aus der deutlich längeren Bauzeit würden Planer und Baufirmen ihre zusätzlichen finanziellen Ansprüche ableiten, heißt es bei der Stadt. Sie ist jedoch zuversichtlich, sich das geforderte Geld beim beauftragten Generalplaner zurückholen zu können.

Die Gründe für die Bauzeitverlängerung seien vielfältig und müssten noch aufgearbeitet werden, sie seien jedoch nach dem Verursacherprinzip zu bewerten, heißt es auf Anfrage. Die Stadt ist der Auffassung, dass es zu „Planungs-, Überwachungs- und Baudurchführungsfehlern“ gekommen sei, die das beauftragte Unternehmen zu verantworten habe. Teils seien Mehrausgaben jedoch auch konjunkturbedingt bzw. auf lange Frostperioden oder unvorhergesehene Probleme zurückzuführen.

Die anfänglich bereits für diesen Sommer geplanten ersten Führungen durch das neue Centre Charlemagne und das sogenannte „soft opening“ wird es wohl nicht geben. Der offizielle Eröffnungstermin am 24. Januar 2014 sei jedoch nicht gefährdet, erklärt die Bauverwaltung ausdrücklich. Man arbeite „weiter auf Hochtouren, um die Baumaßnahme ins Ziel zu bringen“.

Das Centre am Katschhof soll Ausgangspunkt der „Route Charlemagne“ werden, die als neuer Touristenmagnet verschiedene Ausstellungen in historischen Bauten der Stadt miteinander verknüpfen soll – darunter bislang das Rathaus, das Zeitungsmuseum an der Pont-straße und die Archäologische Vitrine im Elisengarten. Später soll noch das Grashaus am Fischmarkt hinzukommen. Im Centre Charlemagne soll unter anderem eine stadthistorische Dauerausstellung präsentiert werden. Darüber hinaus sind wechselnde Events geplant, zu denen im Karlsjahr 2014 auch ein Beitrag zum großen Ausstellungs-Dreiteiler „Karl der Große. Macht Kunst Schätze“ (Juni-September) gehört.

 

Fr, 26. Apr. 2013
Aachener Nachrichten – Stadt / Lokales / Seite 15

In aller Regel stimmt die städtische Kostenkalkulation

Verwaltung hat 47 Baumaßnahmen aus den letzten drei Jahren untersucht: Am Ende waren sie 750 000 Euro billiger als veranschlagt.

Aachen. Baumaßnahmen werden grundsätzlich teurer als ursprünglich geplant und dauern immer länger – das ist der Eindruck, der bei vielen Menschen vor dem Hintergrund der bundesweiten Berichterstattung über Großprojekte entstanden ist. Die Aachener Verwaltung wollte es genauer wissen und hat die örtlichen Hochbaumaßnahmen der letzten drei Jahre ab 100 000 Euro zusammengetragen und ausgewertet.

Das Ergebnis wurde jetzt im Betriebsausschuss Gebäudemanagement bekanntgegeben. Für die insgesamt 47 Maßnahmen in diesem Zeitraum wurden demnach vor Baubeginn 44 368 432 Euro eingeplant – nach Abschluss wurden jedoch nur 43 618 674 Euro tatsächlich bezahlt. „Wir haben also knapp 750 000 Euro weniger ausgegeben“, sagte Klaus Schavan, Leiter des Gebäudemanagements. Dabei gebe es sowohl „Ausrutscher nach oben als auch nach unten“, so Schavan. Die räumliche Erweiterung der Kindertagesstätte Brunssumstraße für Kinder unter drei Jahren verursachte Mehrkosten von rund 150 000 Euro (plus 44 Prozent), weil der zusätzliche Raumbedarf aufgrund der Grundstückssituation nur durch eine Aufstockung verwirklicht werden konnte. Dafür wurden andererseits aber auch knapp 80 000 Euro weniger für den Umbau der Gemeinschaftsgrundschule Vetschauer Straße ausgegeben als kalkuliert.

Teurer wurden die Maßnahmen in der Elsaßstraße, weil die Wärmedämmung erweitert wurde; auch in der im Jahr 1972 errichteten Grundschule Schwalbenweg wurden neben dem Austausch der alten, einfachverglasten Fenster gegen isolierverglaste Holz-Aluminium-Fenster weitere Modernisierungsmaßnahmen umgesetzt, die zu Mehrausgaben führten. „Diese waren mit einer energetischen Verbesserung verknüpft“, so Schavan.

An anderer Stelle, zum Beispiel am Höfchensweg oder an der Grünenthaler Straße, konnten hingegen Ausgaben eingespart werden – „durch eine gute Projektsteuerung“, wie Schavan betont. „Die ist nur machbar mit einer guten Mannschaft.“

Mit Fördermitteln aus dem Konjunkturpaket II konnten in den letzten Jahren viele Grundschulen und Kindertagesstätten auf einen modernen, energiesparenden Stand gebracht werden, was in Zukunft weitere Ausgaben spart, nämlich Energiekosten.

Bei den Bauzeiten musste insgesamt allerdings auch eine leichte Verzögerung in Kauf genommen werden: 181 Monate Gesamtbauzeit wurden kalkuliert, am Ende wurden es drei Monate mehr. „Wir haben beim Bauen im laufenden Betrieb Rücksicht genommen auf die Belange der Nutzer“, erklärte Schavan.

Steinbrücks Eigentor

 

Do, 25. Apr. 2013
Aachener Nachrichten – Stadt / Blickpunkt / Seite 2

Steinbrücks Eigentor

SPD kommt in Debatte um Steuerbetrug nicht voran

Von Werner Kolhoff

Berlin. Der Fall Uli Hoeneß ist eine Steilvorlage, Peer Steinbrück nimmt sie auf und schießt – ein Eigentor. Das zeichnen Karikaturisten, das ist bis in die eigenen Reihen der Sozialdemokraten hinein der Tenor in Berlin. Nicht einmal bei seinem ureigensten Thema – den Finanzen – gelingt es dem SPD-Spitzenkandidaten, klare Punkte zu machen.

Die Affäre um den Steuerbetrug des Bayern-Bosses bot der SPD in Wahrheit sogar drei Großchancen. Hoeneß begründete seine Selbstanzeige mit dem Scheitern des deutsch-schweizerischen Steuerabkommens an der rot-grünen Mehrheit im Bundesrat. Es hätte ihm ermöglicht, die Dinge anonym zu bereinigen. „Jetzt wissen wir, wen Frau Merkel, Herr Seehofer und Herr Schäuble mit dem Schweizer Steuerabkommen schützen wollten“, triumphierte Grünen-Fraktionschef Jürgen Trittin. Auch Steinbrück erinnerte daran, dass er der Schweiz schon mal mit der „Kavallerie“ gedroht hatte. Dieser Punkt saß.

Die Tatsache, dass die CSU versucht hatte, Hoeneß als Kandidaten zu gewinnen und dass CSU-Chef Horst Seehofer eng mit ihm verbandelt ist, schien für die Sozialdemokraten ein weiteres Herrgottsgeschenk zu sein. Eine neue Amigo-Affäre mitten im bayerischen Landtagswahlkampf? SPD-Fraktionschef Frank-Walter Steinmeier forderte sogleich Aufklärung: „Ich kann Herrn Seehofer nur raten, öffentlich Farbe zu bekennen.“ Leider war Hoeneß irgendwie auch mit Peer Steinbrück verbandelt. Jedenfalls gehörte er zu einem Beraterkreis, den Steinbrück – damals Bundesfinanzminister – 2006 um sich geschart hatte. In dem Gremium saßen auch andere, etwa Bischöfin Margot Käßmann. Außerdem sei Hoeneß nur ein einziges Mal erschienen, betonte Steinbrück. Doch FDP-Chef Philipp Rösler verlangte gestern trotzdem noch einmal mehr Informationen über das Beratungsgremium. „Das interessiert die Menschen“, sagte der Vizekanzler treuherzig. Das Thema Speziwirtschaft wird wohl neutral ausgehen.

Die dritte Großchance lag für die SPD darin, dass Hoeneß versuchte, mit seiner Selbstanzeige einer Bestrafung zu entkommen. Nur im Steuerrecht gibt es diese Möglichkeit. Sie wurde zwar 2011 eingeengt, doch empfinden viele Menschen sie inzwischen als höchst ungerecht. Damals hatte die SPD noch die ersatzlose Abschaffung der Selbstanzeige gefordert. Heute jedoch scheint das vergessen zu sein.

Außerdem erweisen sich die Sozialdemokraten als schlecht koordiniert. Es gibt drei Machtzentren. Für die Fraktion erklärte der Fraktionsvize Joachim Poß schon am Montag entsprechend der alten Linie, dass die Selbstanzeige abgeschafft gehöre; sie habe den Steuerbetrug nicht gestoppt. Das unterstützte der schleswig-holsteinische Landeschef Ralf Stegner, ein Parteilinker. Ganz anders der Spitzenkandidat. „Ich bin dafür, dass das Recht auf Selbstanzeige bleibt“, sagte Steinbrück in einem Radiointerview – direkt zu Poß befragt. SPD-Chef Sigmar Gabriel versuchte daraufhin, so etwas wie eine Kompromisslinie zu formulieren. Man sei zwar nicht für die sofortige Abschaffung. Aber wenn die Steuerfahndung besser funktioniere – in ein, zwei Jahren – solle es die Selbstanzeige nur noch für Bagatellen bis 50 000 Euro Steuerschuld geben.

Gestern verkündete das auch Steinbrück, wenn auch mit spitzen Fingern: „Ich kann mir vorstellen, dass, je erfolgreicher wir sind in der Bekämpfung von Steuerbetrug, man auf dieses Instrument verzichten sollte“, sagte er gewunden. Peinlich wird für die Sozialdemokraten, dass die Linksfraktion morgen ziemlich genau das im Bundestag zur Abstimmung stellen wird, was die SPD schon mal wollte – nämlich die ersatzlose Abschaffung der Selbstanzeige. Die SPD will nun eilig noch einen eigenen Antrag mit ihrer neuen Linie einbringen.

Scharfe Debatte

Die Bundesregierung lehnt eine Abschaffung der Selbstanzeige bei Steuerbetrug ab. „Vorläufig ist es geltendes Recht“, sagte Finanzminister Wolfgang Schäuble (CDU) gestern im Bundestag. Opposition und Koalition warfen sich erneut gegenseitig Versagen im Kampf gegen Steuerbetrug vor. Grüne und SPD forderten eine härtere Gangart; „Oberschichtenkriminalität“ müsse genauso hart verfolgt werden wie jede andere Kriminalität.

Finanziert Mövenpick-Milliardär AfD-Wahlkampf?

Finanziert Mövenpick-Milliardär AfD-Wahlkampf?, Nachrichten-Artikel vom 22.04.2013 18:50

Die CDU befürchtet, dass ein Hauptprofiteur der schwarz-gelben Steuersenkung für Hoteliers den Wahlkampf der Alternative für Deutschland finanzieren wird: Mövenpick-Milliardär August von Finck.

Den Artikel können Sie hier lesen:

http://www.welt.de/politik/deutschland/article115512728/Finanziert-Moevenpick-Milliardaer-AfD-Wahlkampf.html

Kein Geld mehr für den Denkmalschutz?

 

Do, 11. Apr. 2013
Aachener Nachrichten – Stadt / Region AN Titel / Seite 9

Kein Geld mehr für den Denkmalschutz?

Das Land NRW plant den Ausstieg aus der Denkmalförderung auf Raten: Ab 2015 soll es Zuschüsse nur noch als Darlehen geben.

Von Angela Delonge

Aachen. Nordrhein-Westfalen will die Denkmalpflege neu strukturieren und sich damit offenbar in Teilen von der bisherigen Förderpraxis verabschieden. Schon in diesem Jahr muss der Denkmalschutz im Zuge des Sparhaushalts empfindliche Kürzungen verkraften: Zwölf Millionen Euro hatte die Bau- und Bodendenkmalpflege 2012 noch zur Verfügung, jetzt stehen nur noch 9,4 Millionen Euro an Fördermitteln bereit.

Über weitere Kürzungen wird im Ministerium offen nachgedacht, bestätigen will die entsprechenden Überlegungen niemand: Angeblich soll die Förderung 2014 um weitere sechs Millionen auf 3,3 Millionen Euro geschrumpft werden, die Zuschüsse für private und kirchliche Eigentümer von Baudenkmälern sollen von 2015 an sogar nur noch in Form von Darlehen gewährt werden.

Das zuständige Ministerium für Bauen, Wohnen, Stadtentwicklung und Verkehr sagte unserer Zeitung auf Anfrage: „Die Darstellungen für die Jahre 2014 ff. können nicht bestätigt werden.“ Allerdings werde „aktuell geprüft – wie in anderen Ressorts der Landesregierung auch – welche Möglichkeiten es für eine Umstellung der Fördermittel der privaten und kirchlichen Denkmalförderung für Baudenkmäler auf eine Darlehensfinanzierung gibt“.

Finanzieren statt fördern

Bernhard Meier, Pressesprecher des Ministeriums, sieht in einer Umstellung der Förderpolitik durchaus positive Effekte. Im Gegensatz zur jetzigen Förderung, die sich bei einer Sanierung nur auf denkmalbedingte Mehrkosten bezieht, können wir damit „einen ganz anderen Spielraum“ eröffnen, sagt Meier. Mit „neuen Förderangeboten, die beispielsweise durch die Landesbank oder aus Städtebautöpfen generiert werden“, könnten künftig Komplettmaßnahmen sowie energetische und behindertengerechte Umbauten von Baudenkmälern gefördert werden, so das Ministerium. Wobei mit Förderung dann wohl in erster Linie Finanzierungsmodelle gemeint sein dürften.

Wie besondere Baudenkmäler zukünftig von der Zuschusspolitik des Landes behandelt werden, ist ebenfalls noch offen. Dem Kölner Dom wird seit Jahren ein eigener Förderstatus mit entsprechendem Titel im Landeshaushalt zuerkannt: in diesem Jahr erneut 767 000 Euro. Ob kleinere, weniger bedeutende Baudenkmäler in Zukunft dann das Nachsehen haben werden?

„Eine schlechte Signalwirkung“, bescheinigt Andrea Pufke, Leiterin des Amts für Denkmalpflege beim Landschaftsverband Rheinland (LVR) den Plänen des Ministeriums. Damit werde Eigentümern der Eindruck vermittelt, dass sie mit den zusätzlichen Kosten für ihr Denkmal künftig alleingelassen würden. „Dass auch in der Denkmalpflege gespart werden muss, war klar“, sagt sie, aber dass die Denkmalpflege so grundsätzlich betroffen ist, sei nicht nachvollziehbar. Zumal der Denkmalschutz als „öffentliches Interesse“ in der Landesverfassung verankert ist.

Doch nicht nur die Denkmalpflege läuft Sturm gegen die Pläne, sondern auch die kommunalen Spitzenverbände warnen: „Die Kürzungen werden zu Substanzverlusten bei Baudenkmälern führen.“ Noch weiter geht der Rheinische Verein für Denkmalpflege und Landschaftsschutz in einem offenen Brief an Ministerpräsidentin Hannelore Kraft. Die Landesregierung nehme „billigend den zunehmenden Verfall und die Zerstörung zumeist unwiederbringlicher historischer Bausubstanz und archäologischer Stätten in Kauf“.

Monika Krücken, Abteilungsleiterin Untere Denkmalbehörde der Stadt Aachen, verweist auf viele Sanierungsprojekte, die in den vergangenen Jahren mit Zuschüssen aus dem Landeshaushalt in der Stadt realisiert werden konnten: Elisenbrunnen, Rathaus, Ponttor. Allein in die Sanierung der kostbaren Mosaiken im Aachener Dom sind von 2010 bis 2012 über 200 000 Euro geflossen. Für die Sanierung des Dachs der Nikolauskapelle gab es 2012 genau 100 000 Euro, dieselbe Summe steht in diesem Jahr noch einmal zur Verfügung. „Bisher sind wir gut vom Land versorgt worden“, sagt Monika Krücken, „aber wo sollen diese Gelder herkommen, wenn nicht vom Land?“ Insbesondere die Kirchen würden durch die Streichung von Zuschüssen arg in die Bredouille geraten.

Die Bistümer in Nordrhein-Westfalen kritisieren die Kürzungen der Landesregierung ebenfalls. Der Leiter des Katholischen Büros bei Landesregierung und Landtag, Prälat Martin Hülskamp, sieht die Gefahr, dass Baudenkmäler verfallen, wenn die Eigentümer selbst für ihre denkmalgeschützten Gebäude aufkommen sollen. „Wir brauchen jetzt einen ernsthaften Dialog über Art und Umfang des Denkmalschutzes und die finanzielle Beteiligung der öffentlichen Hand“, sagt Hülskamp.

Zeitgleich mit der Mittelkürzung bei der Baudenkmalpflege steht ein Entwurf zur Änderung des nordrhein-westfälischen Denkmalschutzgesetzes auf der Agenda der Landesregierung. Dieser betrifft vor allem die Bodendenkmalpflege, sprich die Archäologie. Demnach wird nun das Verursacherprinzip gesetzlich verankert. Es besagt, dass ein Investor, der eine Grabung notwendig macht, auch deren Kosten tragen muss. Im September 2011 hatte das Oberverwaltungsgericht Münster einem Kiesgrubenbesitzer aus dem Kreis Düren Recht gegeben, der diese Kosten nicht tragen wollte, weil das Gesetz hier bislang eine Lücke ließ.

Landeszuschüsse für die Bodendenkmalpflege stünden in Zusammenhang mit der Gesetzesänderung nicht in Frage, verlautet es aus dem Ministerium. Im Gegenteil: Die Archäologie in NRW, die in den vergangenen Jahren „im Bereich der Forschung und wissenschaftlichen Grundlagenarbeit Maßstäbe“ gesetzt hat und „heute bundesweit führend“ ist, soll auch künftig „finanziell solide ausgestattet“ bleiben. In den Jahren 2010 und 2011 betrug der Zuschuss an den Landesverband Rheinland für die Bodendenkmalpflege im Regierungsbezirk Köln jeweils 1,3 Millionen Euro. 2012 waren es 1,4 Millionen, für 2013 werden laut Ministerium zurzeit die „Fördergespräche“ geführt.

Kommentar: In rot-grün regierten Ländern wird der Geschichtsunterricht vernachlässigt, warum auch, Geschichte braucht man eh nicht, oder? So denkt nun mal rot-grün! Vielleicht braucht Frau Kraft und ihr Kabinett mal ein wenig Nachhilfe in Sachen Kultur!

Chinas Schuldenberg wächst

 

Do, 11. Apr. 2013
Aachener Nachrichten – Stadt / Wirtschaft / Seite 8

Chinas Schuldenberg wächst

Auch das Land der Mitte hat massive finanzielle Probleme, warnt die amerikanische Ratingagentur Fitch. Gefährlich sind laut Experten das undurchsichtige Schattenbankensystem und die ausufernde Korruption.

Von Andreas Landwehr

Peking. Die hohe Verschuldung macht Chinesen erfinderisch. Warum nicht einfach sterben oder verschwinden, um Kredite nicht zurückzahlen zu müssen? Zumindest auf dem Papier. Mit Hilfe korrupter Polizisten, Funktionäre und Bankdirektoren haben dutzende Schuldner in der Stadt Shenzhou (Provinz Hebei) gefälschte Sterbeurkunden produziert oder wurden als „vermisst“ gemeldet, um Schulden in Höhe von 2,5 Millionen Yuan, umgerechnet 300 000 Euro, abzuschreiben. Zwei Polizeichefs und Verantwortliche einer ländlichen Kreditkooperative seien entlassen worden, meldet diese Woche die Stadtregierung.

Es ist nur ein kleines Beispiel, wie Funktionäre, Bankangestellte und Betrüger in China in einem undurchsichtigen Geflecht von Beziehungen gemeinsam Kasse machen wollen. In anderen Fällen geht es um deutlich mehr, wie die US-Ratingagentur Fitch warnt. Die hohe Verschuldung sowie der Mangel an Transparenz und Aufsicht auf dem wachsenden grauen Finanzmarkt in China lassen Fitch nun Alarm schlagen. Auch ausländische Geschäftsleute sprechen schon seit längerem von einer Zeitbombe, die in Chinas Finanzsystem ticke.

Nicht mehr nur die Volkswirtschaften der Eurozone und der USA hätten ein Schuldenproblem, sondern jetzt auch China, attestiert Fitch der zweitgrößten Wirtschaftsmacht. „Die Risiken für Chinas finanzielle Stabilität sind gewachsen“, warnt die Ratingagentur und senkt die Bewertung der Bonität in Landeswährung um eine Stufe von „AA-“ auf „A+“. Das langfristige Rating für chinesische Staatspapiere in Fremdwährungen wurde wegen der hohen Devisenreserven zwar unverändert bei „A+“ gelassen, doch die Botschaft war unmissverständlich: China muss etwas tun.

Wenn das Schattenbankenwesen mitgerechnet werde, erreicht die gesamte Verschuldung nach Fitch-Berechnungen schon 198 Prozent der Wirtschaftsleistung. Besonders örtliche Behörden lassen sich auf schräge Finanzierungen für Immobilien- und Infrastrukturprojekte ein. Banken wiederum versuchen Kredite aus der Bilanz herauszuhalten, um den Vorgaben der Zentralbank zu genügen. Treuhandfonds und Vermögensverwaltungen sprießen aus dem Boden. Wie vor der Finanzkrise 2008 in den USA verwischen die Grenzen zwischen Krediten und Anlagen. Vielfach werde einfach gegenseitig verbürgt, schildern Finanzexperten. Wer was garantiere, sei unklar. Örtliche Behörden hoffen darauf, dass die Zentralregierung oder die Staatsbanken schon einspringen werden, wenn es brenzlig wird.

Im Inland sieht man es anders

Die Herabstufung der Bonität durch Fitch könnte die Kosten für Yuan-Anleihen auf ausländischen Märkten erhöhen oder auch die Stimmung unter Investoren eintrüben. Doch geben sich chinesische Experten ansonsten eher gelassen. „Es ist keine große Sache“, sagt Wirtschaftsprofessor Liu Yuanchun von der Volksuniversität in Peking. „Es wird den chinesischen Markt wenig beeinflussen. Chinas Wirtschaft ist sicher.“

Die bekannte Kommentatorin in Finanzfragen, Ye Tan, räumt zwar ein, dass das Schuldenproblem „ziemlich ernst“ sei, sieht aber „große Unterschiede“ zwischen dem wenig entwickelten Finanzmarkt in China und fortschrittlichen Marktwirtschaften. Die Maßstäbe, die Fitch für Bonität anlege, passten nicht zu China. Das chinesische Kreditmodell sei noch anders: „Zinsen und Währungsmechanismen stehen erst ganz am Anfang, nach Marktgesetzen zu funktionieren.“

Verlagerung von Fabriken: Deutsche Firmen fliehen kaum noch ins Ausland

SPIEGEL ONLINE, 29.03.2013

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Verlagerung von Fabriken: Deutsche Firmen fliehen kaum noch ins Ausland

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Fabriken im Inland schließen und in Ländern mit Niedriglöhnen wieder

aufbauen: So sah jahrelang das Standardrezept vieler deutscher Firmen im Zuge der Globalisierung aus. Doch dieser Trend ist laut SPIEGEL-Informationen weitgehend gestoppt – denn Verlagerungen rechnen sich oft nicht mehr.

Den vollständigen Artikel erreichen Sie im Internet unter der URL http://www.spiegel.de/wirtschaft/unternehmen/0,1518,891647,00.html

Razzien gegen Stiftungen belasten Verhältnis zu Russland

 

Do, 28. Mär. 2013
Aachener Nachrichten – Stadt / AN Politik / Seite 4

Razzien gegen Stiftungen belasten Verhältnis zu Russland

Scharfe Töne aus Berlin: Bundesregierung warnt Moskau vor weiteren Übergriffen. Putin-Besuch in Deutschland wird überschattet.

Moskau/Berlin. Die Razzien gegen deutsche politische Stiftungen in Russland belasten kurz vor einem Besuch von Kremlchef Wladimir Putin in Deutschland das Verhältnis zwischen Berlin und Moskau. Die Bundesregierung warnte vor einer Beschädigung der bilateralen Beziehungen. Das Thema dürfte auch beim anstehenden Treffen von Kanzlerin Angela Merkel (CDU) mit Putin anlässlich der Hannover Messe am 7. und 8. April zur Rede kommen. Unbeeindruckt von internationalen Protesten setzten russische Behörden unterdessen ihre Kontrollen von Nichtregierungsorganisationen (NGO) fort.

Vertreter von Staatsanwaltschaft, Justizministerium und Steuerpolizei legten das Moskauer Büro der renommierten Menschenrechtsorganisation Human Rights Watch (HRW) stundenlang lahm. „Es läuft eine große Kontrollwelle, in die nun auch wir hineingeraten sind“, sagte Rachel Denber von HRW am Mittwoch. Die Behörden rechtfertigen den Einsatz mit einem neuen Gesetz, das umstritten ist. Demnach müssen sich NGO, die von außerhalb Russlands finanziert werden, als „ausländische Agenten“ brandmarken lassen. Menschenrechtler befürchten, dass sie dadurch als Spione diskreditiert werden sollen.

„Konzertierte Aktion“

Ein Sprecher des Auswärtigen Amtes in Berlin machte deutlich, dass von einer konzertierten Aktion der russischen Behörden gegen Nichtregierungsorganisationen auszugehen sei. Die Durchsuchungen der CDU-nahen Konrad-Adenauer-Stiftung (KAS) in St. Petersburg und der SPD-nahen Friedrich-Ebert-Stiftung (FES) in Moskau hatten in Deutschland parteiübergreifend Kritik ausgelöst.

„Solch eine Aufregung kann Präsident Wladimir Putin vor seinem Deutschlandbesuch kaum recht sein“, sagte Wladislaw Below, Direktor des Zentrums für Deutschlandforschung bei der Russischen Akademie der Wissenschaften, der Deutschen Presse-Agentur. Der Experte sprach von einem „Imageschaden“ für Russland. Vermutlich sei ein Signal von Putin überbewertet worden, woraufhin einige Behörden in Aktionismus verfallen seien, sagte Below.

„Unsere Stiftungen und ihre Partner aus der russischen Zivilgesellschaft tragen ganz erheblich Anteil an der Entwicklung der deutsch-russischen Beziehungen“, sagte Regierungssprecher Steffen Seibert in Berlin. (dpa)

Kommentar: Was sagte unser ehemaliger SPD Bundeskanzler Schröder: Der lupenreine Demokrat Putin! Vielleicht sollte man diesen, von russischen Firmen bezahlten Ex-Kanzler mal fragen, was er zu tun gedenkt in dieser Sache. Schließlich hat er als Kanzler einen Eid geschworen, sich für Deutschland einzusetzen, oder ist Ihm sein so gut bezahlter Job von Putins Gnaden mehr Wert als sein Eid?

Vom Jäger zum Gejagten: Wullf-Ermittler in der Kritik

 

Fr, 22. Mär. 2013
Aachener Nachrichten – Stadt / AN Politik / Seite 4

Vom Jäger zum Gejagten: Wullf-Ermittler in der Kritik

Staatsanwaltschaft unter Druck: Immer wieder tauchen in den Medien Details auf, die nicht für die Öffentlichkeit bestimmt sind.

Von Marco Hadem

Hannover. „Mutig“, „historisch“, „einzigartig“ lauten die Einschätzungen von Juristen, Wissenschaftlern und Journalisten: Als die Staatsanwaltschaft Hannover am 16. Februar 2012 von einem Anfangsverdacht gegen Bundespräsident Christian Wulff spricht, bekommt sie dafür Respekt und Anerkennung. Den Ermittlern wird für das bisher einmalige Vorgehen gegen ein deutsches Staatsoberhaupt Durchhaltevermögen gewünscht. Doch das Blatt hat sich gewendet.

Das Bild der Staatsanwälte hat während der 13 Monate langen Ermittlungen Kratzer bekommen – die Arbeit wird nun als „anständig verheddert“, „verzweifelt“ und „blamabel“ kritisiert. Die Gründe: die lange Verfahrensdauer und immer wieder in den Medien auftauchende Ermittlungsdetails.

Die jüngst bekanntgewordene Entwicklung deutet auf ein baldiges Ende des Verfahrens hin – zumindest, wenn Wulff und der Filmproduzent David Groenewold sich bereiterklären, mehrere zehntausend Euro zu zahlen. Von 50 000 Euro ist die Rede. Groenewold soll Wulff, als dieser niedersächsischer Ministerpräsident war, mit Hotelübernachtungen bestochen haben, damit er sich für die Vermarktung von Filmen stark macht – beide bestreiten das.

Juristen nennen eine solche in der Strafprozessordnung vorgesehene Einstellung eines Verfahrens auch einen „schmutzigen Deal“. Für den Strafrechtler Eberhard Kempf ist es gar ein Ablasshandel wie im Mittelalter, Wulff werde die „Pistole auf die Brust gesetzt“.

Wulff könnte zwar über diesen Weg einem schlagzeilenträchtigen Prozess aus dem Weg gehen. Er müsste jedoch mit dem Makel leben, dass das Verfahren nur unter Auflagen eingestellt worden wäre. Vertraute des 53-Jährigen können sich deshalb nicht vorstellen, dass er sich auf einen Deal einlässt. Bis Anfang April soll er sich entscheiden.

Bestätigt wird dies bislang nur von Groenewolds Verteidigung. „Es steht ein Angebot im Raum, aber über die Höhe will ich mich nicht äußern“, sagt der Medienanwalt Christian-Oliver Moser. Ihn ärgert, dass immer wieder Details an die Öffentlichkeit kommen: „Bei diesem Verfahren herrscht eine Indiskretion in einem von mir noch nie erlebten Ausmaß.“

Mitgefühl für den Ex-Präsidenten

Auch Wulffs Anwalt Gernot Lehr findet klare Worte: „Die Durchstechereien, die da stattfinden, verurteilen wir energisch.“ Antworten auf Fragen zum Stand des Verfahrens bekommt man von ihm nicht. Wulff schweigt auch, ist seit Monaten abgetaucht.

Strafrechtler Kempf spricht angesichts der publik gewordenen Ermittlungsdetails von „Kollateralschäden eines in der Öffentlichkeit geführten Ermittlungsverfahrens“. Als Quelle der Indiskretionen vermutet er die Staatsanwaltschaft, die in Kommentaren derzeit wegen der langen Ermittlungsdauer kritisiert wird. Wurde Wulffs Verhalten anfangs nur kritisch beäugt, bekommt er nun Mitgefühl. Wulff war wegen der Ermittlungen als Staatsoberhaupt zurückgetreten – doch die Ermittler haben offensichtlich immer noch nichts Belastendes gegen ihn in der Hand.

Die Staatsanwaltschaft zeigt sich unbeeindruckt. „Mit Kritik können wir leben, solange sie nicht auf spekulativen oder falschen Tatsachenbehauptungen beruht“, sagt Behördensprecher Hans-Jürgen Lendeckel. Die Indiskretionen seien auch für die Behörde „in höchstem Maße ärgerlich und störend“. Wiederholt wurde intern wegen Geheimnisverrats ermittelt. Bislang sind diese Ermittlungen jedoch ohne Ergebnis geblieben – genau wie bei Wulff und Groenewold.

24 Ermittler des Landeskriminalamts und 4 Staatsanwälte befassen sich mit dem Fall. Experten schätzen die Kosten auf zwei Millionen Euro.

Die EZB setzt Zypern die Pistole auf die Brust

 

Fr, 22. Mär. 2013
Aachener Nachrichten – Stadt / Die Seite Drei / Seite 3

Die EZB setzt Zypern die Pistole auf die Brust

Steht Anfang der Woche kein Rettungsprogramm, ziehen die Währungshüter den Banken den Stecker. Kaum vorstellbar, dass die Politik in Nikosia das riskiert.

Von Harald Schmidt und Jörn Bender

Frankfurt/Nikosia. Es sind nur zwei knappe Sätze – doch sie bergen Sprengstoff. In bisher beispielloser Form übt die Europäische Zentralbank (EZB) Druck auf den pleitebedrohten Inselstaat Zypern aus: Steht Anfang kommender Woche kein Rettungsplan, der die Solvenz der zyprischen Banken sichert, dreht die EZB am Dienstag den Geldhahn zu. Ohne diese Nothilfen wird das aufgeblähte Bankensystem des Krisenstaates wohl rasch kollabieren. Kein Wunder, dass die Nachricht aus Frankfurt umgehend Panik auf der Ferieninsel auslöste. Menschen eilten zum Geldautomaten, um noch ein paar Scheine abzuheben. Auch die Politik in Nikosia schaltete einen Gang hoch: Wenige Stunden nach dem Warnschuss aus Frankfurt einigten sich die Parteien darauf, einen Fonds zur Rettung vor dem Staatsbankrott zu bilden. Ob das der Durchbruch ist, muss sich aber erst noch zeigen. Im Fernsehen macht der Zentralbankchef der Mittelmeerinsel, Panikos Demetriades, den Sparern Mut: „Es wird ein Programm bis Montag geben.“

Der Auftrag ist klar: Das Land muss 5,8 Milliarden Euro auftreiben, damit die internationalen Geldgeber ihr 10-Milliarden-Hilfspaket aktivieren – und das ist wiederum die Voraussetzung für die Liquiditätszufuhr, mit der die EZB bisher die maroden Geschäftsbanken auf der Insel am Leben hält.

Die Finanzinstitute auf Zypern sind mit dem Schuldenschnitt in Griechenland ins Straucheln geraten – und können vom Staat nicht aufgefangen werden: Das Bankensystem, das mit laxen Geldwäscheregeln ausländische Investoren angelockt haben soll, ist völlig überdimensioniert. Die Bilanzsumme der Institute übertrifft die zyprische Wirtschaftsleistung um mehr als das Siebenfache.

Am Markt bekommen die Geldhäuser ebenfalls kein frisches Geld mehr. Und die Quelle EZB für die herkömmliche Refinanzierung mit Zentralbankgeld ist auch versiegt: Zyperns Staatsanleihen können nicht mehr als Sicherheiten bei der Notenbank hinterlegt werden – Ratingagenturen bewerten die Papiere als Ramsch.

„Die heimischen Banken können ihr Geschäft nur noch dank der enormen Liquiditätszufuhr aus dem Nothilfeprogramm der EZB betreiben“, erklärt der Internationale Bankenverband IIF. Nationale Zentralbanken können sogenannte ELA-Notkredite vergeben, wenn es bei Banken brennt. Dabei können sie weitgehend selbst bestimmen, welche Sicherheiten sie verlangen. Der IIF schätzt das Volumen der Kredite für zyprische Institute Ende 2012 auf etwa acht Milliarden Euro – bei einer gesamten Wirtschaftsleistung des Landes von knapp 18 Milliarden Euro.

Die IIF-Experten erwarten, dass zyprische Konten geleert werden, sobald die Geschäftsbanken wieder öffnen. Dann könnten die Institute noch mehr Nothilfen benötigen. Der IIF spricht von einem Volumen von sieben Milliarden Euro binnen einer Woche. Doch genau diese Hilfen will die EZB nicht mehr gewähren, wenn Nikosia nicht doch noch ein Programm von EU und Internationalem Währungsfonds (IWF) annimmt.

Den Vorwurf, die EZB habe den von der Pleite bedrohten Inselstaat schon in den vergangenen Tagen unter Druck gesetzt, weisen Europas Währungshüter zurück. Man habe lediglich „sachlich darauf hingewiesen“, unter welchen Bedingungen die EZB Hilfskredite gewähren könne, erklärte EZB-Direktoriumsmitglied Jörg Asmussen in einem am Mittwoch vorab veröffentlichten „Zeit“-Interview. Eine Bedingung: Notfallliquidität kann nur solventen Banken gewährt werden.

Bei einem Auftritt in Frankfurt machte Asmussen unmissverständlich klar, es gebe keine Alternative zu dem in den Krisenländern verhassten Kurs, die gigantischen staatlichen Schuldenberge abzubauen und schmerzhafte Einschnitte zu akzeptieren. Neue Schulden würden die Probleme nur in die Zukunft verschieben, warnte das deutsche EZB-Direktoriumsmitglied.

Dass die Euro-Retter keineswegs Schwarzmalerei betreiben, belegt die jüngste Reaktion des weltgrößten Anleiheinvestors Pimco: „Wir haben unser Exposure im Euro reduziert“, sagte Saumil Parikh, Geschäftsführer bei Pimco, im Interview mit „Handelsblatt Online“. Zypern habe zwar keine große Bedeutung für die Wirtschaftskraft der Eurozone, als Präzedenzfall sei das Land aber wichtig.

„Wenn Europa eine Fiskalunion werden soll, müssen die einzelnen Staaten in einem solchen Fall füreinander haften. Das ist natürlich ein sehr großes Opfer. Aber wenn Europa dazu nicht bereit ist, dann wird der Euro auf lange Sicht gewiss zerbrechen“, sagte der Pimco-Mann.(dpa)

Deutsche wollen harten Kurs bei Zypern-Rettung

Nein, sagt eine deutliche Mehrheit der Deutschen in einer repräsentativen N24-Emnid-Umfrage. 77 Prozent der Befragten finden, die Bundesregierung solle kein weiteres Geld nach Nikosia überweisen, wenn sich Zypern nicht im geforderten Umfang an der eigenen Rettung beteiligen will. Nur 15 Prozent der Deutschen wollen Zypern bedingungslos weiterhelfen. (dpa).

„Es wird ein Programm bis Montag geben.“

Panikos Demetriades,

zyprische Notenbankchef

Campusbahn: Große Angst vor neuen Projekten

 

Mo, 11. Mär. 2013
Aachener Nachrichten – Stadt / Lokales / Seite 25

Campusbahn: Große Angst vor neuen Projekten

Stimmen nach der Abstimmung: „Bittere Stunde“ für AVV-Chef Hans Joachim Sistenich. FDP jubelt. CDU-Abweichler Egbert Form lobt Sachverstand.

Von Wolfgang Schumacher

Aachen. Es gab sie, die Sieger und Verlierer im Krönungssaal. Vom deutlichen Ergebnis kontra Campusbahn waren einige im Rathaus sichtlich betroffen. Direkt daneben standen die haushohen „Gewinner“, die eine satte Zweidrittel-Mehrheit verbuchten.

So sorgte der Ratsbürgerentscheid etwa bei Bürgermeisterin Hilde Scheidt (Grüne) für „bittere Enttäuschung“. Das Warum sah sie in einer großen Angst und Sorge der Bürger vor zu hohen und eventuell explodierenden Kosten. „Diese Angst haben wir nicht zerstören können“, meinte Scheidt, man müsse das Misstrauen künftig bekämpfen. Trotz allem sei der Bürgerentscheid richtig, man müsse das nur öfter machen und dann darin Routine entwickeln.

Unternehmer Wolfgang (Tim) Hammer meinte enttäuscht: „Das muss man einfach akzeptieren.“ Trotzdem befürchtete der Spediteur, die Tragweite der gestrigen Entscheidung gegen die Stadtbahn werde „man noch zu spüren bekommen“. Experte Prof. Dirk Vallée (RWTH, Stadtbauwesen und Stadtverkehr) äußerte Respekt vor der Entscheidung. Jetzt gehe es darum, „einen Plan B zu entwickeln“, der etwa auch neue Buslinien und neue Konzepte beinhalten müsse. Denn der „Long Wajong“ etwa könne bei steigenden Fahrgastzahlen nicht auf allen Linien fahren. Die Alternative reiner Busverkehr sei im Übrigen ähnlich teuer wie „der städtische Anteil“ an der abgelehnten Campusbahn.

Für AVV-Geschäftsführer Hans Joachim Sistenich war die Ablehnung ein harter Schlag: „Das ist bitter. Wir haben fünf Jahre Arbeit da hineingesteckt.“ Die künftigen Anforderung an das Busnetz „kosten auch eine Menge Geld“, meinte Sistenich, dazu würden positive bauliche Nebeneffekte, etwa beim Trassenbau am Adalbert­steinweg, wegfallen.

Aachens Kämmerin Annekathrin Grehling wollte auf die Frage, ob ihr denn kostenmäßig ein Stein vom Herzen gefallen sei, keine rechte Antwort geben: „Es war ein ordentlicher und fairer Bürgerentscheid, trotz der Leidenschaft ist es im Ganzen doch sehr sachlich geblieben“, meinte die Dezernentin und verwies im Übrigen an „den Chef“, OB Marcel Philipp.

Baudezernentin Gisela Nacken dagegen machte aus ihrer großen Enttäuschung keinen Hehl. „Das wird uns bei den NRW-Förderanträgen zurückwerfen“, sagte sie: „Das ist ein landesweiter Image-Schaden.“ Die Kapazitäten des ÖPNV in Aachen und auch die Luftreinhaltung „bleiben ein großes Problem“, meinte Nacken weiter.

Sieg der Vernunft

Für einen Teil der Gewinner stellte FDP-Ratsfrau Sigrid Moselage erfreut fest: „Das ist eine klare Entscheidung der Bürgerschaft.“ Di Bürger hätten genau gerechnet und sich nicht mit „dubiosen Rechnungen“ ins Bockshorn jagen lassen. Auch Kontra-Kämpfer Ratsherr Peter Blum (FDP) stellte einen Sieg „der Demokratie und der Vernunft“ fest. Die Bürger hätten jedenfalls mehr Vernunft „als die Mehrheitsfraktionen“ bewiesen. Jetzt gehe es darum, den „Busplan 2015+“ weiter zu entwickeln.

Für die Grünen, bekundete Sprecherin Ulla Griepentrog ihre große Enttäuschung. „Hier zeigt sich eine große Angst vor neuen Projekten und auch eine deutliche Verdrossenheit.“ Und das, obwohl die Campusbahn-Gegner „keine Alternativen aufgezeigt haben, um die Probleme zu lösen“, meinte sie resigniert. Auch für die Ratsfrau Ellen Begolli (Linke) zeigt sich eine deutliche Angst vor „den verkorksten Großprojekten“, auch wenn das nicht mit Aachen vergleichbar sei. „Das ist traurig“, meinte Begolli. Für Aseag-Chef Michael Carmincke habe auch in Aachen „die Ängste vor Großprojekten überwogen“. Jetzt müsse ein „Plan B“ her, der einen „zukunftsorientierten ÖPNV und eine attraktive Anbindung des Campus Melaten“ mit dem Bus zum Ziel haben müsse. Dabei könne das Busnetz-Gutachten 2015+ eine gute Rolle spielen.

SPD-Verkehrsexperte Michael Servos stellte fest, „dass die Menschen uns nicht geglaubt haben.“ Es bestehe „großes Misstrauen“ gegen die Planung von Großprojekten“. Jetzt heiße es, ab morgen den „zweitbesten Plan“ umzusetzen.

Der aus der CDU-Fraktionsdisziplin ausgescherte Ratsherr Egbert Form freute sich über den Zuspruch, „den ich durch mein Sondervotum“ – es wurde im städtischen Abstimmungsheft veröffentlicht – „bekommen habe.“ Dank zollte er der Bürgerinitiative. Es zeige sich wieder, dass gerade bei den Bürgern „mehr Sachverstand anzutreffen ist als manches Mal in der Verwaltung“. Für die Entwicklung eines Schienennetzes, so der Ingenieur, sei es „in Aachen bereits zu spät“, solche Projekte würden auch regelmäßig „doppelt so teuer wie geplant“.

Für Aachens bekannten Kabarettisten Wendelin Haverkamp waren „die Regeln in diesem Bürgerentscheid nicht fair, die Verwaltung nicht neutral“. „So geht das nicht“, meinte der sonstige Spaßmacher dieses Mal todernst.

Kommentar: Da sollten sich mal die Ratsfrauen – /herrn, die für die Kampusbahn gestimmt haben, überlegen, wen Sie noch vertreten? 66 % der Aachener Bevölkerung in einer wesentlichen, existenziellen Frage für die Stadt jedenfalls nicht!